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Das Angebot steigt, der Bedarf nach Ruhe und Entspannung auch. Nicht nur die Preise für Massagen sind gestiegen, der Aufenthalt in Wellnesshotels selbst wird teurer und teurer.

Foto: Reuters/Kyung-Hoon

Wien - Wellnessboom und kein Ende. Allein bis August sind in Österreich im Jahresabstand 45 Hotels dazugekommen, die mit Wellness locken. Damit hat sich die Zahl der Unterkünfte mit Sauna, Pool und/oder Behandlungsräumen auf 1057 erhöht. Kräftig in die Höhe geschossen sind aber auch die Preise, was nur zum Teil auf die Gier der Hoteliers zurückzuführen ist.

"Es sind die finanzmaroden Gemeinden, die immer kräftiger zulangen," sagte Christian Werner, Herausgeber des eben erschienenen Relax Guide 2014 (303 Seiten, 24,90 Euro), dem Standard. "Ob Wasser, Kanalgebühr oder Kurtaxe - die Belastung der Betriebe ist exorbitant gestiegen." Die knapp kalkulierenden Hotels hätten oft gar keine Alternative, als die Mehrbelastung weiterzugeben.

Schlechte Bilanzen

Ins selbe Horn bläst Franz Hartl. Der Geschäftsführer der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) weist darauf hin, dass der Gross-Operating-Profit (GOP) der Betriebe insgesamt abnimmt, sowohl absolut als auch relativ. Die Kennzahl gibt Aufschluss darüber, inwieweit es einem Unternehmen möglich ist, Zinsen und Kapital zu bedienen. Und da sieht es, anders als dies die Nächtigungszahlen vermuten lassen, laut Hartl nicht gut aus: "Viele bekommen den Preis nicht, den sie eigentlich bräuchten, um den Betrieb wirtschaftlich zu führen."

Christian Werner hat vor 15 Jahren begonnen, alle Hotels in Österreich zu erfassen, zu testen und zu klassifizieren, die irgendwie mit Wellness werben. Heuer haben er und sein Team trotz teils deutlich gestiegener Preise einen starken Qualitätsabfall beobachtet: 74 der erfassten 1057 Hotels sind von den Testern schlechter bewertet worden. Nur 267 Häuser wurden mit mindestens einer Lilie ausgezeichnet, dem Qualitätsgütesiegel der Branche.

Die Reihung der Hotels erfolgt mittels eines Punktesystems, das sich an den besten Betrieben orientiert. Neben Wellnessinfrastruktur, Service und Qualität des Essens wird auch die Stimmigkeit des Angebots berücksichtigt.

Die Besten der Besten

Zu den Besten der Besten, die mit vier Lilien ausgezeichnet wurden, zählen einmal mehr der Steirerhof im steirischen Bad Waltersdorf sowie Reiters Supreme in Bad Tatzmannsdorf (Burgenland). In Kärnten sind es das Ronacher Thermenhotel in Bad Kleinkirchheim, der Hochschober auf der Turracher Höhe sowie das Aenea in Reifnitz-Sekirn. Weiters der Salzburgerhof in Zell am See, Geinberg 5 Private Spa Villas in Geinberg (OÖ), Schalber Wellness Residenz in Serfaus und Stock Resort in Finkenberg (beide Tirol).

1999 kostete der Aufenthalt in einem Lilienbetrieb noch durchschnittlich 63,17 Euro (gerechnet pro Person im Doppelzimmer inklusive Halbpension in der günstigsten Kategorie und billigsten Saison). Voriges Jahr waren es im Schnitt 106,51 Euro, heuer 111,16 Euro. Wären die Preise in den vergangenen Jahren jeweils nur im Ausmaß der Inflation gestiegen, lägen sie heute um knapp 27 Euro tiefer bei 84,24 Euro pro Person.

Hartl von der Tourismusbank dazu: "Wer seine Preise nur im Ausmaß der Inflation erhöhen kann, befindet sich auf der Verliererstraße. (Günther Strobl, DER STANDARD, 11.10.2013)