Rain

Von: Sony

Für: PS3

Ab: 12 Jahren

UVP: 10 Euro

Foto: Sony
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Nicht jedes Spiel muss Superlative und hunderte Stunden Unterhaltung bieten, denn auch die kleine Form hat ihren Reiz und oft ist die Konzentration auf ein paar wenige, aber dafür originelle Elemente ja genau das, was das kurze Abtauchen in spielerische Welten umso intensiver werden lässt. Mit "Rain" steht nun ein Titel zum Download für PS3 bereit, auf den die bis zur Ermüdung totgeschriebene Klischeebeschreibung "klein, aber fein" tatsächlich einmal zutrifft.

Dreh- und Angelpunkt des liebevoll gestalteten Action-Adventures ist eine einfache Grundidee: Als kleiner Junge, der ganz plötzlich unsichtbar geworden ist, finden wir uns in einer nächtlichen Stadt auf der Flucht vor ebenso unsichtbaren Monstern und auf den Spuren eines unsichtbaren Mädchens wieder. Nur im unablässig herabströmenden Regen sind wir sowie die anderen Unsichtbaren als Schemen auszumachen und somit auch sichtbar. Rund um diese originelle Mechanik entspannt "Rain" in seinen knapp vier Stunden Spielzeit eine leicht melancholische Geschichte von Einsamkeit und Sehnsucht, die streng linear, aber abwechslungsreich mit wenigen Worten erzählt wird - mit einer Atmosphäre, die eher angenehmes Mystery-Gruseln als Horror aufkommen lässt.

Unsichtbar im Regen

Wie bei den durchaus berühmten Verwandten im Geiste - vor allem der Klassiker "Ico" und "Limbo" sind sowohl in Sachen Atmosphäre wie auch Spiellänge und Präsentation gute Vergleichstitel - entfaltet sich die kurze, aber berührende Geschichte wie von selbst in aufeinander aufbauenden, die Spieler selten überfordernden Aufgaben.

Während wir ganz zu Beginn noch recht simpel ins Trockene unter die Vordächer der Gassen des verlassenen Städtchens flüchten können, um für die uns anfangs bedrohenden wachhundeartigen Fantasiewesen unsichtbar zu werden, verlangt uns das Entkommen vor dem unheimlichen, "Unknown" genannten Verfolger schon etwas mehr an Schleich- und Kombinationskünsten ab. So  lassen uns etwa Schmutzpfützen kurzzeitig sichtbar und somit verwundbar werden, und an manchen Stellen lotsen wir die aggressiven Monster in Verfolgungssequenzen krachend in Hindernisse. Zahlreiche Savepoints lassen lobenswerterweise keinen Frust aufkommen.

Kurzweiliger Spaziergang

Wirklich schwierig wird "Rain" dabei allerdings an keiner Stelle, und so gleicht der nasse Nachtspaziergang denn auch weniger einer kniffligen Nervenprobe als vielmehr einer angenehm erzählten Gute-Nacht-Geschichte - größere Herausforderungen stellen sich den Spielern höchstens in Form zum Glück seltener, aber manchmal unpräziser Sprungeinlagen. Der japanische Entwickler Acquire ist in seiner fast alle westeuropäischen Stadtklischees bietenden Spielwelt sichtlich bemüht, die Atmosphäre und die durchaus originelle Spielmechanik ins Zentrum seines ruhig erzählten Action-Abenteuers zu stellen, und das gelingt über große Strecken durchaus: Wer sich einen charmanten Abend lang durch die nassen Welten von "Rain" schleicht, wird durchaus kurzweilig unterhalten.

Nicht der ganz große Wurf

Dass die Spielmechanik letzten Endes nicht zu noch überraschenderen spielerischen Tricks genutzt wurde, sich die Erzählweise vielleicht als einen Tick zu behäbig und die Atmosphäre als einen Hauch zu plakativ süßlich erweist, sind Detailkritiken, die nur angesichts der wirklich legendären anderen Vertreter seiner Nische erwähnenswert sind. Denn an die Magie von "Journey" oder "Ico", den puren Style von "Limbo" und "The Unfinished Swan" oder die clevere Metaphorik von "Papo & Yo"  kommt "Rain" leider nicht heran - besonders Erstere bleiben wohl schwer nachzuahmende Ausnahmetitel.

Wie eingangs erwähnt bleibt "Rain" aber dennoch ein kleines, aber feines Spiel, das einen Abend lang junge, aber auch ältere Spieler angenehm unterhält - nicht mehr, aber auch nicht weniger. (Rainer Sigl, derStandard.at, 10.10.2013)

Video: "Rain"