Die ehemalige dänische Fernsehpremierministerin kehrt zurück in die Politik: Birgitte Nyborg (Sidse Babett Knudsen) in "Borgen".

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Wien - Es läuft gut für Dänemarks ehemalige Premierministerin: Zweieinhalb Jahre, nachdem Birgitte Nyborg (Sidse Babett Knudsen) mit ihrer Partei eine Wahlschlappe erlitt, kostet sie den herbsüßen Geschmack der Privatwirtschaft: Managergehalt, die Skyline von Hongkong, ein schöner Mann, grüne Pumps ... Nyborg, die im Haifischbecken der Spitzenpolitik eine Zeit lang wendig mitgeschwommen, schließlich aber doch zu wenig kompromissbereit war, stellt zunächst fest, dass es ein Leben ohne Politik gibt. Wenn - ja wenn es nur die Politik selbst nicht gäbe. Und damit ist der Bogen gespannt für die dritte und letzte Staffel der Politserie Borgen, ab Donnerstag, 21 Uhr auf Arte.

Nyborg will zurück zu ihrer Partei. Die Begeisterung dort ist enden wollend. Die einstigen liberalen Ideale der Bewegung haben an Bedeutung verloren. Die aufrechte Parteisoldatin muss erneut antreten, um dem Guten in der politischen Willensbildung zum Sieg zu verhelfen.

Dänemarks öffentlich-rechtlichem DF 1 gelang mit Borgen ein internationaler Erfolg: Zwischen Frankreich und Südkorea verfolgten Millionen Zuschauer die Dramaserie nach dem Buch von Adam Price. Kritiker sahen in Borgen euphorisch die "beste Fernsehserie". Das darf - bei aller Sympathie für die charismatische Lichtgestalt Nyborg - bezweifelt werden. Die Darstellung demokratischer Prozesse fällt mitunter zu schlicht aus.

Dass "Borgen" dennoch eine herausragende Serie ist, liegt abseits des Klubgemauschels. Zu sehen ist ein weiblicher Karriereverlauf und wie er sich gestaltet, nachdem frau die gläserne Decke durchbrochen hat: Die Luft an der Staatsspitze ist für beiderlei Geschlechter dünn, aber hinter der starken Politikerin steht nur für kurze Zeit ein starker Mann. "Du warst nie da", flennte der Gatte und machte sich vor einiger Zeit aus dem Staub. Nyborgs journalistisches Spiegelbild, die Reporterin Katrine Fønsmark (Brigitte Hjort Sørensen), erlebt Mutterfreuden, auch hier erweist sich der Ex als wenig hilfreicher, aber umso stärker auf Mitspracherechte pochender Co-Erzieher. Das soll es auch schon außerhalb der Politik gegeben haben. (Doris Priesching, DER STANDARD, 3.10.2013)