Welchen Einfluss die globale Erwärmung in Zukunft auf den Wasserhaushalt der Erde haben könnte, haben deutsche Wissenschafter in drei aktuellen Studien dargelegt. Die Prognosen der Forscher vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) zeigen, welche drastischen Veränderungen selbst ein geringer Anstieg der Temperaturen nach sich ziehen würde. Wenn sich etwa die globale Erwärmung auf 2 Grad Celsius über dem vorindustriellen Level begrenzen ließe, dürften demnach immer noch 500 Millionen Menschen zunehmender Wasserknappheit ausgesetzt sein. Bei einer Erwärmung von 5 Grad Celsius wären nahezu alle eisfreien Gebiete von Ökosystemänderungen betroffen.

"Hält das Bevölkerungswachstum weiter an, wäre das gegen Ende des Jahrhunderts und bei einem business-as-usual Klimaszenario mit weit mehr als einer Milliarde betroffener Menschen gleichzusetzen", erklärt Dieter Gerten, Leitautor einer der Studien. "Und das zusätzlich zu den mehr als einer Milliarde Menschen, die bereits heute in wasserarmen Gebieten leben." Besonders verwundbar sind Teile Asiens und Nord-Afrikas, des Mittelmeerraums und des Nahen Ostens.

Den Ökosystemen unseres Planeten stehen noch umfangreichere Änderungen bevor. Bei einer globalen Erwärmung zwischen etwa 3 und 4 Grad Celsius würde sich die von Veränderungen betroffene Fläche nahezu verdoppeln, meint Lila Warszawski, Leitautorin einer anderen Studie, die verschiedene Klimafolgenmodelle und die damit verbundenen Unsicherheiten systematisch miteinander vergleicht, um ein vollständigeres Bild der möglichen Auswirkungen des Klimawandels für natürliche Ökosysteme zu erlangen.

Schwerwiegender Wandel für fast alle Ökosysteme

Eine Erwärmung von 5 Grad Celsius, wie sie bis zum Ende des Jahrhunderts bei unvermindertem Klimawandel eintreten könnte, würde einen schwerwiegenden Wandel für fast alle terrestrischen natürlichen Ökosysteme bedeuten. "Trotz Unsicherheiten zeigen die Ergebnisse sehr klar, dass es für die globalen Ökosysteme einen gewaltigen Unterschied macht, ob man von einem Szenario ohne Klimaschutzmaßnahmen oder einem Szenario mit ehrgeizigem Klimaschutz ausgeht", sagt Sebastian Ostberg, Leitautor der dritten Studie.

Zu den durch ungebremste globale Erwärmung besonders gefährdeten Regionen zählen die Grasländer im östlichen Indien, die Steppen des Hochlands von Tibet, die Wälder Nord-Kanadas, die Savannen Äthiopiens und Somalias sowie der Amazonas-Regenwald. Viele dieser Regionen verfügen über eine reiche und einzigartige Biodiversität.

"Wir lassen die Welt, wie wir sie kennen, hinter uns"

Zusammengenommen erweisen sich die Veränderungen sowohl der Wasserverfügbarkeit als auch der Ökosysteme als nicht linear. "Unsere Ergebnisse stützen die Annahme, dass wir unsere natürlichen Systeme grundlegend destabilisieren – wir lassen damit die Welt, wie wir sie kennen, hinter uns", sagt Wolfgang Lucht, einer der Autoren und Leiter des Forschungsbereichs Erdsystemanalyse am PIK. (red, derStandard.at, 13.10.2013)