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Konzerthaus-Chef Matthias Naske sucht Kontakt zu den Subventionsgebern: "Wir brauchen ja nicht viele Millionen."

Foto: apa

Wien - Man darf sich ja, in Zeiten, da eine neue Regierung entsteht, etwas wünschen, etwa einen eigenen Kulturminister: "Das Ressort einfach irgendwohin mitzunehmen ist heutzutage eine gefährliche Sache", meint der neue Konzerthauschef Matthias Naske. Und weil er schon dabei ist, fordert er "auch einen Dialog mit der Politik über Kulturinhalte", zudem ein sensibles Bewusstsein für die Notwendigkeit von Kunst.

Selbiges hat Naske in Luxemburg erlebt, wo er zuletzt künstlerischer Leiter der Philharmonie war: "Das kulturelle Geschehen wird dort sehr aktiv von der politischen Szene mitgetragen. Es gibt einen wunderbaren Ausspruch des Finanzministers: Jene Investitionen in die Philharmonie, die ich zuletzt geleitet habe, seien fünfmal mehr wert, als das, was er, der Finanzminister, für sie an Geld bereitgestellt habe. Das ist ein Reflexionsgrad, den man sich nur wünschen kann."

Naske ist gerade dabei, diesbezüglich in Wien Erfahrungen zu sammeln. Er spricht mit der Politik, er sucht die öffentliche Hand zu überzeugen, ihm "mehr Gestaltungsspielraum zu gewähren". Schließlich: Für das Wiener Konzerthaus sind die Subventionen seit 16 Jahren nicht erhöht worden. Die 1.054.000 Euro jährlich sind mittlerweile somit etwa ein Drittel weniger wert.

"Wir könnten natürlich kommerzieller werden, höhere Kartenpreise verlangen und mehr Superstars holen. Ich halte das jedoch nicht für eine adäquate Orientierung für dieses Haus. Es soll ein offener Ort sein, soll viel Moderne bieten und vieles für Kinder. Es soll Lust auf Wahrnehmung wecken." Wenn so ein Haus indes "in seiner betrieblichen Aufstellung so gestaltet ist, dass es zur Aufrechterhaltung seiner Existenz einen Großteil der Mittel, die es erwirtschaftet, aufwenden muss, also gar nicht dazu kommt, das künstlerische Geschehen adäquat zu bedienen - dann ist es in Gefahr, seiner eigentlichen Mission nicht gerecht zu werden."

Noch effizienter "kann man jedenfalls nicht wirtschaften", so der in Wien geborene Naske, der auch lange Zeit Chef der Jeunesse Österreich war. "Da ist viel Vorarbeit geleistet worden, und wir sind natürlich sparsam. Jetzt wäre die öffentliche Hand am Zug", so Naske, der kulturelle Relevanz für sein Haus auch abseits "des klassischen Musikfreunds" generieren möchte. "Diese Gruppe ist wichtig, aber es gäbe mehr zu erreichen, neue Zielgruppen aufzuspüren." Mit neuen Formaten und Festivals etwa: "Ich werde nicht noch einen großen Orchesterzyklus auflegen. Ich möchte eher Formate entwickeln, die Menschen leichten Zugang zu exzellenter Musik unter Einbindung der Moderne gewähren."

Dies könne man "mit einem Festival schaffen und durch geschickte, spielerische Einbindung vorhandener Räume. Dazu bietet das Konzerthaus gute Möglichkeiten. Es kann etwa auch ein Nachkonzert nach einem Symphoniker-Abend geben, das an einem anderen Ort stattfindet." Konkret möchte Naske auch österreichische Komponisten stärker mit internationalen Ensembles zusammenbringen. "Grundsätzlich will ich mehr experimentieren können und nicht etwa auch noch gezwungen sein, jungen Künstlern schlechte Gagen zu zahlen. Auch wollen wir wirtschaftlich zugänglich bleiben, und Zugänglichkeit sichert eben auch die öffentliche Hand."

Kein vorzeitiger Abgang

Falls er die Politik nicht überzeugt - auch dafür hätte er einen Plan. Das Haus vorzeitig zu verlassen gehört allerdings nicht dazu: "Ein klares Bekenntnis: Ich habe keine Sekunde vor, dieses Haus vor Ende meiner geplanten Intendanz von fünf Jahren zu verlassen. Vielleicht werden es auch mehr Jahre. Ich bin natürlich beseelt von der Idee, dem Haus mehr Spielraum zu verschaffen, und das erzeugt einen Druck, mit dem ich umzugehen habe. Aber ich wusste das. Jedenfalls: Das Konzerthaus soll ein lebendiger Ort und kein Musikmuseum sein, und es geht um Vielfalt. Wir haben diesbezüglich wunderbare Ideen und brauchen ja auch nicht unbedingt viele Millionen." (Ljubisa Tosic, DER STANDARD, 2.10.2013)