Bregenz - Die österreichische Pfarrerinitiative, die mit ihrem "Aufruf zum Ungehorsam" bekannt wurde, vernetzt sich international. Derzeit treffen sich Priester und Laien aus sechs Staaten in Bregenz. Getagt wird im Bregenzer Jugend- und Gästehaus, "das passt besser zu uns als ein schickes Seminarhotel", sagt Vereinsvorsitzender Helmut Schüller.
Potenziale des Netzwerks ausloten und Strategien entwickeln, wie man Fenster und Türen, die Papst Franziskus geöffnet hat, offensiv nutzen kann, nennt Schüller wesentliche Ziele des Treffens. Nach gemeinsamen Themen müsse man nicht suchen, das habe er schon bei seiner Amerika-Tour festgestellt, sagt Schüller. Hauptprobleme der katholischen Pfarreien sind weltweit Priestermangel, Überalterung, Überlastung, der Ausschluss Verheirateter und Frauen vom Priesteramt.
"Die Agenda ist überraschend gleich. Das verblüfft mich immer wieder bei meinen internationalen Kontakten" sagt Schüller. Es erfülle ihn auch mit Genugtuung, denn: "Man kann unser Netzwerk nicht mehr als Spinnerei einiger alternder Priester aus dem Osten Österreichs abtun."
Die Initiative möchte den frischen Wind aus Rom nützen. Schüller: "Papst Franziskus enttabuisiert manches, öffnet neue Themen, da sollte man nicht fußfrei erste Reihe im Papstkino sitzen und zuschauen."
Eine der Ideen der Pfarrerinitiative ist, Laien - Schüller nennt sie lieber "Kirchenbürger" - mit Verantwortung in den Gemeinden auszustatten. "Warum sollen sie nicht Gemeinden leiten?" Statt aus dem Reservoir der engagierten Kirchenbürger zu schöpfen, griffen Bischöfe aber lieber zur einfallslosen Strategie der Gemeindefusionen: "Es entstehen anonyme Megagebilde, wo keiner mehr den anderen kennt."
Helmut Schüller setzt seine Hoffnung in kritische Bischöfe. "Es gibt sie, aber leider noch als Einzelkämpfer. Man kommt aber nur voran, wenn man sich zusammentut", empfiehlt er eine Bischöfe-Initiative. (jub, DER STANDARD, 11.10.2013)