Windows 8.1 soll den Übergang zwischen Desktop und Kacheln erleichtern - unter anderem damit, dass der Desktophintergrund durchgeschalten werden kann.

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Das Touchinterface lässt sich nun auch besser anpassen. Unter anderem mit neuen Kachelgrößen, neuen Tattoos und mehr Farben.

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Zudem gibt es nun eine sortierbare Übersicht über alle Programme.

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Je nach Bildschirmauflösung können mehrere Apps nebeneinander dargestellt werden.

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Praktischerweise funktioniert das auch mit dem Desktop.

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In der RTM-Version standardmäßig an: Übermittlung von Suchergebnissen und Standort.

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Neue Apps wie ein Wecker mit Countdown- und Stoppuhrfunktion...

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...oder ein noch nicht fertiges Gesundheitsverwaltungstool ergänzen das Standardsortiment.

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Nett gemacht ist die Koch-App.

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Sie verfügt über einen "Freihandmodus", durch den man sich mit Wischgesten vor der Kamera des Gerätes navigiert. Im Test klappte das aber nicht immer zuverlässig.

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Ein touchfähiger Dateimanager fehlt jedoch nach wie vor, hier muss man auf Alternativen aus dem Windows Store zurückgreifen - wie beispielsweise "Metro Commander".

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Der Windows Store, Xbox Spiele und Xbox Music wurden aufgefrischt.

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Die Integration von Werbung in Form von Vollbild-Videoclips bei letzterem Angebot ist allerdings dreist.

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Am Desktop hat sich auch ein wenig getan. Der Startbutton ist zurück - jedoch nicht in der Form, in dem ihn sich viele wahrscheinlich gewünscht haben.

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Weitere Neuerungen umfassen unter anderem Boot-to-Desktop, das im Einstellungsmenü der Taskleiste versteckt wurde.

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Skydrive ist tief ins System integriert und nach dem ersten Start von Windows 8.1 plötzlich auch der Standard-Speicherort für Dokumente.

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Mit Windows 8.1 soll auch der Internet Explorer 11 an den Start gehen. Das Versprechen umfassender Webstandard-Unterstützung hält das noch unfertige Surftool bislang nur zum Teil.

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Es ist etwas mehr als drei Monate her, da kündigte Microsoft offiziell Windows 8.1 an. Die nächste Version des Betriebssystems, die zuvor unter dem Arbeitstitel "Windows Blue" durch Gerüchte und Leaks bekannt war, sollte neben allerlei Erweiterungen vor allem Sympathien zurückgewinnen, die Microsoft mit Windows 8 bei Kunden und Hardware-Partnern verspielt hatte.

Rückblick

Erinnern wir uns: Windows 8 startete im Herbst 2012 als erste Ausgabe des Systems, die eine auf Touchbedienung zugeschnittene Oberfläche - einst "Metro", nun einfach "Windows 8 UI" - mitbrachte. Passend dazu lautete das Motto dahinter "Touch first".

Die Reaktionen auf Windows 8 fielen insgesamt aber alles andere als euphorisch aus. Desktopnutzer beschwerten sich, ständig mit der wenig mausfreundlichen Touchoberfläche konfrontiert zu werden, und vermissten Navigationsmerkmale wie den Startknopf. Nutzer mit Tablets hingegen wurden für verschiedene Einstellungen des Öfteren auf die absolut nicht fingertaugliche Desktopoberfläche katapultiert und beklagten auch andere Inkonsistenzen.

Schwache Resonanz

Die Adoption im PC-Bereich lief, auch analog zum Einbruch des Gesamtmarkts, nur langsam an. Auf Tablets besetzt Windows 8 bislang kaum mehr als eine Nische. Anstatt Windows Phone hochzuskalieren und tablettauglich zu machen, brachte Microsoft ein drittes System, Windows RT für ARM-basierte Hardware nebst eigener Office-Ausgabe, ins Spiel.

Das sorgte für Verwirrung unter den Kunden. Tablets auf RT-Basis floppten bislang im Handel, derzeit ist Microsoft mit dem Surface (RT) praktisch der einzige Hersteller neuer Geräte. Lediglich Nokia, das seit längerem intensiv mit Microsoft kooperiert und seine Telefonsparte nach Redmond verkaufen wird, könnte sich bald dazugesellen.

