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Neben gedruckten Bücher wird bei der Frankfurter Buchmesse vermehrt Platz für digitale Medien angeboten.

Foto: Sebastian Willnow/dapd

Wien – Vergangenes Jahr fand Guido Westerwelle zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse berückende Worte für den Wert des Lesens. "Unser Bodenschatz ist nicht unter den Füßen, unser Bodenschatz ist zwischen den Ohren"  meinte der deutsche Außenminister. Auch heute, ein Jahr und eine Wahl später, wird Westerwelle, der bald schon ein ehemaliger Außenminister ist, anlässlich der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse sprechen. Nicht als Einziger. Neben Politikern, Honoratioren und Buchbranchen-Funktionären findet sich auf der Rednerliste der Buchmessen-Eröffnung auch Michel Miguel Elias Temer Lulia. Er ist Vizepräsident des Gastlandes Brasilien, das sich in Frankfurt unter dem Slogan "Ein Land voller Stimmen" präsentiert.

Falsche Töne macht allerdings Lulias Landsmann Paulo Coelho (66) aus. In einem Interview mit der Welt am Sonntag kündigt der Bestsellerautor an, der Messe fernbleiben zu wollen. Unter anderem kritisiert Coelho, dass er von den 70 eingeladenen Schriftstellern nur 20 kenne, "von den anderen 50 habe ich noch nie etwas gehört. Ich nehme an, das sind Freunde von Freunden von Freunden. Vetternwirtschaft."

Dass die Eröffnung der Frankfurter Buchmesse just an dem Tag stattfindet, an dem die Aktie des Bastei Lübbe Verlags zum ersten Mal auf dem Kurszettel aufscheint, mag kein allzu gutes Zeichen sein. Schließlich lukrierte der deutsche Verlag von Dan Brown und Ken Follett beim Börsengang vergangene Woche nur 30 Millionen statt der angepeilten 58 Millionen Euro.

Zudem sind die Ausstellerzahlen bei der Frankfurter Buchmesse, die als weltweit größte Messe ihrer Art und bedeutender Lizenzhandelsplatz nach wie vor über beträchtliche Strahlkraft verfügt, seit Jahren rückläufig. Heuer werden 7.100 Aussteller (davon 130 aus Österreich) aus 100 Ländern erwartet. 2012 waren es laut Buchreport 7.300, davor 7.382 (2011) und 7.539 (2010).

Wohl auch vor diesem krisenhaften Hintergrund der Verlagsbranche rief Buchmessen-Chef ­Juergen Boos mit der ihm eigenen Affinität für das Englische einen Themenschwerpunkt "Self-Publishing und Start-ups in der Buchbranche"  aus.

Weiter ausgebaut wird neben der Digitalisierung und Multimedialisierung von Buchinhalten auch das Standbein Kinder- und Jugendbuch. Inzwischen haben die Rechtehändler schon einen neuen Trend für eine besondere Art Buch ausgemacht. Sie nennen es "new adult" , es soll sich um Jugendromane im Stil von "50 ­Shades of Grey"  handelt. Das kann lustig werden.  (Stefan Gmünder, DER STANDARD, 8.10.2013)