Macht keinen großen Sprung, aber einiges besser: Die zweite Generation des Kindle Paperwhite.

Foto: Amazon

Anfang September wurde die Neuauflage von Amazons E-Reader "Kindle Paperwhite" vorgestellt. Einige US-Medien hatten bereits die Gelegenheit zu einem ausführlicheren Test. Obwohl es sich insgesamt um ein inkrementelles Update zum Paperwhite des Vorjahres handelt, erwiesen sich die Verbesserungen und Erweiterungen großteils als nützlich. Dementsprechend positiv fällt das Echo aus.

Verbesserte Beleuchtung

Wie gehabt steckt der E-Reader in einem Alugehäuse, das in puncto Höhe und Breite (169 x 117 Millimeter) ident zum letzten Modell ist. Lediglich eine Spur schlanker (9,1 Millimeter) ist das neue Gerät, die Verwendung von Hüllen, die auf den ersten Paperwhite passen, ist aber möglich. Der Reader wiegt in der Wi-Fi-Version 206 Gramm und liefert ein E-Ink-Display mit sechs Zoll Bilddiagonale und Touchfunktion. 1.024 x 758 Bildpunkte passen in 16 Graustufen auf den Screen, der mit eingebauten LEDs erhellt werden kann.

Hier hat Amazon sich die Kritik am Vorgängermodell zu Herzen genommen, der in Sachen Hintergrundbeleuchtung teils deutliche Unregelmäßigkeiten am unteren Bildrand produzierte. Die überarbeitete Lichtführung sorgt nun, so befinden die Tester bei Wired, PC Mag und Engadget unisono, für eine fast perfekt gleichmäßige Ausleuchtung. Bemerkt werden auch eine höhere maximale Helligkeit und bessere Kontraste. Amazon verspricht eine Akkulaufzeit von bis zu acht Wochen, allerdings basierend auf einer täglichen Nutzungszeit von einer halben Stunde bei abgedrehter Beleuchtung. 

Flottere CPU, weiter kein EPUB-Support

Ein kleines Upgrade haben auch die Innereien erhalten. Anstelle einer 800-MHz-CPU ist nun ein Prozessor mit einer Taktung von einem GHz verbaut, was sich in etwas schnellerem Umblättern und Wechseln zwischen Menüpunkten bemerkbar macht. Mit zwei GB bleibt der interne Speicher unverändert und kann nach wie vor nicht erweitert werden. Sollte der Platz aufgebraucht sein, müssen lokale Inhalte gelöscht und neue via microUSB oder aus Amazons Cloud nachgeladen werden.

In Sachen Formatunterstützung ist alles beim Alten geblieben. PDF-, MOBI-, TXT-, PRC-, DOC- und DOCX-Dateien lassen sich am Paperwhite anzeigen, ebenso natürlich Amazons eigene Formate AZW und AZW3 sowie verschiedene Bildformate. E-Books in EPUB-Form beherrscht der neue Kindle nach wie vor nicht – im Gegensatz zu diversen Konkurrenzprodukten wie Kobos Aura. Auch Hörbücher können in Ermangelung entsprechender Hardware nicht wiedergegeben werden. Dafür ist ein auf WebKit basierender Browser mit an Bord, mit dem einfach im Web gesurft werden kann - wobei der Aufruf all zu multimedialer Webseiten den Kindle in die Knie zwingt.

Werbung

Herumgebaut hat Amazon an der Software des Readers. Wie gehabt ist die eigene Bibliothek auf verschiedene Arten anzeig- und sortierbar. Unter dem Hauptmenü wird Werbung für aktuelle Buchangebote in Amazons Onlineshop angezeigt, auch den Bildschirmschoner nutzt der Handelsriese für Werbezwecke. Wer die Anzeigen permanent deaktivieren möchte, kann dies gegen eine einmalige Zahlung tun.

Erweiterungen der Benutzeroberfläche

In der Buchansicht funktionieren der größte Teil der rechten und linken Bildschirmhälfte als Schaltflächen zum Umblättern. Tippt man den oberen Bildschirmbereich an, erscheint eine zweireihige Menüleiste. Erstere liefert die allgemeinen Navigationsfunktionen, darunter lassen sich die Schrift einstellen, eine bestimmte Seite ansteuern, Inhalte auf Facebook und Twitter teilen oder die X-Ray-Funktion aufrufen.

Dazu gesellt sich am unteren Rand die neue "Kindle Page Flip"-Leiste, die es erlaubt, via Slider und kleinen Vorschaubildern schnell durch das jeweilige Buch zu blättern. Amazon hat es zusätzlich erleichtert, zwischen mehreren Lesezeichen hin- und herzuwechseln.

Vokabeltrainer

Wer Informationen oder Übersetzung zu einem Wort benötigt, erhält beim Antippen desselben eine Auswahl zwischen dem integriertem Wörterbuch, X-Ray und dem zugeordneten Wikipedia-Eintrag. X-Ray verhält sich dabei kontextsensitiv und versteht beispielsweise, ob es sich etwa im konkreten Fall bei der "Bank" um eine Sitzgelegenheit oder ein Geldinstitut handelt.

Aufgerufene Wörter werden in einer Vokabelsammlung hinterlegt und können in Form von "Lernkarten" abgeprüft werden. Ist ein Begriff eingeprägt, kann er entsprechend markiert werden, um ihn wieder aus der Sammlung zu entfernen. Auf diese Weise soll das Lernen neuer Wörter erleichtert werden. Amazon plant, diese Funktionen bis Jahresende weiter auszubauen – etwa mit Goodreads-Integration oder mit "Kindle FreeTime" für das Anlegen von Profilen und Festlegen von Lesezielen für Kinder.

Schwächen in der Nutzerverwaltung

Ein Problem wurde jedoch immer noch nicht beseitigt. Nach wie vor ist es nicht möglich, mehrere Nutzerkonten mit einer Bibliothek zu verknüpfen, etwa um die gemeinsame Nutzung eines Kindles sinnvoll zu ermöglichen.

Da via "Whispersync" der aktuelle Lesefortschritt in der Cloud gespeichert wird, hilft es auch nicht, beispielsweise mehrere Familienmitglieder mit Kindles auszustatten, die den gleichen Account benutzen. Solange Whispersync nicht deaktiviert wird, werden Bücher an der Position geöffnet, auf welcher sich der jeweils letzte Leser befunden hat. Folglich muss die Funktion als Workaround deaktiviert werden.

Fazit

Summa summarum hat Amazon, so das Urteil der drei Tester, ein empfehlenswertes Gerät abgeliefert, welches einige Schwächen des Vorgängers ausmerzt und seine Stärken konsequent ausgebaut hat. Fraglich ist, ob sich ein Neukauf für Besitzer des ersten Paperwhite wirklich auszahlt.

Für die Konkurrenz, so befindet man bei PC Mag, setzt der neue Amazon-Reader jedenfalls "die Messlate hoch". Mit einem Preis von 119 Dollar bzw. 129 Euro (für die Wi-Fi-Variante) ist er für Nutzer älterer Geräte und Neukäufer ein attraktives Angebot. Für die 3G-Ausgabe verlangt Amazon 189 Euro. Lieferstart im deutschsprachigen Raum ist am 16. Oktober.

Es bleibt abzuwarten, mit welchen Geräten die Konkurrenz ins Weihnachtsgeschäft geht. Mit Produkten wie dem Kobo Aura sind auch bereits interessante Alternativen verfügbar. (gpi, derStandard.at, 10.10.2013)