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Was Produktkultur betrifft, gilt Deutschland im Allgemeinen ja vor allem betreffend der Produktion von Hardware à la Automobil international als Garant für Qualität und Zuverlässigkeit. Dass zu der aus tüchtiger Wirtschaftskraft entstandenen Produktwelt allerdings auch ganz andere Objekte gehören, ...

Foto: standard-archiv/Porsche aus den 40igern

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.... zeigt ein ordentlicher Schmöker mit dem glatten Titel "Deutsche Standards". In seinem Inneren versammelt der Band mehr oder weniger Klassisches aus Deutschland - vom Bodensee bis Rügen, von Aspirin bis Zeiss, vom Gummibären bis zum Uhu-Kleber.

Foto: archiv/HARIBO Gummibären

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Stellt sich prompt die Frage, ab welchem Punkt ein Produkt das Zeug zum Standard hat. Herausgeber Jörg Krichbaum fällt zu diesem Begriff das Folgende ein: "Standards beeinflussen unser Leben in nahezu permanenter Weise, denn sie wirken wie eine Art Ur-Meter, an dem unbewusst für alles andere Maß genommen wird."

Foto: archiv/UHU Kleber

Auf fast 500 Seiten geht er dann in gründlicher Manier dem nach, was unsereins als verlässlich, robust, klassisch bezeichnet oder was einfach schon selbstverständlich in deutschen Geschäften und vielerorts mehr zu finden ist. Und kaum wäre es ein Werk über deutsche Standards, wenn die im Anhang gründlich recherchierten Adressen von Firmen, Ämtern, Institutionen sowie eine umfangreiche Literaturliste fehlen würden.

Foto: NIVEA, Design aus den 90igern

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Zum Standard wurde von Krichbaum auch das Ei erklärt. Nicht das der Henne, auch nicht jenes des Columbus, nein, das Überraschungsei wurde in die heiligen Hallen seiner Standards aufgenommen. Und das macht die Überraschung komplett, wurde doch diese kleine Leckerei im Piemont erfunden, das bekanntlich weit jenseits der deutschen Lande liegt. Nun wollen wir aber in Zeiten der Globalisierung und in Gefilden der Europäischen Union nicht so pingelig sein, zumal das Verhältnis zwischen Italien und Deutschland derzeit ja ganz gut auf Überraschungseier verzichten kann.

Foto: archiv/ÜBERRASCHUNGSEI

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Auf jeden Fall dürfen sich unsere nördlichen Nachbarn so berühmter Produkte wie Dr. Oetkers Backpulver, dem Mensch-ärgere-dich-nicht, dem Zeiss-Fernglas, Klosterfrau Melissengeist, westfälischem Pumpernickel und natürlich dem Volkswagen rühmen. Zu finden ist zudem eine lange Reihe Bekannter, ohne die die Welt mehr oder weniger gut auskommen würde.

Foto: APA/Kneffel/VW

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Die Publikation wäre aber ebenso wenig deutsch wie umfangreich und zeitgeistig, hätte man auch auf quintessenziell Kultiges wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Lufthansa oder die Insel Sylt vergessen. Im Schnitt sind die Objekte auf einer guten A4-Seite technisch wie historisch geschildert, nüchtern und schwarz-weiß abgebildet, und auch auf amüsante Zitate muss der Leser nicht verzichten.

Foto: apa/dpa/Oliver Berg

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So meinte Thomas Mann am 25. 11. 1918, also lange, bevor Apirin zum selbstverständlichen Inventar jeder Hausapotheke wurde, in seinem Tagebuch: "Habe mich aufs neue erkältet, konnte nachmittags nicht ruhen und fühle mich schlecht, auch psychisch. . . Zum Abendessen, an K's Bett, trank ich Punsch, der mir warme Füße machte, und nahm Aspirin. Besserung."

Foto: archiv/ASPIRIN

Nun, ob es der Punsch war oder die weltberühmte Erfindung aus dem Hause Bayer, ob der Pfanni-Knödel es wirklich verdient hat, denselben Platz wie der Porsche 911 oder der Duden in dem Buch zu füllen, ob Privatdetektiv Matula rein und der Otto-Versandkatalog raus gehört, das Buch ist in jedem Fall ein nützliches und informatives Nachschlagewerk, wenn es darum geht, Geschichten über Produkte unseres Nachbarn zu erfahren, die uns tagtäglich unterkommen. (Michael Hausenblas, DER STANDARD, rondo/01/08/2003)

Foto: DUDEN

Jörg Krichbaum:

"Deutsche Standards - Marken des Jahrhunderts".
Mit Fotos von Manfred Rave.
Verlag Arcum Medien, Köln. ISBN 3-930912-38-4, € 44,90

Foto: Buchcover