Los Angeles / Wien - Der US-Bundesstaat Kalifornien ist beim Thema Abtreibung immer schon liberaler gewesen als der Rest der USA. Bereits 1967 legalisierte der spätere US-Präsident und Republikaner Ronald Reagan, damals noch in der Rolle des Gouverneurs, den Schwangerschaftsabbruch. Frauen mit geringem Einkommen werden finanziell unterstützt und Minderjährige können ohne Einverständnis der Eltern eine Abtreibung vornehmen lassen.

Doch die wenigen Kliniken sind oft viele Stunden von strukturschwachen und konservativen Orten entfernt. Kalifornien hat rund 38 Millionen Einwohner, in weniger als der Hälfte der Bezirke werden Behandlungen durchgeführt.

Das US-amerikanische Investigativjournal ProPublica berichtet nun über zwei geplante Gesetzesänderungen, die den Zugang zu Abtreibungen massiv erleichtern würden: Die erste erlaubt künftig auch ausgebildetem Pflegepersonal, eine Abtreibung ohne Anwesenheit eines Arztes innerhalb der ersten zwölf Wochen vorzunehmen. Die zweite sieht eine deutliche Lockerung der Gebäudestandards von Kliniken vor, während im Rest der USA strengere Regeln eingeführt werden.

"Rein politische Kräfte"

Als Basis dient eine aktuelle Studie der University of California, die keinen signifikanten Zusammenhang zwischen Komplikationen und der Durchführung durch einen Arzt nachweisen konnte. "Es gibt keine medizinischen Gründe für schärfere Abtreibungsgesetze, da stecken rein politische Kräfte dahinter", begründet Margaret Crosby von der NGO für liberale Bürgerrechte (ACLU) ihre Position in dem Bericht. Dem gegenüber stehen die Ängste von Anhängern der Pro-Life-Bewegung, die eine Verharmlosung von Schwangerschaftsabbrüchen befürchten.

Sollten die beiden Gesetze unterschrieben werden, wäre dies der größte Schritt Richtung Zugang zu Abtreibung seit Einführung der Abtreibungspille vor mehr als zehn Jahre. (juh, DER STANDARD, 2.10.2013)