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Welches Spiel würde Vladimir Putin wohl gerne spielen?

Foto: REUTERS/Itar-Tass

Kriege sind leider ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft. So ist es nicht weit hergeholt, dass Kriegsspiele ein Fixpunkt der Videospielbranche sind. Und, ob Spielentwickler es wollen oder nicht, bis zu einem gewissen Grad lässt sich wohl nicht abstreiten, dass die Simulation des Krieges das Konzept und vielleicht auch dahinterstehende Werte in die Wohnzimmer der Konsumenten führt. Bei jeder ihrer Produktionen bewegen sich die Schöpfer von "Call of Duty", "Battlefield" und Co. auf einem schmalen Grat zwischen fiktionaler Blockbuster-Unterhaltung und Propaganda. Eine Geschichte erzählt von Siegern und Verlierern und vom Überlebenskampf mit allen Mitteln. Dass die meisten dieser Spiele in Nordamerika und Europa produziert werden, lässt sich zumeist an den geschilderten Szenarios ablesen. Es werden Kriege dargestellt, wie wir westliche Wohlstandsspieler sie uns vorstellen können. So abstrakt die aufgesetzte Story auch sein mag: Westliche Positionen, westliche Werte werden bestärkt. Amerikanische und europäische Hersteller wollen in erster Linie schließlich in Amerika und Europa verkaufen.

Spielen wir Putin

Russlands Kulturministerium ist dies zu einseitig, weshalb man nun plant, selbst "patriotische" Games zu produzieren und ausländische Werke, die die Geschichte "falsch darstellen", zu verbannen. "Von Videospielherstellern erwarten wir in erster Linie, dass sie Ereignisse historisch wahrheitsgetreu wiedergeben", sagt Ministeriumssprecher Arseny Mironov gegenüber der russischen Tageszeitung Izvestiya (via Hollywood Reporter). Die Kreierung eines "negativen Bildes des russischen Soldaten" könne nicht geduldet werden. "Ein Videospiel soll nicht nur einen unterhaltenden Wert haben, sondern auch lehrreich sein und zur patriotischen Erziehung beitragen."  

In Auftrag gibt die Entwicklung die Russische Gesellschaft für Militärgeschichte, die dem Kulturministerium untersteht. Das erste Werk soll 2014 auf den Markt kommen und den Anfang der russischen Kampfflieger im Ersten Weltkrieg schildern. Verhandlungen werden mit mehreren lokalen Herstellern geführt, Namen wurden jedoch keine genannt.

Kalter Krieg

Es könnte der Anfang einer neuen Propagandaschlacht werden. Neben der Förderung von Eigenproduktionen stellte das Kulturministerium nämlich auch das Einfuhrverbot von ausländischen Spielen in Aussicht, die das Ansehen von russischen Soldaten diskreditieren. Als Beispiel wurde mitunter der Titel "Company of Heroes" des kanadischen Studios Relic Entertainment genannt, in dem russische Soldaten im Zweiten Weltkrieg als Kriminelle dargestellt werden, die Häuser von Zivilisten niederbrennen. Ein Spiel, das dennoch sehr beliebt unter russischen Jugendlichen sei.

Ob das erste Kriegspiel für Putin an das patriotische Geschwurbel eines US-Blockbusters vom Schlage "Call of Duty: Ghosts" herankommt, wird sich jedenfalls bald zeigen. Mit Sprüchen wie diesem hat Activisions heuriger Bestseller schon einmal viel vorgelegt: "A man who truly loves his country doesn't just give his life. He gives his sons." Aber wird man die russische Message ebenso pompös und massentauglich verpacken können? (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 12.10.2013)

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