Wien - Das klassische Wiener Gründerzeit-Zinshaus ist ein beliebtes Anlageinstrument. Weil einerseits vermehrt auch ausländische Investoren ihre Fühler danach ausstrecken, andererseits aber das Angebot niedrig bleibt, erwarten Marktbeobachter für die nächste Zeit allerdings weiter steigende Preise. "Stille Reserven zu erkennen und zu aktivieren ist zum wichtigsten Instrument in der Zinshausveranlagung geworden, denn nach wie vor gibt es viele Zinshäuser, die - aus der Sicht des Eigentümers bzw. Investors - nicht optimal bewirtschaftet werden", heißt es im aktuellen Marktbericht von Colliers.
Mehr und mehr Wiener Zinshäuser werden auch in Eigentumsobjekte umgewandelt oder abgerissen, sodass der Gesamtbestand sukzessive abnimmt und mittlerweile bei unter 15.000 Häusern liegt. 150 Zinshäuser verschwinden laut den Experten von Otto Immobilien jedes Jahr vom Markt. Die Höhe der Mietzinsgestaltung ist in diesen Altbauten gesetzlich streng geregelt, die Mieten steigen deshalb nicht analog zu den Eigentumspreisen, was die Renditen weiter sinken lässt. Weil die Mieten an den Index gekoppelt sind und in Wien Altbauwohnungen in zentralen Lagen sehr beliebt sind, gilt das Wiener Zinshaus aber auch trotz der reglementierten Mieten unter dem Aspekt der Vermögens- und Werterhaltung als gute Anlage. Für Top-Objekte in der Innenstadt werden mittlerweile Preise bis zu 5500 Euro je Quadratmeter bezahlt, im Schnitt kostete ein Wiener Zinshaus zuletzt 1,6 Millionen Euro oder etwas mehr als 1200 Euro je Quadratmeter, zumindest innerhalb des Gürtels.
Spitzenpreise von mehr als 20.000 Euro je Quadratmeter wurden zuletzt für einzelne Luxus-Eigentumswohnungen in der Wiener City bezahlt. "Sowohl nationale als auch internationale Käufer schätzen diese besonderen und einzigartigen Wohnimmobilien, und das Verhältnis zwischen nationalen und internationalen Verkaufsabschlüssen ist ausgewogen", heißt es bei Colliers. Die Nachfrage nach Altbauten ist dabei stärker als jene nach Neubauten. Top-Verkaufspreise werden in den Bezirken 1 sowie 18 und 19 erzielt, wobei es mitunter größere Unterschiede zwischen einzelnen Straßenzügen und Gegenden gibt. Auch auf dem Mietensektor steigt die Nachfrage, wobei hauptsächlich Wohnungen in Größen von 50 bis 80 Quadratmetern (bis zu einer Gesamtmiete von 1500 Euro) oder ab 140 Quadratmeter (bis 2500 Euro) gefragt sind. (red, DER STANDARD, 5.10.2013)