Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: AP/FBI

Bei Kämpfern im Namen des globalen Jihad  ist der Beiname "al-Libi", der Libyer, nicht gerade ungewöhnlich: Spätestens seit dem Bürgerkrieg im Irak weiß man um die prozentuell ungewöhnlich starke Vertretung von libyschen Staatsbürgern bei Al-Kaida, wo immer sie gerade kämpft. Der berühmteste al-Libi, Abu Yahya, wurde 2012 in Pakistan durch eine US-Drohne getötet, sein Bruder Abu Idris ist noch aktiv. Aber auch mit Abu Anas al-Libi haben die Amerikaner am Samstag in Tripolis einen dicken Fisch gefangen.

Hinter dem Aliasnamen Abu Anas (oder auch nur Anas) al-Libi verbirgt sich ein Mann, der wahrscheinlich Nazih Abdel Hamid al-Rugai heißt. Er benützt auch noch andere Namen. Der Libyer soll 49 Jahre alt sein, sein US-Steckbrief beschreibt ihn als dunkel, mit Vollbart und einer Narbe auf der linken Gesichtshälfte.  Wegen Beteiligung an den Anschlägen vom 7. August 1998 auf die US-Botschaften in Daressalam und in Nairobi mit mehr als 220 Menschen Toten wurde ein Kopfgeld von fünf Millionen US-Dollar auf ihn ausgesetzt.

Vom späteren Abu Anas al-Libi ist bekannt, dass er bereits während seines Studiums in der islamistischen Opposition gegen Muammar al-Gaddafi war. Er studierte Computer- und Ingenieurswissenschaften - wobei eine angebliche nukleare Spezialisierung später zu einer - frei erfundenen - Geschichte führte, wonach sich al-Libi in der kanadischen Provinz Ontario gemeinsam mit anderen Terrorverdächtigen Zutritt zu einem universitären Forschungsreaktor verschafft hätte.

Anfang der 1990er-Jahre hielt sich al-Libi im Sudan auf, wahrscheinlich bereits als Mitglied der entstehenden Gruppe rund um Osama Bin Laden, für die er bereits 1993 Aufklärungsarbeit in Nairobi durchgeführt haben soll. 1995 taucht er als politischer Flüchtling in Manchester auf, wo ihm Asyl gewährt wurde. Nach seiner kurzzeitigen Festnahme durch Scotland Yard 1999 verlieren sich die Spuren, wahrscheinlich in Afghanistan. Mehrmals wurde seine Verhaftung gemeldet, Human Rights Watch listete ihn als einen der Häftlinge in geheimen CIA-Gefängnissen.

Nach Libyen soll er 2010 im Rahmen eines Versöhnungsprogramms zurückgekehrt sein, das Gaddafi-Sohn Saif al-Islam zur Befriedung des islamistischen Sektors gestartet hatte. Beim Aufstand gegen Gaddafi 2011 war Abu Anas aber sofort dabei und soll dabei auch einen Sohn - Anas - verloren haben. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 7.10.2013)