RTM-Version

Nun ist Windows 8.1 da und soll es besser machen. Das System läuft nun auch auf kleineren Tablets, erweitert das Touchinterface, bringt den Startbutton zurück, ergänzt das App-Sortiment, baut die Suchfunktion und den Skydrive-Support aus und liefert auch unter der Haube Änderungen. Die Frage, die sich nun stellt, ist: Reicht das aus, um Microsofts Vorzeigeprodukt wieder auf Kurs zu bringen?

Vorab sei erwähnt, dass dieser Test nicht mit der finalen Fassung des Betriebssystems vorgenommen wurde. Zum Einsatz kam die RTM-Ausgabe, die Microsoft Ende September via MSDN und Technet verfügbar machte. Jene Ausgabe lieferten die Redmonder auch an die Hardwarehersteller aus, damit diese neue Hardware rechtzeitig zum Launch des Systems an den Start bringen können.

Diese Version darf als in Sachen Features und Umfang vollständig erachtet werden, bis zum offiziellen Start am 17. Oktober ist allenfalls mit kleineren Änderungen und vor allem Fehlerbereinigungen zu rechnen. Alle bis zum 4. Oktober verfügbaren System-Updates waren installiert.

Neue Kachelgrößen, App-Übersicht

Für User, die Windows 8.1 auf Touchgeräten verwenden, hat Microsoft die Möglichkeiten der Kacheloberfläche ausgebaut. Zur genaueren Anordnung stehen nun neue Größen für die viereckigen Schaltflächen zur Verfügung. Entwickler sollen zudem mehr mit den Live Tiles - Kacheln, die dynamisch Informationen der jeweiligen App einblenden - anstellen können.

Neu hinzugekommen ist eine Übersicht über alle installierten Apps, die man mit einer Wischgeste nach oben oder einem Klick auf eine kleine Schaltfläche mit Pfeil nach unten erreicht. Hier werden alle Programme gelistet und lassen sich nach Name, Verwendung, Installationsdatum und Kategorie sortieren. Das ist grundsätzlich ein Fortschritt und ermöglicht es, den eigentlichen Startbildschirm zu entschlacken.

Potenzial nicht ausgereizt

Das vorhandene Usability-Potenzial haben die Entwickler leider nur teilweise genutzt. Zwar werden mehrere zu einem Programm gelistete Verknüpfungen (Programmstart, Hilfe et cetera) zusammengefasst, jedoch gibt es keine Ordner oder einklappbaren Listen. Das macht die ganze Angelegenheit wiederum etwas unübersichtlich.

In ästhetischer Hinsicht wurde die Anpassung der Kacheloberfläche vereinfacht und ausgebaut. Es gibt neue Motive und Tattoos. Wer möchte, kann nun auch den Hintergrund des klassischen Desktops durchschalten. Dieser wird dann etwas dunkler dargestellt und lässt den Übergang zwischen beiden Oberflächen flüssiger erscheinen.

Vervollständigungen

In Windows 8.1 sind einige vormals auf den Desktop beschränkte Systemeinstellungen - etwa die Region- und Sprachoptionen - nun auch in der neuen Oberfläche präsent. Tabletnutzern wird damit die peinvolle Bedienung kleiner Fensterschaltflächen mit dem Finger erspart. Auch das ist ein Schritt nach vorne, eigentlich hätte man derlei Vervollständigungen aber schon mit der ersten Iteration von Windows 8 liefern müssen.

Manche fehlen zudem noch immer. Wer in der jüngsten Windows-Ausgabe einen Systemwiederherstellungspunkt erstellen will - das automatisierte Anlegen ist standardmäßig abgedreht, außer man übernimmt anderslautende Einstellungen bei einem Update von Windows 8 -, muss dies immer noch am Desktop tun.

