Wien/Salzburg/Klagenfurt - Die Operation läuft unter der Devise "Marktbereinigung" - wie im Wirtschaftsleben eben üblich. Nachdem sein Unternehmen, in diesem Fall die Partei, bei den Nationalratswahlen weit unter den Erwartungen geblieben ist und die vom ihm als "Eigentümer" eingesetzten Millionen zum Teil abgeschrieben werden müssen, verordnet Frank Stronach für sein Team jetzt einen harten Sparkurs. Als Parteisaniererin setzt Stronach Denise Pucher ein, die bisher schon die Finanzen im Unternehmen geordnet hat.
Pucher gilt als "harte Rechnerin" und wird neben der künftigen Klubobfrau im Parlament, Kathrin Nachbaur, der steirischen Stronach-Vertrauten Waltraud Dietrich und Frank Stronach selbst im Führungsgremium - dem Parteivorstand - sitzen. Neu hinzugekommen in diesen inneren Kreis ist jetzt auch der Vater von Kathrin Nachbaur, der ehemalige steirische Wirtschaftskammerfunktionär Bernd Nachbaur.
Stronach will nach der verpatzten Nationalratswahl keinen Cent mehr in die Partei stecken. Das kann in einigen Landesorganisationen zur Überlebensfrage werden. Tirol und Oberösterreich gelten als gefährdet. Nicht auszuschließen, dass sich dort die Landesparteien wegen "Unrentabilität" auflösen könnten.
Wie DER STANDARD aus verlässlicher Quelle erfuhr, soll es beim Radikalumbau der Landesorganisationen Niederösterreich, Kärnten und Salzburg tatsächlich um finanzielle Gründe gegangen sein. Einem Parteiinsider zufolge existieren Darlehensverträge. Stronach habe Geld von den Landesorganisationen zurückverlangt, das sei aber verweigert worden. Kathrin Nachbaur bestreitet das.
Im Kurier spricht die niederösterreichische Landesrätin von einem Darlehensvertrag in der Höhe von 3,5 Millionen Euro, die über fünf Jahre zurückbezahlt werden sollen. In Kärnten soll Stronach eine Million Euro zurückfordern.
In Salzburg und Kärnten bleiben die gefeuerten Parteichefs Hans Mayr und Gerhard Köfer Landesräte wie auch Elisabeth Kaufmann-Bruckberger in Niederösterreich Landesrätin bleibt. Sie sind ja vom Landtag gewählt worden und daher nicht von Stronach einfach absetzbar. Mayr ist bemüht, die Auswirkungen seiner Demontage als Landesparteichef auf die Koalition mit ÖVP und Grünen kleinzureden: Auf die Regierung habe der Wechsel an der Spitze der Landesorganisation zu Klubobmann Helmut Naderer keine Auswirkung, er habe sich schon bisher eng mit dem Klub abgestimmt. Mayrs Erklärung für die Abberufung: "Die Kritik hat Frank nicht gefallen." Auch Mayrs Koalitionspartner beschwichtigen: Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) sagt, Mayr bleibe auch Landesrat, wenn er nicht mehr bei Stronach wäre. LH-Stellvertreterin Astrid Rössler (Grüne) pflichtet bei, dass die Abberufung die Koalition nicht beeinträchtige.
Ex-Landesparteichefin Elisabeth Kaufmann-Bruckberger in Niederösterreich sieht derzeit auch keinen Grund für einen Parteiaustritt. Sie will mit den Landesräten des Teams in den anderen Ländern enger kooperieren. Zu Ö1 sagte sie, es sei vorstellbar, dass Kollegen im Nationalrat zugunsten von Schwarz-Blau die Partei wechseln, sie wisse aber nichts von konkreten Gesprächen, erläuterte sie dem STANDARD.
Dem Team Stronach in Kärnten droht hingegen die Spaltung. Der neue Team-Chef Siegfried Schalli ist isoliert. Die drei übrigen Abgeordneten stellen sich demonstrativ hinter Köfer. Ob es tatsächlich zu einer Spaltung in Kärnten kommt, soll am Montag in den Parteigremien entschieden werden. (mue, neu, ruep, spri, stein, DER STANDARD, 4.10.2013)