Curd Jürgens und Danny Kaye in "Me and the Colonel" (1958). 

Foto: Jüdisches Filmfestival

Wien - Die Entscheidung für das Richtige ist dann einfach, wenn man genau weiß, was das Richtige ist. Das berühmte Lebensmotto von Samuel Jakobowsky - "Man hat immer zwei Möglichkeiten im Leben!" - stimmt also nur dann, wenn man einen zweiten Weg überhaupt in Betracht zieht. Jakobowsky ist ein polnischer Jude auf der Flucht durch Frankreich, an seiner Seite befindet sich der ebenfalls vor den einmarschierenden Nazis fliehende antisemitische Oberst Prokoszny. Hollywood nach Franz Werfel, gewiss, doch was Peter Glenvilles Me and the Colonel (1958) auszeichnet, ist vor allem das Spiel seiner Hauptdarsteller: Curd Jürgens und Danny Kaye bewegen sich sicher auf dem schmalen Grat zwischen Komödie und Moralstück, zwischen der Lust an der Unterhaltung und dem Ernst der politischen Botschaft.

Die Erinnerung an den großen jüdischen US-Komiker Danny Kaye ist einer von mehreren Schwerpunkten im Programm des diesjährigen Jüdischen Filmfestivals (2. bis 17. Oktober), das mit Idit Cébulas Familiendrama Where we grew up (2012) eröffnet, in dem sich eine Familie nach dem Tod der Mutter neu findet.

Es sind immer wieder Fragen nach der Herkunft und nach der Identität, die in vielen der ausgewählten Filme gestellt werden. So erzählt etwa der österreichische Kurzfilm Sraia (Regie: Marcello Demner) vom Leben eines jungen orthodoxen Juden im Zweiten Wiener Bezirk und seiner Suche nach seinem Platz in der Gesellschaft der Erwachsenen. Wollte man also danach fragen, was die meisten Arbeiten des Festivals - von deutschsprachigen Nachkriegsfilmen von Wolfgang Staudte in der Reihe Das andere Leben bis zu aktuellen Produktionen wie Elie Wajemans verstörendem Selbstfindungsdrama Aliyah - miteinander verbindet, dann müsste man frei nach Jakobowsky antworten: das Leben als Möglichkeit begreifen. (Michael Pekler, DER STANDARD, 2.10.2013)