Linz - Der Ruf nach dem Nachwuchs im österreichischen Tennis ist in den vergangenen Jahren immer lauter geworden. Zwar sorgen die arrivierten Spieler wie Jürgen Melzer oder bei den Damen aktuell Yvonne Meusburger durchaus auch für positive Schlagzeilen, doch schon seit einiger Zeit hofft man auf Namen wie allen voran Dominic Thiem und Barbara Haas bzw. auch Lucas Miedler.
Noch halten die "Alten" die rot-weiß-rote Fahne hoch. "Sie sind zwar nicht mehr die Jüngsten, aber ich gehe schon davon aus, dass die noch ein paar Jahre weiterspielen", meinte ÖTV-Sportdirektor Clemens Trimmel am Mittwoch im Gespräch mit der APA im Rahmen des Generali Ladies in Linz. Meusburger habe eine "Super-Saison gespielt und ihr Ranking mehr als halbiert" und auch Patricia Mayr-Achleitner "kommt wieder in die Sphären, wo sie hingehört, das ist ganz klar in die Top 100". Bei Melanie Klaffner ortete Trimmel eine sehr erfolgreiche Saison.
Miedler bei Trimmel
"Natürlich hätte ich gerne, dass mehr von unten nachkommen", sagte Trimmel und nennt da vor allem Haas, die seit Mitte August wie Klaffner unter den Fittichen von Fed-Cup-Kapitän Jürgen Waber steht. Die 17-jährige Haas wurde allerdings durch eine langwierige, rätselhafte Augeninfektion um Monate zurückgeworfen.
Ganz neu ist, dass sich der gleich alte Niederösterreicher Lucas Miedler von seinem langjährigen Coach Norbert Richter getrennt hat, und nun interimsmäßig bis zur Stadthalle mit Trimmel zusammenarbeitet. "Ich mache das jetzt bis zur Stadthalle. Wir haben in der Südstadt sehr intensive Trainingseinheiten hinter uns gebracht, auch mit Andreas Haider-Maurer und Maximilian Neuchrist, das ist für ihn natürlich alles neu", erklärte Trimmel, der Miedler möglichst rasch ein gutes Betreuungspaket vom ÖTV anbieten möchte.
Gute Gespräche mit Thiem
Noch kein Resultat, aber eine positive Entwicklung gibt es auch im leidigen Thema um Ausbildungskosten-Forderungen von Dominic Thiem bzw. dessen Trainer und Manager Günter Bresnik. "Ich halte wenig davon, im Vorfeld Gerüchte in die Welt zu setzen, aber ich bin da recht positiv. Die Gespräche verlaufen ganz gut, ich gehe davon aus, dass es zu einer Lösung kommen wird", verrät Trimmel.
Fed-Cup-Kapitän Waber berichtet trotz der gesundheitlichen Probleme von Haas viel Gutes über sein neuestes Mitglied im Leistungszentrum des OÖTV in Linz. "Ich habe selten mit einer Spielerin gearbeitet, die so eifrig und so motiviert ist", erklärte Waber im APA-Gespräch. Die Infektion werde nun immer besser, Haas könne nun wieder voll trainieren. "Wir machen jetzt einen Aufbaublock, in dem wir zunächst versuchen, sie wieder auf den alten Stand zu bringen." Immerhin hat Haas seit Juni kein Match mehr bestritten.
Bammer als Coach
Waber arbeitet mit seinem ehemaligen Schützling, der früheren Weltranglisten-19. Sybille Bammer, nun gemeinsam mit Klaffner und Haas. Bammer agiere auch als Coach sehr diszipliniert. "Sie lebt vor, was sie selbst als Spielerin gemacht hat. Die Mädels können sehr von ihr profitieren, weil sie unmittelbar davor auf der Tour war und die Probleme, die die Damen haben, teilweise auch besser versteht."
Waber warnt auch allgemein davor, frühe Erfolge im Jugendtennis überzubewerten. "Babsi Haas hat jegliches Potenzial, das muss sie aber auch erst ausschöpfen. Doch das ist eine langwierige Arbeit: wer glaubt, dass das von einer Minute auf die andere geht, wird sich täuschen."
Haas voll auf Tennis konzentriert
Von der professionellen Einstellung von Haas ist Waber überrascht. "Sie gibt mir das Gefühl, dass sie wirklich genau weiß, was sie will. Sie geht überhaupt keine Kompromisse ein, Tennis steht hundertprozentig an erster Stelle." Auch mit Klaffner ist Waber, unabhängig vom Linz-Abschneiden, zufrieden. "Sie war am Jahresende 450 in der Weltrangliste, sie steht jetzt auf 180. Sie hat heuer einen Super-Entwicklungsprozess genommen, und hat sehr erfolgreich auf der Challenger-Ebene gespielt."
Man müsse sich über den Nachwuchs also nicht derartige Sorgen machen, sondern einfach geduldig sein, auch wenn es Handlungsbedarf gibt. Dass es auch länger dauern kann, ehe der Knopf aufgeht, beweisen nicht zuletzt auch die Beispiele eines Jürgen Melzer oder einer Yvonne Meusburger. (APA, 9.10.2013)