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apa/Seth Mccallister
Kuwait/Washington - In einer angeblich vom El-Kaida-Führungsmitglied Ayman el Sawahiri stammenden Tonbandaufzeichnung sind die USA davor gewarnt worden, ihren Gefangenen auf dem Marinestützpunkt Guantanamo Bay auf Kuba Leid zuzufügen. Andernfalls würden die USA einen hohen Preis bezahlen, hieß es auf dem Tonband, das der in Dubai ansässige Nachrichten-Fernsehsender "El Arabiya" ausstrahlte. Moslems in aller Welt wurden aufgerufen, die Gefangenen der USA auf der Militärbasis zu rächen. Aus Sicherheitsgründen hat das US-Heimatschutzministerium unterdessen die visumfreie Durchreise von Fluggästen ausgesetzt.

"Kreuzritter Amerika wird hohen Preis zahlen"

"Amerika hat angekündigt, Prozesse vor Militärgerichten gegen die moslemischen Gefangenen in Guantanamo abzuhalten und möglicherweise die Todesstrafe gegen sie verhängen zu wollen", sagte die Stimme auf dem Tonband. "Ich schwöre im Namen Gottes, dass der Kreuzritter Amerika einen hohen Preis für alles Leid zahlen wird, das er einem der moslemischen Gefangenen zufügt." "El Arabiya" identifizierte die Stimme als die Sawahiris, nannte aber keine Details. Sawahiri gilt als rechte Hand des El-Kaida-Anführers Osama bin Laden. Er ist Ägypter und Führer des Islamischen Jihad in Ägypten. Sein Aufenthaltsort ist wie jener Bin Ladens unbekannt.

"Wir sagen Amerika eines: Was du bisher erlitten hast, ist nur ein erstes Geplänkel, die wirkliche Schlacht hat noch nicht begonnen", sagte die Stimme weiter. "Lasst diejenigen wissen, die sich mit Amerika verschwören, dass Amerika unfähig ist, sich selbst zu schützen ... und lasst jeden Gefangenen, der von den Ungläubigen festgehalten wird, versichert sein, dass der Tag der Befreiung nah ist." Zuletzt hatte der arabische Fernsehsender "Al Jazeera" im Mai ein angeblich von Sawahiri stammendes Tonband ausgestrahlt, auf dem den USA mit neuen Anschlägen gedroht wurde.

Militärgericht für Guantanamo-Gefangene?

Im vergangenen Monat hatten die USA erklärt, sechs der Guantanamo-Gefangenen könnten vor ein Militärgericht gestellt werden. Ihnen wird die Teilnahme an terroristischen Trainingslagern und an der Finanzierung El Kaidas vorgeworfen. El Kaida wird hinter den Flugzeuganschlägen vom 11. September 2001 in den USA vermutet, bei denen rund 3.000 Menschen getötet wurden. Die Gruppe wird auch für Anschläge in Saudiarabien und in Marokko in diesem Jahr verantwortlich gemacht.

USA setzen visumfreien Transit aus

Auf ihrem Stützpunkt Guantanamo Bay halten die USA seit fast zwei Jahren mehr als 600 Gefangene aus 42 Ländern fest. Diesen wird nicht der Status von Kriegsgefangenen eingeräumt, die USA halten sie in Isolationshaft. Die Männer, teils Jugendliche, wurden während des Kriegs in Afghanistan festgenommen. Ihnen werden Verbindungen zu El Kaida und zum gestürzten Taliban-Regime zur Last gelegt. Die geplanten Prozesse werden außerhalb der US-Justiz und verfassungsrechtlicher Garantien geführt, was die Kritik von Anwälten und Menschenrechtsorganisation auf sich gezogen hat. So wurde bisher keinem einzigen Gefangenen ein Rechtsbeistand gewährt.

Die bisher visumfreie Durchreise ausländische Fluggäste durch die USA wurde am Wochende ausgesetzt. Bisher brauchten Passagiere auf der Reise von einem Land in ein anderes für einen Umstieg auf einem US-Flughafen kein Visum, so lange sie den Flughafen nicht verließen. Der Chef des Heimatschutzministeriums, Tom Ridge, bezeichnete die Schritte zwar als "drastisch, aber eine angemessene Antwort auf die Bedrohungslage".

Das US-Heimatschutzministerium hatte vergangene Woche Fluggesellschaften gewarnt, El Kaida plane neue Anschläge. Noch in diesem Sommer könnten Flugzeuge entführt und für Selbstmordanschläge nach dem Muster des 11. September verwendet werden. Ziele könnten neben den USA Großbritannien, Italien oder Australien sein; deren Regierungen befürworteten den US-geführten Krieg gegen den Irak. Ausdrücklich wurde vor Terroristen gewarnt, die das 1952 eingeführte Durchreise-Programm ausnutzen könnten, um ohne Visum in Flugzeuge im US-Luftraum zu gelangen. (APA/Reuters/AP)