Jetzt wird "aufgeräumt in unserem schönen Österreich!", soll der Klubobmann der FPÖ Wien, Johann Gudenus, im Wahlkampf bei einem Rathausfest gesagt haben. Das berichtet "Profil" in seiner aktuellen Ausgabe. Wer damit gemeint ist, steht für Gudenus außer Zweifel: "Jetzt heißt es Knüppel aus dem Sack für alle Asylbetrüger, Verbrecher, illegalen Ausländer, kriminellen Islamisten und linken Schreier." Die mediale Empörung über Gudenus' Ansage fällt verhalten aus. Das kann an der geschäftigen Zeit der Koalitionsverhandlungen liegen. Eher liegt es an der fortschreitenden Abgestumpftheit der Kommentatoren, Kolumnisten und politischen Gegner.

Anlass zur Empörung liefern die Freiheitlichen laufend: Ein Videospiel, das zum "Abschießen" von Minaretten, Moscheen und Muezzins einlädt; das Gerede von drohender "Umvolkung" aus dem Mund eines Spitzenkandidaten; eine grausliche Karikatur, die antisemitische Vorurteile reproduziert; eine mit Hetzreden bestückte Facebook-Fanseite; ein vermeintlich satirischer Comic, der Zwangstaufe als gelungene Integration der Muslime darstellt; zuletzt ein durch das Motto der Nächstenliebe perfide verschleierter Anti-Ausländerwahlkampf. Das ist nur eine kleine Auswahl an Entgleisungen, die sich die FPÖ in den letzten drei Jahren geleistet hat.

Zwei Anklagen (und zwei Freisprüche) später ist die mediale Empörung verebbt. Gudenus' Knüppel-Sager lockt in diesen Tagen keinen (wahlkampf)müden Innenpolitikkommentator mehr hinter dem Ofen hervor.

Man kann wohl von Abgestumpftheit sprechen. Die Medien sind zusehends müde, die politischen Gegner sprachlos geworden. Stellt man die FPÖ zur Rede, kommen die immergleichen Ausreden und Erklärungen: falschverstandene Satire, Einzelfälle, Missverständnisse. Es handelt sich aber schon lange nicht mehr um eine Einzelfälle oder Ausrutscher. Es ist eine Strategie der gezielten Provokation, des Auslotens der Grenzen. Wenn die mediale Öffentlichkeit darauf reinfällt und aus Angst vor Redundanz auf das Thematisieren verzichtet, spielt sie den Provokateuren und Hetzern in die Hände.

Eine aufmerksame und kritische Debatte über die Grenzüberschreitungen der freiheitlichen Funktionäre ist dringend nötig. Ohne eine lebendige Diskussion und offene Verurteilung von verhetzenden Ansagen seitens aller politischen Mitspieler droht Normalität einzukehren, die einer demokratischen Gesellschaft nicht würdig ist. (Olivera Stajić, daStandard.at, 12.10.2013)