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"Wer das Gold hat, macht die Regel."

foot: apa/artinger
Die Frage, ob der 71-Jährige Magna-Gründer Frank Stronach mit dem Gedanken spielt, sich demnächst zur Ruhe zu setzen, darf getrost verneint werden. Stronach, der laut der kanadischen Zeitung National Post mit 0,8 Prozent der Magna-Aktien 66,2 Prozent der Stimmrechte ausübt, hat mit dem Autozulieferkonzern noch viel vor. Seine großspurigen Pläne reichen locker für ein zweites Leben.

Mit Argusaugen verfolgt der Pferdenarr und Fußballmäzen derzeit die Entwicklung an den Kapitalmärkten. Schließlich gilt es den seit Jahren versprochenen Börsengang von Magna Steyr in Toronto und Wien wenigstens im kommenden Jahr zu bewerkstelligen.

Wunderweltpark ade

Am 4. April 2004 steht die feierliche Eröffnung des Pferderennsportparks in Ebreichsdorf auf seinem dicht gedrängten Programm. Der Traum vom seinerzeit für sieben Milliarden Schilling projektierten Wunderweltpark samt 140- Meter-Kugel hat sich zwar ausgeträumt. Stronachs 14. Pferderennsportpark in Kombination mit einem digitalen TV-Wettkanal verspricht dennoch ein Geschäft ganz nach dem Geschmack des rüstigen Steirers zu werden.

Und über alldem thront das bis vor kurzem streng geheime Projekt "Minerva", wobei das "M" für Magna steht und "va" für die Voestalpine. Die derzeit mit viel Politwirbel als Begleitmusik vorbereitete Voest- Privatisierung soll Stronachs Lebenswerk krönen. Da Stronach nur an der Automobilsparte der Voest Interesse haben kann und von Kritikern permanent das Schreckgespenst der Konzernzerschlagung an die Wand gemalt wird, hat Stronach zwar halb Österreich und ganz Oberösterreich gegen sich.

Die goldene Regel

Doch Stronach weiß seit seiner Rückkehr nach Österreich 1986: "Wer das Gold hat, macht die Regel." Mit lukrativen Jobs hat er sich die nötigen Politkontakte gesichert, wenn das nichts hilft, droht er mit Klagen gegen die Republik, um - flugs zurück auf Kuschelkurs - von Jobgarantien und gegen die Filetierung der Voest zu philosophieren.

Nach viel Rätselraten, ausgelöst durch den Eiertanz seines Finanzministers, ob Magna vom Voest-Deal nun ausgeschlossen werde oder nicht, hat der ÖIAG-Vorstand erst am Wochenende bekräftigt, dass die Tür für jeden Interessenten offen stehe, der die Bedingungen der Republik erfülle. Sicher, auch die ÖIAG kennt die Regel. Wohl nicht umsonst sitzt Magna-Vizepräsident Siegfried Wolf auf Betreiben von Karl-Heinz Grasser im ÖIAG-Aufsichtsrat.

500-Millionen-Paket

Das zum Verkauf stehende Staatspaket am Linzer Stahlriesen ist an der Börse rund 500 Millionen Euro wert, für die Steyr Daimler Puch AG legte Stronach im Jahr 1998 vergleichsweise läppische 300 Millionen Euro auf den Tisch der Creditanstalt. Kritiker sagten damals, Steyr sei das Doppelte wert. Ein Verfahren von Kleinaktionärsschützern ergab für 33 "Beschwerdeführer" eine doppelt so hohe Abfindung je Aktie, als Stronach zuerst zahlen wollte.

Die weitere Entwicklung ist großteils bekannt: Die Megakugel floppte, ebenso sein riesiges Hotelprojekt am Wörthersee. Stronach und Jörg Haider sind seither Intimfeinde. Auf der Erfolgsseite stehen 1,5 Mrd. Euro Investitionen in Österreich und 4000 neue Arbeitsplätze seit der Steyr- Übernahme. Den Magna-Konzern führt mittlerweile Tochter Belinda (36), die laut Medienberichten ebenso mit wichtigen Freunden verkehrt, etwa mit Bill Clinton. (Michael Bachner, DER STANDARD Print-Ausgabe, 5.8.2003)