Junge Menschen, das ist bekannt, haben mehr Energie als die Alten. Aber bei dem, was sie im jüngsten "Tatort" "Freunde bis in den Tod" auf ORF 2 und ARD trieben, würde auch so mancher Jungspund vor Neid erblassen

Dass einer erschossen wird, dafür kann er in der Regel noch nichts. Aber wie sich herausstellte, ist der ermordete 19-Jährige in Ludwigshafen nicht nur hochintelligent und ein Programmiertalent gewesen.

Foto: ORF/ARD/Alexander Kluge

Er hat auch eine Mitschülerin verführt, ihr mit seiner Gefühlskälte das Herz wenn nicht gebrochen, so doch zumindest angeknackst und in der Folge auch noch mit der Veröffentlichung von Nacktaufnahmen gedroht. Gut, könnte man sagen, so sind die jungen Männer heutzutage. Dabei ist das noch lang nicht alles.

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Die Kommissare Odenthal und Kopper finden heraus, dass der Knabe - zu Lebzeiten freilich und also im Vollbesitz seiner jugendlichen Körperkräfte - einen Amoklauf plante. Zumindest legt ein Computerspiel, das das kleine Genie programmiert hat, diese Vermutung nahe.

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Er und sein bester Freund Manu hatten einen ordentlichen Hass auf alles und jeden und eine Einstellung zum Leben, um die sie jeder russische Nihilist beneidet hätte.

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Wenn man dann auch noch die Interieurs in diesem Film sieht, die schick-schnörkellose Einrichtung und die tiefgekühlte Elternschaft, die darin herumwandelt, kann man sich schon denken, wer schuld ist an der ganzen Misere: die Wohlstandsverwahrlosung.

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Vielleicht fällt Freund Manu deswegen nichts Dümmeres ein, als den geplanten Amoklauf zu Ende bringen zu wollen. Jugendliche neigen oft zu maßloser Übertreibung - ein Problem, das auch dieser "Tatort" hat.

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"Was als kühle Anatomie eines geplanten Amoklaufs beginnt, endet in lauwarmer Küchenpsychologie", urteilt "Spiegel"-Kritiker Christian Buß. "Entschuldigung, aber dieses Krimidrama nimmt sich streckenweise aus wie die Amoklauf-Prävention eines überbesorgten Fernsehredakteurs", schreibt er. "Ein bisschen Krimi-Nachhilfe hätte den Beteiligten nicht geschadet. So haben die Zuschauer das Nachsehen", heißt es in der "FAZ". Dieser "Tatort" bleibe "ein Mördersuchspiel zum Mitmachen im bräsigen Stil der Neunziger", notiert Holger Gertz in der "Süddeutschen Zeitung".

Wie hat Ihnen diese Folge gefallen? Top oder Flop? (Andrea Heinz, DER STANDARD, 7.10.2013, online ergänzt)

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