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Egal ob im Team (Schweden) oder ...

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... im Verein (Paris SG):

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Zlatan Ibrahimovic sorgt für Unterhaltung und Schlagzeilen.

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Er ist der Prototyp eines Fußballers, wie ihn sich der gemeine Fan nur erträumen kann. Seine Aktionen auf dem Rasen und auch abseits davon schwanken zwischen Genie und Wahnsinn. Er wirkt nicht nur arrogant, egozentrisch, selbstherrlich und kompliziert, er ist es auch. Kaum einer seiner Berufskollegen vermag derart zu polarisieren, seine Sprüche sind ebenso legendär wie eine Vielzahl seiner Tore. Er besticht trotz seiner Größe von 1,95 Meter durch Wendigkeit, Antrittsschnelligkeit, Zweikampfstärke, technische Versiertheit und Torgefahr. Nicht zuletzt deshalb gehört Zlatan Ibrahimovic, der am Freitag mit dem schwedischen Team die ÖFB-Elf in der WM-Qualifikation in Stockholm empfängt, auch zu den am besten bezahlten Fußballprofis dieses Planeten.

Kolportierte 15 Millionen Euro netto soll der Schwede pro Jahr von seinem Arbeitgeber Paris Saint-Germain einstreifen. Kaum ein Spieler seiner Kategorie würde sich über die teilweise astronomischen Summen im internationalen Fußballgeschäft mokieren, Ibrahimovic tut es: "Das System ist krank. Die Verträge, die wir bekommen, sind irre. Kein Fußballer ist dieses Geld wert", sagte der Schwede dem "Spiegel". 

Ablösesummen-Weltrekord

Sein Marktwert beläuft sich auf 30 Millionen Euro, insgesamt 168 Millionen Euro an Ablösesummen (Weltrekord!) flossen bei seinen Transfers. Er kickte für Ajax Amsterdam, Juventus Turin, Inter Mailand, den FC Barcelona und den AC Milan, lieferte Tore am Fließband und spielt seit 2012 auch in Paris groß auf. Meistertitel mit allen genannten Vereinen waren die Konsequenz, der Titel aus dem Jahr 2006 mit Juventus wurde allerdings wegen eines Manipulationsskandals aberkannt. Daneben wurden ihm zahlreiche Ehrungen zuteil, dreimal war er bester Spieler in Italien, siebenmal Schwedens Fußballer des Jahres. In 93 Spielen für das Nationalteam verbuchte er 45 Treffer.

Hat ein Typ wie "Ibracadabra" Vorbilder? Natürlich nicht, er pflegt seinen eigenen Stil, den Zlatan-Stil. In Schweden wurde ihm sogar ein eigenes Verb gewidmet. Der Rat für die schwedische Sprache nahm den Neologismus "zlatanera" als Begriff für "etwas mit Kraft dominieren" offiziell in den Wortschatz auf. Auch in Frankreich hinterlässt der Exzentriker seine Spuren. In einem Pariser Restaurant kann tatsächlich ein "Zlatan-Burger" bestellt werden, der mit einem 600-Gramm-Fleischlaberl gespickt ist und laut dem Lokalbesitzer nicht einmal in den Mund von Chuck Norris passen würde.

Rundumschlag

Im vergangenen Jahr brachte er seine Biografie "Ich bin Zlatan" auf den Markt, rund 700.000-mal wurde der Bestseller in seiner Heimat verkauft. Warum es mit dem Literaturnobelpreis nicht geklappt hat, bleibt ein Rätsel. Neben faszinierenden Einblicken in sein Leben als Jugendlicher kommen auch Seitenhiebe auf Persönlichkeiten der Sportwelt nicht zu kurz. So beschimpft er darin seinen früheren Trainer beim FC Barcelona, Pep Guardiola, als Feigling, Lionel Messi bezeichnete er als Zwerg. "Wenn ich verärgert bin, ist das kein Problem. Okay, vielleicht mache ich etwas Dummes und hole mir eine Rote Karte, aber meistens ist das ein gutes Zeichen. Meine ganze Karriere ist darauf aufgebaut, zurückzuschlagen", schreibt Schwedens Enfant terrible.

Erst vor wenigen Tagen stichelte der Star erneut gegen Guardiola: "Wer mich kauft, kauft einen Ferrari. Wer einen Ferrari hat, tankt Super, fährt auf die Autobahn und gibt Vollgas. Guardiola hat Diesel getankt und eine Tour ins Grüne gemacht. Hätte er sich gleich einen Fiat kaufen sollen." Hintergrund der Beziehungskrise war die wenig fruchtbare Zusammenarbeit in Barcelona. "Er hat mich für Messi geopfert. Und er hatte nicht den Mut, mir das zu sagen. Guardiola hat keine Eier", schimpfte Ibrahimovic  in einem "Spiegel"-Interview über den nunmehrigen Bayern-Coach. "Guardiolas philosophische Ansprachen in der Kabine - das ist Scheiße für Fortgeschrittene."

Prekäre Familienverhältnisse

Ibrahimovic erblickte im Oktober des Jahres 1981 in Malmö das Licht der Welt, wuchs als Sohn einer Migrantenfamilie in einem von Plattenbauten übersäten Problemviertel auf. Sein Vater, Hausmeister, frönte nur allzugern und ausgiebig dem hopfenhaltigen Alkoholgetränk, seine Mutter schlug sich als Putzfrau durchs Leben. Nach der Trennung verlor sie das Sorgerecht, als Diebesgut in ihrer Wohnung entdeckt wurde. Von der Mutter gab es Prügel mit einem Holzlöffel, vom Vater, bedingt durch zeitintensive körperliche Revitalisierungsprozesse, viel Freiheit. Und die wusste der Held der Käfige, der sich angeblich gerne Ronaldo nannte, zu nutzen. Verheiratet ist der Vater von zwei Söhnen mit der elf Jahre älteren Helena Seger, früher Model, von ihrem Gatten auch als "Evil super bitch deluxe" bezeichnet.

Sein Manager ist Mino Railoa, der auch den Problembär Mario Balotelli unter seinen Fittichen hat. Der Italiener, selbst kein Kind von Traurigkeit, machte bereits früh mit den Starallüren des Schweden Bekanntschaft. "Ich glaube, das Erste, was ich ihm sagte, war, er solle sich ins Knie ficken", so Railoa. Was den Schweden laut seinem Berater auszeichnet, ist sein eiserner Wille. "Der einzige Spieler, den ich kenne, der so hart trainiert wie Ibrahimovic, war Pavel Nedved."

"Wer mich stoppen will, muss mich umbringen"

Auf die Frage eines Journalisten, ob es einen Verteidiger gebe, den er fürchte, antwortete Ibrahimovic einmal lapidar: "Wer mich stoppen will, muss mich umbringen." Schon in seiner Kindheit scheute der Goalgetter keinen Konflikt. Der Besitzer des schwarzen Taekwondo-Gürtels erzählt freimütig von Fahrraddiebstählen und Prügeleien. "Da, wo ich herkomme, ruft man nicht die Polizei, wenn es ein Problem gibt. Das wird anders geregelt."

Am Freitag will das ÖFB-Team in Schweden etwas regeln, dem Superstar und den Gastgebern die Schneid abkaufen und zumindest einen Punkt mitnehmen, um im Rennen um ein Ticket für die WM 2014 in Brasilien zu bleiben. Im Juni ist dieses Kunststück mit einem 2:1 im Heimspiel schon einmal geglückt.  (Thomas Hirner, derStandard.at, 9.10.2013)