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Matrikelnummern könnten künftig ein Ablaufdatum bekommen.

Foto: apa/Fohringer

Wien - Mit einer neuen Regierung stehen auch Reformen für die Hochschulen an: Von neuen Zugangsregelungen, einem neuen Beihilfensystem, bis hin zu einer Novellierung des Universitätsgesetzes haben sowohl die Parteien als auch die Hochschülerschaft viele Ideen.

Eine Entwicklung der letzten Jahre, die den studentischen Alltag unmittelbar betrifft, dürfte sich damit fortsetzen: die zunehmende Regulierung der Studienzeit. Durch das Bologna-System wurde die Studiendauer für universitäre Erstabschlüsse auf drei Jahre verkürzt, die letzte Regierung setzte unter Protesten die Bezugsdauer für die Familienbeihilfe auf 24 Jahre herab.

Kurz vor der Wahl kündigte Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle einen weiteren Schritt in diese Richtung an, sollte er sein Amt weiterführen. Er wünscht sich in einer Novellierung des Studienrechts, die maximale Studienzeit zu beschränken - um den Unis eine "größere Planungssicherheit" zu ermöglichen.

Studierende könnten damit verpflichtet werden, regelmäßig Prüfungen abzulegen und innerhalb einer vorgegebenen maximalen Studiendauer abzuschließen.

Die Studierendenvertreter sehen den Vorschlag kritisch: "Das zeigt Kurzsichtigkeit", sagt Bernhard Lahner (FEST) vom ÖH-Vorsitzteam. "Ziel kann nicht sein, dass man inskribiert, einen Prozess durchläuft und dann ein fertiges Produkt ist - das ist Irrsinn!"

Langzeitstudenten Europas

Im EU-Vergleich ist das österreichische Uni-System sehr frei gestaltbar, meint Martin Unger vom Institut für Höhere Studien (IHS): "Es ist relativ leicht zu inskribieren und das auch zu bleiben, ohne dass man regelmäßig Prüfungen absolvieren muss."

Dies erklärt unter anderem, warum österreichische Studierende an der Spitze der Langzeitstudenten Europas sind. Mit einem Durchschnitt von 6,1 Jahren verweilen sie, laut OECD-Studie "Education at a Glance 2013", deutlich länger als ihre europäischen Kollegen an den Unis, liegen aber auch bei Berufstätigkeit im Spitzenfeld.

Das jetzige System sei auch für Leute, die im Berufsleben stehen und nebenbei studieren, attraktiv, meint Unger. Durch eine festgelegte Studienzeit wäre für sie ein Abschluss "etwas unmöglicher".

Andere Länder finden andere Wege, um die Studienzeit zu verkürzen. In Großbritannien sind Langzeitstudierende bei Gebühren von über 10.000 Euro im Jahr etwa kein Problem. Nick Clark vom Working Lives Institute in London meint: "In dem System kann es sich keiner leisten, lange zu studieren." (lou/ned/ook/sct, DER STANDARD, 6.10.2013)