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Ashin Wirathu ist nicht nur buddhistischer Mönch - er ist auch Anführer der antimuslimischen Extremistengruppe 969.

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Zwei Frauen protestieren gegen die Verfolgung von Muslimen in Burma.

Foto: dapd/Nabil

Das Haar abgeschoren, die traditionelle orange Mönchsrobe fein säuberlich um den Körper gebunden. Jede Aufnahme des buddhistischen Mönchs Ashin Wirathu wirkt wie ein Abbild der vorherigen. Die stoische Langmut, die Wirathu ausstrahlt, ist angesichts seiner Thesen trügerisch. Der 45-Jährige ist eben nicht nur buddhistischer Mönch - er ist auch Anführer der burmesischen Extremistengruppe 969. Wirathu hat in einem Kloster in Mandalay Gleichgesinnte um sich versammelt, die durch Burma ziehen und Hass gegen Muslime predigen. Ihr Ziel: Burma zur muslimfreien Zone zu machen.

Die Bewegung hatte Buddhisten unter anderem dazu aufgefordert, muslimische Geschäfte zu boykottieren. In Pamphleten warnt 969 vor einer Machtübernahme der Muslime. Die Eheschließung zwischen Buddhisten und Muslimen müsse zudem erschwert werden. Wegen seiner verhetzenden Aussagen wird Wirathu auch "Hitler Burmas" genannt. Das Magazin "Time" widmete ihm die Titelseite seiner Juli-Ausgabe. "Das Gesicht des buddhistischen Terrors" war auf der Titelseite in großen Lettern zu lesen - darüber Ashin Wirathus Konterfei. Die burmesische Regierung untersagte den Vertrieb der Ausgabe im eigenen Land, da man dadurch weitere rassistisch oder religiös motivierte Gewalt befürchtete.

Religiös motivierte Gewalttaten mehren sich

Etwa viereinhalb Prozent der Bevölkerung des südostasiatischen Staates sind muslimischen Glaubens - mehr als zwei Millionen Menschen. Religiös motivierte Gewalttaten gegen Muslime mehren sich im buddhistisch geprägten Burma seit rund eineinhalb Jahren. Vor wenigen Tagen kam es in der burmesischen Küstenstadt Thandwe erneut zu gewalttätigen Protesten gegen muslimische Einwohner. Auslöser der Unruhen war die Beschwerde eines Buddhisten: Ein muslimischer Ladenbesitzer habe ihn beschimpft, weil er sein Auto vor dessen Laden parken wollte. Die Polizei nahm den Ladenbesitzer fest. Als sie ihn jedoch nach wenigen Stunden freiließen, ging ein wütender Mob auf Muslime in der Küstenstadt los. Die traurige Bilanz: Mindestens vier Tote, mehr als 50 Verletzte und 100 niedergebrannte Häuser.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kamen seit Juni 2012 rund 250 Menschen bei Unruhen ums Leben, die meisten davon Rohingya-Muslime. Mehr als 150.000 Angehörige der Volksgruppe wurden aus ihrem Zuhause vertrieben. Human Rights Watch spricht in diesem Zusammenhäng von "ethnischen Säuberungen". Gemäß dem burmesischen Staatsbürgerschaftsgesetz von 1982 gelten Rohingya-Muslime nicht als eine der 135 einheimischen Bevölkerungsgruppen und haben damit keinen Anspruch auf die Staatsbürgerschaft.

Regierung bekommt innenpolitische Lage nicht in Griff

Die formal zivile, militärnahe Regierung um Staatspräsident Thein Sein hatte im April 2011 nach Jahrzehnten der autoritären Militärherrschaft das Ruder übernommen und startete seither eine Reihe tiefgreifender politischer, sozialer und wirtschaftlicher Reformen, um die internationale Isolation des südostasiatischen Landes zu beenden. Die USA und die EU honorierten die Reformanstrengungen und hoben inzwischen einen Großteil der gegen Burma verhängten Sanktionen auf.

Die innenpolitische Lage bekommt die Regierung jedoch nicht in den Griff. Der UN-Sondergesandte Tomas Ojea Quintana, der Burma im August einen zehntägigen Besuch abgestattet hatte, um sich ein Bild von der Sicherheitslage im Land zu machen, äußerte große Bedenken. Während seines Aufenthalts wurde auch der Konvoi des UN-Mitarbeiters beschossen. Immerhin: Verletzt wurde niemand. (Josef Saller, derStandard.at, 3.10.2013)