Neue Apps

Ebenfalls ergänzt wurden Standard-Apps für die Touchoberfläche, deren Fehlen im vergangenen Jahr schon als Versäumnis anzusehen war. Nunmehr vorhanden sind etwa ein Wecker, der auch eine Stoppuhr und einen Countdown-Timer mitbringt, ein Pendant zum Audiorecorder und ein Taschenrechner nebst Umrechenfunktionen für allerlei Maßeinheiten. Während das Soundaufnahmetool in seinem Umfang äußerst beschränkt ist, sind die anderen Neuzugänge solide umgesetzt.

Eine tatsächliche Erweiterung stellen "Kochen & Genuss" sowie "Gesundheit & Fitness" dar. Erstere App liefert verschiedene Rezepte aus den Weiten des Web und bereitet sie grafisch schön auf. Rezepte lassen sich in Sammlungen verwalten und zu einem etwas spartanischen Mahlzeitenplaner hinzufügen. Die Zutaten einer Mahlzeit lassen sich auch in Form einer Einkaufsliste speichern und drucken.

Freihandkochen

Eine wirklich nette Idee ist der Freihandmodus. In diesem werden die einzelnen Zubereitungsschritte jeweils seitenweise aufbereitet. Um nicht mit schmutzigen Fingern das Gerät berühren zu müssen, wird mit einer Wischgeste vor der Kamera vor und zurück geblättert. Nutzen lässt sich das folglich auf Tablets genauso wie auf konventionellen Laptops. Abhängig von Kamera und Lichtbedingungen funktioniert das Blättern auf diese Weise mal mehr und mal weniger zuverlässig.

Gesundheit & Fitness ist als Manager für Ernährung, sportliche Betätigung und die Überwachung körperlicher Probleme gedacht und integriert neben einem Tool für Cardio- und Kraft-Trainingspläne auch eine Beschwerdensuche nach Symptomen. Die Daten können via Health-Vault online gesichert und synchronisiert werden. Diese App war zum Testzeitpunkt aber offenbar noch nicht fertig, wie sich an fehlenden Übersetzungen und Auswahlmöglichkeiten zeigte. Eine funktionale Version ist wohl für den Release von Windows 8.1 zu erwarten.

Explorer mit Touch-Interface fehlt weiterhin

Was nach wie vor abgeht, ist eine touchtaugliche Umsetzung eines Dateimanagers im Stile des Windows Explorers. Wer abseits des Desktops vernünftig in seinen Festplattenverzeichnissen schmökern will, muss zu Apps aus dem Windows Store greifen. Diese sind allesamt kostenpflichtig oder, wie "Metro Commander", nur mit Werbung und Einschränkungen gratis nutzbar. Onboard kann als rudimentäre Alternative die SkyDrive-App verwendet werden. Insbesondere bei der Nutzung eines lokalen Kontos ist diese Verwendungsmöglichkeit ob der Aufforderung zur Anmeldung mit einem Microsoft-Konto aber nicht gerade offensichtlich.

Snap

Die Snapview-Funktion des Vorgängers wurde verbessert: Um Multitasking in der Kacheloberfläche zu erleichtern, kann Windows 8.1 - abhängig von der Auflösung - mehrere Apps nebeneinander anzeigen. Das funktioniert einfach durch das Ziehen des Programms aus der Liste laufender Anwendungen auf die gewünschte Seite. Dort richtet es sich dann neben dem gerade laufenden Tool ein.

Als Faustregel gilt: eine zusätzliche App pro 500 Pixel auf der X-Achse. Auf einem Display mit 1.366 x 768 Pixel können maximal zwei Anwendungen nebeneinander dargestellt werden, auf 1.680 x 1.050 sind es drei - und so weiter. Die Breite dieser Fenster ist - von der Mindestbreite von 500 Pixel abgesehen - frei skalierbar. Auch lassen sich so der Desktop und Metro-Apps kombinieren.

Ebenfalls erwähnt werden sollte das Onscreen-Keyboard. Das beherrscht nun neue Gesten und macht die Zweitfunktion von Tasten über kurze Wischgesten verfügbar. Folglich lässt sich damit schneller und effizienter schreiben als noch in Windows 8.

