Smartwatches sind der nächste große Trend, darf man Herstellern und Marktbeobachtern glauben. Der WebStandard konnte Samsungs Galaxy Gear (links) und die Pebble (rechts) testen.

Foto: derStandard.at/Riegler

Die Galaxy Gear ist mit Touchscreen, Kamera sowie Lautsprecher und Mikrophon zum Telefonieren ausgestattet.

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Die Pebble verfügt über ein E-Paper-Display und wird über Tasten bedient. Das Uhren-Design kann man über den Watchface-Generation selbst erstellen - z.B. mit einer WebStandard-Uhr.

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Samsungs Smartwatch funktioniert nur in Verbindung mit Galaxy-Geräten - derzeit wird nur das Galaxy Note 3 (im Bild) unterstützt. Apps und Uhrdesigns können über den Gear Manager heruntergeladen werden.

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Die Pebble funktioniert sowohl mit iOS als auch mit Android. Einstellungen werden über die Pebble-App vorgenommen. Watchfaces, Apps und Games stehen über mehrere inoffizielle Stores zur Verfügung.

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Die Pebble (links) kann SMS und E-Mail-Texte vollständig anzeigen, das Lesen fällt aufgrund des kleinen Displays allerdings schwer. Auf der Galaxy Gear kann man ebenfalls SMS lesen, bei E-Mails wird allerdings nur Samsungs eigene Mail-App zur Anzeige des kompletten Textes unterstützt.

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Das Design der Galaxy Gear ist sehr dominant: mit auffälligen Schrauben und der deutlich hervorstehenden Kamera im Armband.

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Die Pebble besitzt ein schlichtes Design, die Tasten zur Bedienung der Uhr ragen aber seitlich deutlich über das Gehäuse hinaus.

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Aufgeladen werden muss die Samsung-Uhr bei durchschnittlicher Nutzung täglich über eine eigene Ladestation.

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Die Pebble hält etwa eine Woche durch und wird über ein USB-Kabel am PC geladen.

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Das Uhrband der Pebble (links) ist flexibel und kann gegen andere 22mm-Bänder ausgewechselt werden. Bei der Galaxy Gear befinden sich elektronische Komponenten im Band: es ist relativ steif und fix mit dem Gehäuse verbunden.

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Die Galaxy Gear kann auch Fotos aufnehmen.

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Die Bilder haben zumindest Schnappschussqualität.

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Sie sollen das nächste "Big Thing" nach Smartphones und Tablets werden. Smartwatches, die Funktionen von Handys auf die Armbanduhr auslagern, gibt es zwar schon seit ein paar Jahren. Aber was bislang Nische für Sportler und Geeks war, soll nun auch das Handgelenk von Otto und Elke Normalverbraucher erobern. Ob das gelingt, soll der Test zeigen: Der WebStandard konnte Samsungs Galaxy Gear und die Pebble des gleichnamigen US-Startups ausprobieren.

Nur in Verbindung mit Smartphones

Vorweg: beide Uhren können nur in Verbindung mit einem Smartphone genutzt werden. Die Einrichtung der Galaxy Gear ist etwas kompliziert. Beim ersten Einschalten muss man die separate Ladestation, in der ein NFC-Tag integriert ist, an das Smartphone halten – derzeit wird nur das Galaxy Note 3 unterstützt. Daraufhin wird man aufgefordert, den Gear Manager herunterzuladen, um die Uhr einzurichten. Das Smartphone verbindet sich danach automatisch via Bluetooth mit der Uhr. Wenn das nicht funktioniert – wie im Test der Fall war – kann die Verbindung auch manuell veranlasst werden.

Auch die Pebble muss bei der Inbetriebnahme mit einem Smartphone verbunden werden. Nutzer laden dafür die offizielle App auf ihr iPhone oder Android-Smartphone, auf dem Bluetooth aktiviert sein muss. Die Pebble ist schneller startklar und die App gibt einfache Anweisungen zur Benutzung, denen auch technisch wenig versierte Nutzer folgen können. Allerdings wird derzeit nur Englisch als Menüsprache unterstützt.

