Im ÖVP-Vorstand hat sich eine Mehrheit gegen die Fortsetzung einer großen Koalition abgezeichnet. Parteichef Michael Spindelegger hat die Vollmacht erhalten, mit allen Parteien zu verhandeln. Die Präferenzen innerhalb der Partei sind aber sehr unterschiedlich, wie ein Blick in die Länder und die Bünde zeigt.

ÖVP Burgenland, Franz Steindl: Kann einer Rechtskoalition mit der FPÖ durchaus etwas abgewinnen, spricht sich offiziell aber für eine große Koalition aus. Dort müsse sich aber "der Stil ändern".

ÖVP Niederösterreich, Erwin Pröll: Ganz klar ein Befürworter der großen Koalition, will aber "neue Modalitäten". Pröll fordert, ganz konkret Projekte festzulegen.

ÖVP Wien, Manfred Juraczka: Aus leidsamer Wien-Erfahrung ein überzeugter Gegner der SPÖ. Juraczka hat sich für eine Zusammenarbeit mit den Neos ausgesprochen, die sollte man in einer Dreierkoalition dazunehmen.

ÖVP Oberösterreich, Josef Pühringer: An und für sich ein Anhänger der großen Koalition, spricht sich Pühringer jetzt klar dafür aus, mit allen zu verhandeln und offen für alles zu sein.

ÖVP Salzburg, Wilfried Haslauer: Ein strikter Gegner einer Koalition mit der SPÖ, sowohl auf Landesebene als auch im Bund. Haslauer hat seiner Partei dringend eine Zusammenarbeit mit den Grünen nahegelegt.

ÖVP Steiermark, Hermann Schützenhöfer: Der erklärte Großkoalitionär rät seiner Partei in der jetzigen Situation, auch andere Mehrheiten zu suchen und niemanden auszuschließen.

ÖVP Kärnten, Gabriel Obernosterer: Ein erklärter Gegner der großen Koalition, hat ganz klar deponiert, dass er für eine "bürgerliche Koalition" ist, also für eine Zusammenarbeit mit den Freiheitlichen und dem Team Stronach.

ÖVP Tirol: Günther Platter: Will Reformgeist, vor allem in der Bildungsfrage, ist aber nicht unbedingt für eine Dreierkoalition. Das hält er für schwierig.

ÖVP Vorarlberg, Markus Wallner: Tritt dafür ein, mit allen zu verhandeln, warnt den Parteichef in Wien davor, Steigbügelhalter von Faymann sein.

Bauernbund, Jakob Auer: Die Bauern sind traditionell für die große Koalition - Hauptsache, sie haben wieder das Landwirtschaftsministerium und werden in ihren Kreisen nicht gestört.

Junge ÖVP, Sebastian Kurz: Der Staatssekretär ist gegen Schwarz-Blau, will aber auch Rot-Schwarz nicht fortsetzen wie gehabt. Kurz ist dafür, andere Parteien zu beteiligen, wenigstens beim Erstellen eines gemeinsamen Programms.

ÖAAB, Johanna Mikl-Leitner: Im Wesentlichen vertritt Mikl-Leitner die Position, die auch Erwin Pröll vertritt.

ÖVP-Frauen, Dorothea Schittenhelm: Bekanntlich ist auch Schittenhelm Niederösterreicherin, siehe also Mikl-Leitner und Pröll.

Seniorenbund, Andreas Khol: Keine Zustimmung zu einer "Zankkoalition", Khol will erst Trauerarbeit sehen, dann konkrete Projekte festschreiben - und keinesfalls "weitermachen wie bisher".

Wirtschaftsbund, Christoph Leitl: Grundsätzlich ein Großkoalitionär, im speziellen Fall aber gegen eine Fortsetzung des Ist-Zustands. (Michael Völker, DER STANDARD, 2.10.2013)