Boot to Desktop

Ein bisschen hat sich auch am Desktop getan. Etwas versteckt im Optionsmenü für die Taskbar ist unter dem komplizierten Titel "Beim Anmelden oder Schließen sämtlicher Apps anstelle der Startseite den Desktop anzeigen" das Boot-to-Desktop-Feature versteckt (unerklärlicherweise findet sich auch an dieser Stelle die Option für die erwähnte Durchschaltung des Desktophintergrunds). Dieses bewirkt, das man nach dem Hochfahren direkt in der traditionellen Oberfläche landet und nicht erst auf die "Desktop"-Kachel klicken muss.

Auch der Startknopf ist zurück. Dieser mag nur ein kleiner Teil des Gesamtprodukts sein, gehört aber - wohl weil er seit fast 20 Jahren Teil von Windows ist - mitunter zu den am heißesten diskutiertesten Funktionen. Auch hier lohnt sich ein kurzer Rückblick.

Startbutton: Eine bewegte Geschichte

Bot Windows 7 noch einen Startknopf mit vollständigem Startmenü, zeigte Microsoft bereits in der Developer Preview von Windows 8, wohin der Konzern gehen wollte. Diese enthielt die ikonische Schaltfläche zwar noch, sie führte den Nutzer aber schnurstracks ins Kachelmenü. Bereits das sorgte für hitzige Debatten in Foren und Communitys und führte zu lauten Forderungen an die Redmonder, diese Änderung wieder rückgängig zu machen.

Das geschah allerdings nicht. Stattdessen wich der Startknopf mit Windows 8 vollständig, was eine regelrechte Flut an Software von Drittherstellern zur Nachreichung dieses Features nach sich zog. Der Aufschrei war groß, und schon mit den ersten Leaks zu Windows 8.1 sickerte durch, dass Microsoft nachgeben könnte.

Kompromisslösung

So wirklich nachgegeben hat der IT-Riese dann aber doch nicht. Stattdessen liefert das Unternehmen mit seiner Implementation einen eigenwilligen Kompromiss. Der Startbutton ist zwar wieder da (er ist übrigens nicht einfach so abschaltbar), ein Linksklick führt den User aber nach wie vor zur "Windows 8 UI". Immerhin, ein Rechtsklick fördert ein Pop-up-Menü zutage, das Shortcuts zu einigen Systemeinstellungen und -apps sowie einen Direktzugang zum "Herunterfahren"-Menü bietet. Die Wiederkehr des regulären Startmenüs hätte nach Einschätzung von Microsoft die User verwirrt.

Die meisten Kritiker wird das kaum zufriedenstellen. Und weil der Übergang zwischen Desktop und Kacheln trotz ästhetischer Erleichterungen immer noch sehr abrupt ist, muss die Frage erlaubt sein, wieso Microsoft einfache Lösungen so schwerfallen. So hätte der Konzern auch eine strikte Trennung zwischen beiden Oberflächen ermöglichen können, nebst Wechsel zwischen Touch- und Mausoberfläche per Knopfdruck - und unter Beibehaltung von Startknopf und Startmenü.

Irritierender Wechsel

Seltsam wirkt die Transition auch bei der Nutzung der Suche. Konnte damals in einer kleinen Leiste im Startmenü nach Programmen und Dokumenten gesucht werden, um sich die Navigation durch dessen Ordnerstruktur zu ersparen, führt die Nutzung der Windows-Taste bei folgender Eingabe des Suchbegriffes in die Kacheloberfläche. Vermeiden lässt sich dies über den Shortcut Windowstaste+S, dann werden Suchergebnisse direkt in der Charms-Bar angezeigt.

Zum Suchen reicht es, den Programmnamen einzutippen - allerdings durchsucht die Bing-gestützte Suche nebenbei auch das Web und den eigenen Skydrive-Account. Hat man das jeweilige Desktop-Programm gefunden, wird man für dessen Ausführung wieder zur traditionellen Mausoberfläche geworfen, sofern man nicht erwähnten Shortcut verwendet hat.

Mehr Bing

Zurück zur Suche: Diese hat Microsoft erweitert und versucht, die Ergebnisse hübsch aufzubereiten. Bei vielen Suchbegriffen - etwa bekannteren Persönlichkeiten - spielt sie diesbezüglich ihre Stärken aus. Die Ergebnisse sind allerdings nicht immer sinnvoll angeordnet, die "Qualität" der Suchergebnisse unterscheidet sich von Mal zu Mal.

