Graz - Überraschend war ORF-Intendant Alexander Wrabetz zum Bachmann-Preis angereist, um die von ihm (den Sparsorgen plagen) drohend in den Raum gestellte Sistierung der ORF-Unterstützung effektvoll in eine Rettungsaktion zugunsten des Wettbewerbs umzuwandeln. Selbiges Glück war dem Musikprotokoll nicht beschieden. Ungewiss ist somit nach wie vor die Zukunft dieser traditionsreichen Reihe, die seit nunmehr 45 Jahren existiert und an der auch das ORF-RSO-Wien regelmäßig teilnimmt.

Es wäre schade um dieses Laboratorium des Zeitgenössischen, sein Ableben wäre ja ein erheblicher Verlust für die Szene. Schließlich wurden in Graz u. a. auch Werke von Ligeti, Schnittke und Rihm, also Klassikern der Moderne, uraufgeführt. Zudem ist das Festival auch für die heimische Tonsetzergilde immer ein Sprungbrett gewesen.

Und: Nach wie vor ist das Musikprotokoll eine muntere Plattform, die sich stiloffen um anspruchsvolle Musikpositionen der Gegenwart kümmert, die auch live von Ö1 übermittelt werden. An einem einzigen Abend des mehrtägigen Festivals können somit sowohl Besucher wie auch Hörer in den Genuss mitunter ziemlich vieler Werke kommen - deren sechs wurden etwa vom makellosen Klangforum Wien im AK-Kammersaal gar zu einem gebunden.

Klang der Kosmologie

Es handelt sich dabei um eine Auseinandersetzung mit christlicher Philosophie und chinesischer Kosmologie, zu der das jesuitische Centro Culturale San Fedele in Mailand animierte. Natürlich, auch abseits der Thematik funktionieren die Werke (Dirigent Jean-Michael Lavoie): Hier bezirzten die düsteren Zustände von Anonin Servieres Aquaeductio wie auch das mit sakraler Gesangsstilistik arbeitende Stück Fired-up von Vito Zuraj.

In Erinnerung bleiben wird auch das Trio Zebra (Ernst Kovacic, Steven Dann und Anssi Karttunen) und dabei Friedrich Cerhas Streicherstück Zebra-Trio: Kompositorische Leichtigkeit setzt rund um den lyrischen Beginn und ein ebenso sanftes Ende auf ruppige Akzente und rasende Linien. Ein dichtes Werk voll eleganter Stimmverwebungen als Hort strukturierter Emotionalität. Hätte es Herr Wrabetz nur gehört. (Ljubisa Tosic, DER STANDARD, 8.10.2013)