Die österreichische Immobilienbranche ist auf der Expo Real in München traditionellerweise stark vertreten. Die Veranstaltung gilt als eine der wichtigsten Fachmessen in Europa.

Foto: Messe München

Mit gleich zwei "offiziellen" Ständen ist Österreich heuer auf der internationalen Immobilienmesse Expo Real in München vertreten, und beide Stände - "Austria" und "Wien - Europa Mitte" wurden gegenüber dem Vorjahr auch noch vergrößert. Das zeigt, wie wichtig die Münchner Messe für österreichische Immo-Profis ist - und wohl auch in den nächsten Jahren bleiben wird. Wie man von Vertretern der alpenrepublikanischen Immo-Wirtschaft hier nicht selten hört, ist die zweite große europäische Immobilienmesse, die Mipim in Cannes, vielen schon zu teuer und zu wenig interessant, weil weniger auf Mitteleuropa fokussiert.

Das für die Österreicher interessante Geschäft wird eher in München gemacht, das hat zuletzt auch CA-Immo-Vorstandschef Bruno Ettenauer im STANDARD-Gespräch - was sein Unternehmen betrifft - bestätigt. Die Stadt Wien setzt schon seit mehreren Jahren diesen Fokus auf München, heuer wurde sie von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) repräsentiert.

Fad, aber mit Vorteilen

Dass auch umgekehrt in München mehr Interesse am heimischen Markt herrscht als an der Côte d'Azur, kann allerdings nicht einwandfrei behauptet werden. Eine Podiumsdiskussion mit dem Titel "Nicht weit entfernt: Investmentmarkt Österreich", durchaus mit bekannten Namen aus der heimischen Immo-Szene besetzt, lockte keine Massen ins "Investment Locations Forum" der Messe.

Möglicherweise war die gleichzeitige Anberaumung des offiziellen Messe-Auftritts von Vassilakou auch ein wenig kontraproduktiv; allgemein sei Östereich aber schlicht nach wie vor ein "fader Markt", bekannte EHL-Wohnimmobilienspezialistin Sandra Bauernfeind gleich zu Beginn der Diskussion - nicht ohne auch gleich die Vorteile dieser Fadesse hervorzustreichen: die hohe Lebensqualität und die hohe Sicherheit, die verlässlichen Renditen, die weiterhin gegebene Leistbarkeit, insbesondere auch im Wohnbereich. "Es ist ein guter Standort, man kann hier gute Geschäfte machen", assistierte Karl-Heinz Strauss.

Der Porr-Vorstandschef war es auch, der das seit Jahren existierende Jammern über zu wenige Neuansiedlungen von Unternehmen nicht ganz so dramatisch sah wie viele andere. "Wien hat trotzdem die zentrale Lage mit den nötigen Flugverbindungen", sagte er vor den rund 50 versammelten Zuhörerinnen und Zuhörern. "Und auch die Manager aus den CEE-Ländern treffen sich zehnmal lieber in Wien, als dass sie zum Beispiel alle nach Warschau kommen müssen."

"Abgesandelte Politik"

Nur eingeschränkt pflichtete dieser Analyse Peter Prischl, Managing Director von Reality Consult, bei. "Abgesandelt" - um den vielzitierten Wahlkampf-Sager von Wirtschaftskammer-Chef Christoph Leitl zu zitieren - sei nämlich schon etwas, "nämlich die Politik. Die ist in den letzten 30 Jahren nicht schneller und transparenter geworden", so Prischl. Insbesondere das unübersichtliche Mietrechtsgesetz (MRG) ist ihm ein Dorn im Auge; es ist aus seiner Sicht eine "große Bremse im Markt" und gehört deshalb "ersatzlos abgeschafft".

Dass das "komplexe" Mietrecht jedenfalls nicht geeignet sei, Investoren anzulocken, bestätigte auch Bauernfeind. Dabei sollten in Wien wegen des starken Zuzugs - Wien ist, wie auch Vassilakou auf einer Abendveranstaltung am Montag betonte, die am stärksten wachsende Stadt des deutschsprachigen Raums - nicht 5.000, sondern 10.000 bis 11.000 Wohnungen pro Jahr gebaut werden, so Bauernfeind.

Wohnungskauf "wie beim Fleischhauer"

Raiffeisen-Evolution-Geschäftsführer Gerald Beck, der vierte Diskutant in der Runde, will genau deshalb auch den Wohnbau in Wien "massiv verstärken", gleichzeitig aber nicht ausschließlich darauf setzen. "In letzter Zeit wurden in Wien Wohnungen gekauft wie beim Fleischhauer, nach dem Motto 'Darf's ein bisserl mehr sein?'", sagte Beck. Nun werden auch im Wohnungsbereich die Renditen immer enger, Beck streckt seine Fühler deshalb schon wieder nach Osteuropa aus.

Was den Wiener Büromarkt betrifft, sieht Strauss weniger auf neue Projekte, sondern vielmehr auf den Altbestand aus den 80er- und 90er-Jahren Probleme zukommen. Hier finde ein "recht dramatischer" Wandel von Alt zu Neu statt, weshalb auch ein gewisser Neubau jedenfalls nötig sein werde. "Es ist ein Austausch, aber kein Wachstum", so der Porr-Chef.

Prischl brachte die Beispiele dazu: Die beiden Großbanken Erste Bank und Bank Austria würden in den nächsten Jahren neue Headquarters beziehen und im Zuge dessen riesige Flächen, viele davon im 1. Bezirk, zurücklassen. "Diese Büros sind nicht vermittelbar und werden deshalb sicher nicht auf den Markt kommen", so der Reality-Consult-Chef. Umnutzungen zu Wohnen oder Hotel seien hier eher zu erwarten.

MRG-Änderung und "bessere Daten" gewünscht

Und weil gerade Wahlen in Österreich waren, fragte Diskussionsleiter Heimo Rollett auch nach den Wünschen an die Politik. Strauss äußerte keinen konkreten Wunsch, Beck verlangte eine Verwaltungsreform, mehr Investitionen in Forschung & Entwicklung sowie in Ausbildung. Außerdem hätte er gerne, "dass Finanzierungen wieder leichter vonstatten gehen".

Bauernfeind sprach sich für eine Beschleunigung von Widmungsverfahren und eine Änderung des Mietrechts aus. Prischl überraschte ein wenig mit dem Wunsch nach "besseren verfügbaren Marktdaten. Es gibt zwar welche, aber man muss sie sich von überall zusammenklauben." (Martin Putschögl aus München, derStandard.at, 8.10.2013)