Das Hamburger Projekt Thadenstraße wurde noch vor Baubeginn an einen Fonds verkauft.

Rendering: Deutsche Wohnen

Wien - Deutsche Wohnimmobilien sind derzeit das Nonplusultra jedes institutionellen Immobilieninvestors. Grund dafür sind - neben hervorragenden Vermietungssaussichten, weil der Zuzug in die Ballungsräume weiter anhält - vor allem auch die guten Möglichkeiten zur besseren "aktiven Bewirtschaftung" neu übernommener Bestandsobjekte in Form von Mietpreiserhöhungen. Das deutsche Mietrecht lässt hier - anders als das österreichische (siehe dazu Interview mit Wolfgang Louzek) - meist Spielraum.

Österreicher kaufen

Österreichische Unternehmen wie Conwert oder Immofinanz (Letztere hauptsächlich für ihre Tochter Buwog) treten deshalb seit einigen Jahren vermehrt in Deutschland als Käufer in Erscheinung. Die Buwog sieht im deutschen Wohnimmobilienmarkt den wichtigsten Wachstumsmarkt, insbesondere in Berlin, wo man schon 4200 Wohnungen besitzt, und in den nördlichen Bundesländern. 10.000 deutsche Wohnungen will man vor dem für nächstes Jahr geplanten Buwog-Börsengang noch kaufen, hieß es zuletzt.

Auch die Conwert hat längst ihren Schwerpunkt nach Deutschland verlagert. Erst vor kurzem wurde der Ankauf eines Portfolios um 179 Millionen Euro bekanntgegeben. Mit dem mehrheitlichen Erwerb der KWG Ende des Vorjahres stieg das Portfolio der Conwert in Deutschland auf knapp 24.500 Einheiten.

Marktkonsolidierung erwartet

Und doch sind die Deals der Österreicher vergleichsweise "kleine Fische" . Die jüngst eingeleitete Übernahme der Berliner GSW durch die Deutsche Wohnen wird einen neuen Riesen entstehen lassen, der 150.000 Wohnungen mit einem Börsenwert von rund vier Milliarden Euro im Portfolio hat und damit die Nummer zwei unter den privaten deutschen Wohnimmobiliengesellschaften sein wird, hinter Annington (180.000 Wohnungen), vor Gagfah (100.000). Beobachter erwarteten unmittelbar nach Bekanntgabe der (vom Kartellamt bereits genehmigten) Fusion, dass eine Konsolidierung am Markt losgetreten werde.

Dass mit deutschen Wohnimmobilien gutes Geld zu machen ist, zeigt ein nüchterner Blick in die aktuelle Ausgabe des F+B-Wohnindex Deutschland: Die Mieten neu abgeschlossener Mietverträge zogen im letzten Jahr in mancher Großstadt überdurchschnittlich an, zum Beispiel in München, wo die durchschnittliche Miete im Bestand bei 11,09 Euro je Quadratmeter und Monat, bei Neuabschlüssen aber bei 12,78 Euro liegt - um 15 Prozent höher. In Hamburg beträgt die Spanne sogar 17,5 Prozent, in Berlin sind es 11,8 Prozent. Die Bestandsmieten stiegen zuletzt zwar nur um ein Prozent, überdurchschnittliche Steigerungen verzeichneten aber auch hier wieder Berlin und Hamburg sowie Bayern. "Insbesondere in den großen Städten haben Kapitalanleger keine Probleme, Objekte schnell zu vermieten. Das Risiko von Mietausfällen tendiert in vielen Lagen gegen null", schreibt Martin Greppmair, Chefprojektentwickler von Euro Grundinvest, in einer aktuellen Studie des Münchner Bauträgers.

München im Fokus

Der Münchner Markt ist es auch, der besonders auf dem Prüfstand steht. Angeheizt vom starken Zuzug und bei gleichzeitig zu wenig Neubau gilt er manchen schon als "zumindest partiell überhitzt". Der Präsident des Bayerischen Landesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, Andreas Eisele, fordert von der Politik eine Offensive samt steuerlicher Anreize, um das Angebot zu erhöhen.

Für Entwickler, deren Ziel es ist, Wohnungen zu bauen und schnellstmöglich an Investoren zu verkaufen, sind die Zustände in den deutschen Ballungsräumen aktuell jedenfalls geradezu paradiesisch - sofern sie freilich an Grundstücke kommen. In Hamburg wurde kürzlich ein noch gar nicht gebautes Haus mit 66 Mietwohnungen für 24 Millionen Euro an die Fondsgesellschaft Aberdeen verkauft. Erst Ende des Jahres fahren dort die ersten Bagger auf. (mapu, DER STANDARD, 5.10.2013)