Einblicke in die Welt der religiösen Terrororganisation Boko Haram.

Foto: ORF/Kubefilm

Seit Jahren wird Nigeria von einem blutigen Konflikt beherrscht. Im bevölkerungsreichsten Staat Afrikas, dessen Einwohner je zur Hälfte aus Christen und Muslimen bestehen, gehören Anschläge auf Kirchen und Moscheen zur Tagesordnung. Für die ORF-Doku "Gottes Krieger - Gottes Feinde" machten sich die Filmemacher Peter Kullmann und Magdalena Maier auf die Suche nach dem Ursprung dieses Konflikts. Im Zentrum steht dabei die muslimische Sekte Boko Haram, die für etliche Terrorakte verantwortlich zeichnet. Morgen, Dienstag, ist das eindringliche Porträt eines von Gewalt bestimmten Landes bei "kreuz und quer" (22.35 Uhr) auf ORF 2 zu sehen.

Ausgangspunkt ist die Stadt Jos im Teilstaat Plateau. Dort nahmen die Kämpfe vor gut zehn Jahren ihren Anfang, als eine christliche Frau während des muslimischen Freitagsgebets eine Straße mit betenden Muslimen querte. "Binnen Minuten war hier Krieg", erinnert sie sich an die folgende Jagd auf sie und die Ausschreitungen zwischen Christen und Muslimen. Spätestens seitdem ist die Stadt geteilt, die Religionen definieren die Trennungslinie.

Nigerianischer Geheimdienst

Mehrfach kommen Journalisten, christliche Geistliche oder Imame zu Wort und begeben sich Kullmann und Maier in prekäre Situationen, um die Interviews zu führen. Der Inlandsgeheimdienst Nigerias wird zum unsichtbaren Begleiter, bis die Dreharbeiten nur noch unter Schutz des Militärs fortgesetzt werden können. Ein zwiespältiges Unterfangen, gibt es doch etliche Vorwürfe, dass die Uniformierten selbst für Menschenrechtsverletzungen verantwortlich seien. Unter diesen Umständen treffen sie auch die Anwältin Aisha Wakil, die sich selbst als "Mutter der Boko Haram" bezeichnet. "Diese Leute sind nicht so niederträchtig, wie man glaubt", versucht sie die Sektenmitglieder zu verteidigen. "Vielleicht sind sie ein bisschen zu emotional."

Es sind verstörende Erzählungen, die "Gottes Krieger - Gottes Feinde" in gut 50 Minuten liefert. "Hier bekriegen sich alle", fasst es ein Imam zusammen. In Maiduguri, dem Geburtsort der Sekte, kommt es schließlich zu einem Treffen mit zwei Mitgliedern der Boko Haram. "Wärst du unser Feind, müssten wir dich umbringen. Dann hätten wir dich längst getötet", erklärt einer der jungen Männer. "Wer unseren Glauben angreift, den wird unser Glaube vernichten." Sie übergeben dem Filmteam zusätzlich Videomaterial, das Exekutionen von Muslimen durch Polizisten und einen Angriff der Christen belegen soll. Bildmaterial, das ob des expliziten Inhalts nur ausschnittsweise gezeigt wird.

Diskussion im Anschluss

Im Anschluss an die Dokumentation steht am Dienstag um 23.25 Uhr eine Diskussion unter dem Titel "Terror im Namen Gottes?" an. Bei Günter Kaindlstorfer diskutieren neben Regisseur Kullmann der islamische Theologe Mouhanad Khorchide von der Universität Münster, der katholische Theologe Chibueze Udeani sowie Gert Polli, Sicherheitsexperte und ehemaliger Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung. (red/APA, 7.10.2013)