In der Windows 8.1 RTM ist zudem standardmäßig aktiviert, dass Suchabfragen sowie "Microsoft-Abfragen" und "einige Microsoft-Kontaktinfos" nebst Standort nach Redmond übermittelt werden, was der Verbesserung von Suchvorschlägen dienen soll.

Hier sei allerdings darauf hingewiesen, dass Microsoft über Bing auch Werbung verkauft und diese "Smart Search" für Werbekunden auch anpreist. Wer diesbezüglich Bedenken hinsichtlich der eigenen Privatsphäre hat, kann nachträglich die Übermittlung des Standortes, die Übermittlung der anderen Informationen oder auch die automatische Websuche generell abdrehen. Es bleibt abzuwarten, ob Microsoft in der finalen Version des Betriebssystems die Default-Einstellung noch ändert.

Skydrive

Ebenfalls weit ins System integriert ist Skydrive, Microsofts Cloudspeicherdienst. Dieser ist automatisch aktiviert, wenn man Windows 8.1 in Verbindung mit einem Microsoft-Account nutzt.

Skydrive (in Zukunft: Microsoft Drive) integriert sich wie ein Laufwerk und kann auch entsprechend über den Windows Explorer angesprochen werden. Einige Apps bieten auch an, Inhalte von Skydrive abzurufen oder dort zu hinterlegen – entsprechende Schnittstellen sind in Windows 8.1 integriert.

Freche Implementation

Frecherweise wird der Dienst auch gleich als Standard-Speicherort im Stile der Bibliotheks-Ordner von Windows eingerichtet. Wer nicht aufpasst, speichert seine Arbeitspräsentation folglich im "Dokumente"-Ordner seines Skydrive-Accounts anstelle des lokalen Verzeichnisses.

Für Skydrive-Nutzer ist diese Implementation eine deutliche Erleichterung, seitens Microsoft ist es leicht als Versuch erkennbar, den Dienst zu pushen. Hier bleibt abzuwarten, ob dem Konzern aufgrund seiner Vormachtstellung auf PCs nicht ähnliche wettbewerbsrechtliche Probleme blühen, wie einst durch die Mitlieferung und tiefe Integration des Internet Explorer-Browsers. Wer keinen Cloudspeicher nutzt oder auf andere Services wie Dropbox oder SugarSync setzt, hat jedenfalls nichts von dieser Änderung.

Internet Explorer 11

Mit Windows 8.1 führt Microsoft weiters eine neue Generation seines Internet Explorer Browsers ein, mittlerweile die elfte. Versprochen werden bessere Performance und breitere Unterstützung für aktuelle Webstandards, etwa WebGL. Mit 355 von 500 Punkten im HTML5-Test scheint es aber nach wie vor etwas Aufholbedarf zu geben. Spitzenreiter ist aktuell der Maxthon-Browser mit 476 Zählern vor Chrome 29 (463). Auch Firefox und Opera liegen recht deutlich vor dem Microsoft-Surftool. Auch hier kann es bis zur Veröffentlichung von Windows 8.1 noch Verbesserungen geben.

Stores in frischem Gewand

In das Betriebssystem integriert ist der Zugang zum Windows Store für Apps, Xbox Games für den Zugriff auf das eigene Xbox-Live-Profil und als dezidierte Spieleplattform (die bei Angeboten für Windows auf den Store zurückverweist) und Xbox Music. Allen dreien wurde eine dringend benötigte Umgestaltung verpasst. Zum einen ist die Oberfläche der Online-Stores nun ästhetisch deutlich ansprechender, zum anderen erleichtern ein übersichtlicheres Layout sowie Kategorienfilter die Suche nach interessanten Inhalten deutlich.

Das Angebot ist - laut Microsofts Angaben bei der Vorstellung des Systems - auf nunmehr über 100.000 Apps angewachsen. Im Angebot klaffen aber noch Lücken. So findet sich aktuell weder ein Client für LinkedIn oder die von Microsoft versprochenen Apps für Flipboard und Facebook im Store. Foursquare existiert zwar für Windows 8, wird aber beim Aufruf des Stores über Windows 8.1 nicht gefunden.