Hardware

Die Galaxy Gear ist mit einem 1,63 Zoll großen sAmoled-Touchscreen (320 x 320) Pixel, einem 800 Mhz getakteten Prozessor und 4 GB internem Speicher ausgestattet. Zudem ist eine 1,9-Megapixel-Kamera integriert. Die Datenübertragung erfolgt über Bluetooth 4.0. Daneben sind zwei Mikrophone, ein Lautsprecher, Beschleunigungsaufnehmer und Gyro-Sensor verbaut.

Die Hardware der Pebble ist im Vergleich dazu minimalistisch. Sie ist mit einem 1,26 Zoll großen E-Paper-Display (144 x 168 Pixel) mit LED-Hintergrundbeleuchtung, einem 80-Mhz-Chip und Bluetooth 4.0 ausgestattet. Außerdem verfügt sie über Beschleunigungs- und einen Umgebungslichtsensor. Kamera oder Lautsprecher bzw. Mikrophone gibt es nicht.

Design

Das Design der Galaxy Gear ist sehr dominant. Das Display ist in einen Metallrahmen mit auffälligen Schrauben gefasst. Mit Abmessungen von 36,8 x 56,6 x 11,1 mm und einem Gewicht von 73,8 Gramm ist sie nicht gerade das, was man zierlich nennen würde. An der Schließe der Armbandspange befindet sich der Lautsprecher, im Armband ist deutlich hervorstehend die Kamera integriert. Die Uhr ist in Schwarz, Rose-Gold, Orange, Grau, Beige und Grün erhältlich. Nass werden darf das Gadget nicht.

Viel schlichter ist die Pebble unterwegs. Sie misst 36 x 52 x 11,5 mm und wiegt nur 38 Gramm. Das Uhrengehäuse ist aus Polycarbonat gefertigt. Im Gegensatz zur Galaxy Gear ist sie laut Hersteller bis zu einem Druck von 5 bar wasserdicht, womit beispielsweise Duschen, Untertauchen in der Badewanne und Händewaschen möglich ist. Die Pebble ist in Orange, Rot, Schwarz, Weiß und Grau erhältlich. Das Standard-Armband ist schwarz bzw. beim weißen Uhrengehäuse weiß.

Tragekomfort

Wie komfortabel Galaxy Gear und Pebble zu tragen sind, hängt zu einem nicht ungewesentlichen Teil zwar vom Arm des Trägers ab. Die Autorin hat beispielsweise eher schmale Handgelenke, was die Uhren überdimensioniert wirken lässt). Allerdings tragen auch Bauweise und die Armbänder zum Tragekomfort bei.

Hier ist die Pebble im Vorteil. Sie ist nicht nur leichter, das Armband ist auch flexibler und kann gegen jedes 22mm-Band ausgetauscht werden. Das Band der Galaxy Gear ist fix mit der Uhr verbunden und dadurch wesentlich steifer. Wer sehr kräftige Arme hat, hat Pech gehabt. Weiter aufbiegen lässt sich das Band nämlich aufgrund der integrierten Elektronik nicht. Die Schnalle ist zudem etwas umständlich zu schließen.

Bedienung

Wie bereits erwähnt ist die Galaxy Gear mit einem farbigen Touchscreen ausgestattet. Die Bedienung erfolgt hauptsächlich darüber. Seitlich ist ein Einschaltknopf untergebracht. Das Display schaltet sich nach einigen Sekunden aus, erst wenn der Arm etwas gehoben wird, erscheint die Uhrzeit.

Von Samsungs Android-Smartphones bekannt ist die S-Voice-Steuerung. Bei der Smartwatch können per Spracheingabe etwa Anrufe getätigt werden, Fotos geschossen, Termine, Aufgaben und Alarme gesetzt werden sowie Nachrichten und Wetter abgerufen werden. Dazu muss die Uhr allerdings ständig mit dem Smartphone verbunden sein und dieses über eine Netzwerkverbindung verfügen. Die Spracherkennung funktioniert gut, wenngleich auch nicht immer 100-prozentig. Ist die Uhr nicht in Reichtweite des Smartphones, wird sie automatisch gesperrt.

