Wer sein Grünzeug nur in den Aufbahrungshallen der Supermärkte fleddert, äh, einkauft, kann beruhigt sein: Der Entwurf zur Saatgutverordnung, der derzeit im EU-Parlament debattiert wird, dürfte die Qualität seines Einkaufs kaum beeinflussen: Er ist ganz nach dem Geschmack der Saatgut- und Chemiekonzerne, die ihre auf Gleichförmigkeit, Herbizid-Resistenz und minimierte Samenfestigkeit ausgelegten Sorten nur zu gern als alleinige Alternative sehen möchten.

Wer hingegen so altmodisch ist, sich am Markt mit dem einzudecken, was die Saison und engagierte Gärtner hergeben, könnte bald ein Problem haben. Etliche samenfeste alte Sorten sollen laut Entwurf nur noch nach teuren Zulassungsverfahren verkauft werden dürfen: Samen, die sich in jahrhundertelanger Auslese als wertvoll erwiesen, dürften dann nur noch unter Strafe gehandelt oder angebaut werden.

Wenn die Verordnung tatsächlich so beschlossen würde, wäre ein massiver Verlust an genetischer Vielfalt und landwirtschaftlicher Kultur die Folge. Der Protest dagegen ist im Wesentlichen von Österreich - konkret von Arche Noah und Global 2000 - ausgegangen. Der (wohl scheidende) Minister Berlakovich hat ihn sogar mit unterschrieben, die Koalition hat einen (grünen) Antrag zum Schutz der Artenvielfalt im Parlament jedoch abgelehnt. Umso wichtiger wäre es, dass sie sich jetzt mit aller Macht für eine echte Entschärfung starkmacht. (corti, DER STANDARD, 7.10.2013)