Beobachtungen

Generell beobachten lässt sich, dass auch Windows 8.1, wie auch der direkte Vorgänger, gefühlt angenehm performant ist und Windows 7 in dieser Hinsicht übertrifft. Insbesondere wenn das System auf einem SSD-Speicher installiert ist, landet man bereits in wenigen Sekunden am Log-in-Screen und ist einen kurzen Moment darauf startklar. Merkbare Abweichungen zu Windows 8 gibt es nicht.

Wenig sagen lässt sich aus Consumer-Perspektive über Änderungen "unter der Haube". So bringt Windows 8.1 eine Reihe neuer Programmierschnittstellen mit, etwa im Bereich 3-D-Druck oder für Video-Livestreaming. Dies sollte im Laufe der Zeit durch neue Apps bemerkbar werden, die Gebrauch von diesen Möglichkeiten machen.

Dreiste Werbung

Ungut fällt die Werbung auf, die in die mitgebrachten Apps integriert ist. Fällt sie bei der Suche noch einigermaßen dezent aus, präsentiert sie sich bei Xbox Music schon deutlich nerviger. Hört man sich von mehreren Musikstücken die Vorschau an, so wird unregelmäßig vor dem Abspielen der Ausschnitte ein Werbevideo bildschirmfüllend eingeblendet, unter dem auch noch für ein kostenpflichtiges Premium-Angebot geworben wird, um derlei Unterbrechungen loszuwerden.

Angesichts dessen, dass Windows 8.1 zum Vollpreis von 119 Euro abgegeben werden dürfte und auch Windows 8-Nutzer, die es als Update gratis erhalten, für ihr System bezahlt haben, muss dieses Vorgehen auf jeden Fall hinterfragt werden. Dass man mit derart intrusiver Werbung auch noch konfrontiert wird, während man in einem Store von Microsoft schmökert, bei dessen Verkäufen der Konzern mitschneidet, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

Fazit

Microsoft hat aus Fehlern, die man mit Windows 8 gemacht hat, gelernt. Im Vergleich mit dem direkten Vorgänger aus dem Jahr 2012 wirkt die neue Version - die eigentlich mehr ein großes Update ist - deutlich fertiger. Einen Teil der Änderungen hätte man aber eigentlich schon vergangenes Jahr erwarten dürfen. Die Skydrive-Integration könnte sich als wettbewerbsrechtlich fragwürdig erweisen, mit der In-App-Werbung geht man bisweilen einen Schritt zu weit.

Nach wie vor fehlt die Weltentrennung

Das Interface ist nach wie vor ein zweischneidiges Schwert. Auf Touchgeräten kann man mittlerweile fast alles machen, ohne sich über Desktop-Menüs mühen zu müssen. Umgekehrt ist dies leider nicht der Fall. Der Übergang zwischen beiden Welten ist nach wie vor abrupt und dieser Form schlichtweg unnötig.

Mit der halbherzigen Reimplementation des Startbuttons signalisiert Microsoft, dass man sich immer noch schwertut, jene Kunden zu verstehen, die sich Tag für Tag im Büro und daheim mit der Maus durch das System kämpfen und sich erneut mit Drittsoftware aushelfen werden müssen. Nach wie vor fehlt die strikte Trennung, mit welcher das neue Windows auf normalen PCs und Laptops ebenso gut funktionieren könnte wie auf Tablets oder Convertibles.

Ungewisser Ausblick

Doch das letzte Wort ist nicht gesprochen, die Zukunft von Windows in einem Zeitalter, in dem Betriebssysteme allgemein an Relevanz verlieren, bleibt spannend. Die Windows-Abteilung von Microsoft wurde erst vor wenigen Monaten umgekrempelt, und der Konzern ist auf der Suche nach einem Ersatz für den scheidenden CEO Steve Ballmer. Es wäre nicht verwunderlich, würden einige Weichen für Windows 8.2 (oder Windows 9) neu gestellt. (Georg Pichler, derStandard.at, 15.10.2013)