Die Pebble wird über (sehr große) Buttons gesteuert und zeigt die Uhrzeit permanent an. Jeweils links und rechts am Gehäuse befinden sich zwei Tasten, um sich in den Menüebenen vor- oder rückwärts zu bewegen. Zwei weitere Tasten an der rechten Uhrseite ermöglichen die Steuerung nach oben oder unten durch das Menü. Die Tasten verlangen einigen Druck, können so aber auch nicht unabsichtlich betätigt werden. Negativ fällt auf, dass das E-Paper-Display trotz Hintergrundbeleuchtung (die auch ausgestaltet werden kann) relativ dunkel ist. Im direkten Sonnenlicht erscheinen am Display zudem leichte Farbveränderungen.

Funktionsumfang: Galaxy Gear

Die Galaxy Gear zeigt Benachrichtungen des Smartphones an und kann von Haus aus Sprachmemos, Fotos und Videos aufnehmen, den Mediaplayer des Smartphones steuern und die Schritte des Trägers zählen. Auf der Uhr kann man den Terminkalender einsehen, auf Kontakte zugreifen und Wetterprognosen anzeigen.

Anrufe können dank integriertem Mikrophon und Lautsprecher direkt auf der Uhr getätigt und entgegenommen werden. Der Lautsprecher ist in der Schließe integriert. Die Mikrophone sind beidseitig im Display-Gehäuse untergebracht. Samsung schwebt vor, dass der Träger zum Telefonieren die Hand zum Ohr hebt, was ohne Handy in der Hand sehr gewöhnungsbedürftig ist. Allerdings kann die Uhr auch wie andere Freisprechanlagen in einem gewissen Abstand genutzt werden.

Eine praktische Funktion ist Smart Info. Bekommt man beispielsweise ein E-Mail, muss man nur das Smartphone zur Hand nehmen und die Nachricht wird automatisch angezeigt. Auf der Uhr ist auch ein Archiv der Benachrichtigungen und ein Telefonprotokoll abrufbar. Da die vollständige Anzeige von Inhalten jedoch nur von einigen Apps (z.B. Mail) unterstützt wird, können etwa E-Mails der Gmail-Anwendung nur am Smartphone gelesen werden.

Die Auflösung der Kamera ist zwar sehr niedrig, die Ergebnisse sind aber besser als erwartet. Zusammen mit den Fotos können optional auch bis zu neun Sekunden Ton aufgenommen werden. Eine hübsche Idee, um beispielsweise Partyfotos lebendiger zu machen. Die Fotos können auf das Smartphone übertragen werden, allerdings funktioniert das nicht automatisch und muss für jedes Bild einzeln veranlasst werden.

Funktionsumfang: Pebble

Die Pebble bietet von Haus aus einen deutlich reduzierteren Funktionsumfang. Nutzer können einen Alarm setzen, den Musikplayer des Handys steuern und eingehende Benachrichtungen, SMS und E-Mails sowie Anrufe vom Handy anzeigen lassen. Anrufe können per Knopfdruck direkt an der Uhr angenommen oder abgewiesen werden. Telefoniert wird jedoch mit dem Handy. Während die Einstellungen zu Benachrichtigungen auf einem iPhone in den iOS-Einstellungen vorgenommen werden müssen, wird das unter Android in der Pebble-App erledigt.

E-Mail-Text wird zwar vollständig angezeigt, auf dem kleinen Display ist es jedoch sehr mühsam durch längere Nachrichten zu scrollen. Für die Schriftgröße gibt es zwei Optionen, bei der größeren Anzeige hat teilweise nur ein Wort pro Zeile Platz. Die Benachrichtigungen werden anders als bei der Galaxy Gear nicht gespeichert. Hat man sie einmal weggeklickt, sind sie auf der Uhr nicht mehr erreichbar.

Zeitanzeige

Beide Uhren können die Zeit in verschiedenen Designs anzeigen. Die Anzeigen werden über den Gear Manager bzw. die Pebble App auf die Geräte übertragen. Neben konservativen Analog- und Digitaluhren gibt es auch eine Vielzahl ungewöhnlicher Designs.

Für die Pebble gibt es mehrere Websites, um weitere neue Watchfaces zu laden (etwa über MyPebbleface.com) oder auch eigene zu kreieren (watchface-generator.de - z.B. die WebStandard-Uhr). Bei der Uhr können die verschiedenen Anzeigeformate praktisch über die Tasten gewechselt werden. Auf der Galaxy Gear muss man sie in den Einstellungen ändern.

