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Im Zentrum: Chinas Präsident Xi Jinping mit Kollegen beim Apec-Gipfel auf Bali

Foto: REUTERS/Beawiharta

China tanzt mit den asiatischen Staatenorganisationen Apec und Asean, Obama mit seinem Kongress: So sehen Hongkonger Karikaturisten die für Asiens Öffentlichkeit unverständliche Selbstisolierung der US-Außenpolitik. Dafür drehen die einst nur chinabezogen denkenden Pekinger Führer ihre Pirouetten nun auf dem Weltparkett.

Gleich zwei der wichtigsten Politiker, Staatschef Xi Jinping und Premier Li Keqiang, sind in Südostasien unterwegs. Sie versprechen dort, die bisherige "goldene Dekade" der Wirtschaftsbeziehungen mit China zur "diamantenen Ära" und das südchinesische Konfliktmeer zur "maritimen Seidenstraße" zu machen.

Präsident Xi besuchte seit Anfang Oktober Indonesien und Malaysia, bevor er als Hauptredner vor die 21 Staatsvertreter der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftskooperation (Apec) in Bali trat. Jetzt übernimmt Premier Li: Am heutigen Mittwoch stellt er auf den Ostasiengipfeln (Asean) in Brunei Pekings neue Vorschläge zur Freihandelszone mit den Asean-Staaten vor. Das Blatt China Daily schrieb, die Charmeoffensiven seien kein Zufall: "Peking wirbt um Südostasien wie noch nie zuvor."

Nach außen geht es um die von der Wirtschaft der Volksrepublik abhängige Weltkonjunktur. China, so sagt Außenminister Wang Yi, sei heute der größte Handelspartner für 128 Länder.

China als Lokomotive

Präsident Xi versprach vor Unternehmens- und Staatsführern der Apec-Länder, die für 53 Prozent der Weltwirtschaftsleistung und 44 Prozent des Welthandels stehen, dass sein Land eine Konjunkturlokomotive bleibe - auch wenn sich Chinas Wachstum im Zuge der Umstrukturierung seiner Wirtschaftsweise bis 2020 "auf sieben Prozent jährlich" abschwäche. Vom starken Sog, der von Urbanisierung, Ausbau des Erziehungssystems, Innovationen und Binnennachfrage ausgehe, könnten alle profitieren. Peking wolle die Kooperation mit der Apec und nicht, dass "jeder nur vor seiner eigenen Tür kehrt und sich nicht um das Haus der anderen kümmert".

Solche Worte wirken. Obwohl Beobachtern nicht verborgen blieb, wie gezielt China vom Ausfall des US-Präsidenten profitierte. So warb Xi für sich als verantwortlicher Finanzstratege - in einer Situation, in der Barack Obama so tief in die Haushalts- und Verschuldungsmisere der USA verwickelt ist, dass er sich bei Apec und Asean von Außenminister John Kerry vertreten lassen musste. Xi forderte alle Apec-Mitglieder auf, risikobewusst für wirtschaftliche und finanzielle Stabilität zu sorgen, die Lage "realistisch einzuschätzen und einen kühlen Kopf zu bewahren".

Er kritisierte gezielt das Lieblingsprojekt von Obama, der eine von den USA dominierte "transpazifische Partnerschaftsfreihandelszone" (TPP) aufbauen lässt, in der China bislang keine Mitgliedschaft angeboten wurde. Ohne die TPP namentlich zu nennen, sagte Xi: "Alle Vorhaben sollten der Zusammenarbeit und nicht der Konfrontation dienen, nicht exklusiv sein, zum allseitigen Gewinn und zur Integration beitragen, aber nicht zur Aufsplitterung." Chinas Global Times schrieb am Dienstag auf ihrer Titelseite, dass Xi eine "verdeckte Attacke auf die von den USA favorisierte TPP" führe. Die Nachrichtenagentur Xinhua meldete: Ohne Obamas Teilnahme wurde die am Rande der Apec abgehaltene TPP-Verhandlungsrunde von den Teilnehmern "ergebnislos und hastig beendet".

Kerry appellierte an die Apec-Staaten, das Fehlen Obamas nicht falsch zu interpretieren: "Nichts von allem, was in Washington passiert, verringert unsere Verpflichtungen gegenüber Partnern oder schwächt die wieder für uns Dreh- und Angelpunkt der Außenpolitik gewordene Asienstrategie."

Doch ohne Obama gab Peking den Ton an. Im patriotischen Webportal der Volkszeitung Starkes China riefen die Blogger Xi zum "Gewinner des Apec-Gipfels" aus, der nächstes Jahr "zum chinesischen Heimspiel wird:" 2014 trifft sich die Apec-Runde in Peking. (Johnny Erling aus Peking, DER STANDARD, 9.10.2013)