Erweiterbarkeit

Daneben stehen für beide Smartwatches verschiedene Apps zur Verfügung, die den Funktionsumfang erweitern. Bei der Galaxy Gear können die Anwendungen im Gear Manager am Smartphone über den Store "Samsung Apps" installiert werden. Die Auswahl zeigt sich derzeit noch eingeschränkt. So gibt es eine Handvoll Fitness-Apps, eine Evernote-Version, eBay, eine App, die Text über die Kamera erkennen und übersetzen soll, einen Scanner für Weine oder beispielsweise ein Würfelspiel.

Bei der Pebble kann man Anwendungen über die offizielle App, sowie weitere inoffizielle Stores (z.B. allpebble.com) herunterladen. Im Google Play Store sowie im App Store für iOS findet man auch viele Apps, die mit der Pebble zusammenarbeiten. Unter anderem gibt es Kalender, Fitness-Apps, Fernauslöser für die Smartphone-Kamera, GPS-Tracker oder verschiedene Spielee. Allerdings können derzeit gleichzeitig nur acht Watchfaces oder Apps auf der Uhr installiert werden.

Kompatibilität

Die Pebble ist mit dem iPhone (ab 3GS) und dem iPod Touch (aber der 3. Generation) mit iOS ab Version 5 und Android ab Version 2.3.3 kompatibel. Die Galaxy Gear kann vorerst nur mit dem Galaxy Note 3 genutzt werden. Im Lauf des Herbst sollen noch weitere Geräte unterstützt werden, allerdings bleibt die Nutzung auf Samsungs eigenen Galaxy-Modelle beschränkt.

Akkulaufzeit

Die Galaxy Gear muss nach etwa einem Tag durchschnittlicher Nutzung wieder Energie tanken. Geladen wir die Uhr, indem sie in eine eigene Ladestation gesteckt wird. Der Akkustatus kann in den Einstellungen aufgerufen werden.

Das Aufladen der Pebble erfolgt über den PC mittels USB-Kabel. Das Kabel wird an der Uhr durch magnetische Kontakte befestigt. Es löst sich aber sehr leicht, sodass man aufpassen muss, dass die Uhr auch tatsächlich aufgeladen wird. Die Uhr hält je nach Nutzung fünf bis sieben Tage durch.

Dass beide Uhren ständig via Bluetooth mit den Smartphones verbunden sein müssen, hat natürlich auch Auswirkungen auf die Laufzeit der Telefone. Die Gadgets zapfen etwa zehn bis 15 Prozent mehr Energie vom Smartphone ab.

Preis und Verfügbarkeit

Samsung bietet seine Galaxy Gear um 299 Euro an. Die Uhr kann bei Händlern und bei Mobilfunkern gekauft werden. Die Pebble kann nur über den Online-Shop des Herstellers bzw. in den USA auch über Best-Buy-Märkte um 150 US-Dollar, umgerechnet 110 Euro, bestellt werden.

Fazit

Die Galaxy Gear bietet von Haus aus einen größeren Funktionsumfang. Wie bei vielen Geräten aus dem Hause Samsung verliert man sich aber schnell in einer Viezahl unüberschaubarer Optionen und Menüeinstellungen. Gleichzeitig bleibt die Uhr sehr eingeschränkt mit derzeit nur einem unterstützten Gerät und einer überschaubaren Anzahl an Apps. Der Preis von 299 Euro ist dafür sehr hoch angesetzt.

Die Pebble wiederum bietet mit ihren Standard-Einstellungen weniger und ist ohne Touchscreen etwas bedienungsunfreundlicher. Allerdings gibt es schon wesentlich mehr Apps für die Uhr und man kann sie mit mehreren Endgeräten verwenden. Mit umgerechnet 110 Euro ist sie zudem vergleichweise günstig.

Die Smartwatches übernehmen zwar Funktionen eines Smartphones, setzen aber gleichzeitig die ständige Verbindung mit diesem voraus, wenn sie voll funktionsfähig sein sollen. Ein echtes Killerfeature für die Nutzung im Alltag ist bei beiden Modellen noch nicht zu sehen. Das und die jeweiligen Einschränkungen machen Galaxy Gear und Pebble vorerst nur zum Gadget für Early Adopters. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Modelle in der nächsten Generation weiterentwickeln. Potenzial ist durchaus vorhanden. (Birgit Riegler, derStandard.at, 14.10.2013)