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Foto: apa/GUIDO MONTANI

Italiens geschasster Imperator zieht also das Sozialhilfeleisten dem Hausarrest vor. Der Druck, sich für eine der zahllosen Villen zwischen Sizilien und Südtirol zu entscheiden, war letztlich zu groß. Allein Begehung und Bewertung der Arresttauglichkeit seiner Latifundien hätten die richterlich eingeräumte Frist gesprengt. In Hausarrest hätte Berlusconi außerdem nur seine engsten Angehörigen um sich gehabt, sofern diese bei ihm wohnen. Es wäre also eine verdammt einsame Angelegenheit geworden für den Freund des gepflegten Menschenbads.

Kaum hat der Cavaliere angedacht, als Zivi anzuheuern, liefern sich Italiens Hilfseinrichtungen auch schon ein erbarmungsloses Gezerre um die Tatkraft des rüstigen Endsiebziger. Gleich mehrere renommierte Heimstätten der Humanität sähen ihn gerne unter ihren Heinzelmännchen.

Da ist zum Beispiel der Drogenhilfe-Verein mit dem würdigen Namen "Exodus". Deren Leiter, ein beherzter Priester namens Antonio Mazzi, gab zu Protokoll: "Ich würde Berlusconi gerne morgens wachrütteln und ihn auffordern, sich das Bett zu machen." Man kann den Mann verstehen. Gerne schaute man Berlusconi über die Schulter, wenn er sich nach dem Aufstehen im fahlen Licht des Exodus-Waschraums ins morgenmüde Auge blickt und zur (gewiss umfangreichen) Morgentoilette schreitet.

"Ich hätte gerne, dass Berlusconi stille und bescheidene Arbeit verrichtet, angefangen von Putzarbeiten im Bad, genau wie er es tun musste, als er nicht an die Macht gewohnt war", so Menschenfreund Mazzi. Selbstreinigung durch Putzen. Erkenne dich selbst im Schein der glänzenden Badezimmerfliesen.

"Doch nicht nur "Exodus" bemüht sich redlich um Silvio. Auch ein Verein, der sich für Opfer von Justizfehlern einsetzt, hätte ihn gerne. Dieses Thema liegt Berlusconi aus irgendwelchen Gründen am Herzen. Die Einrichtung darf sich also gute Chancen auf die Tatkraft des beliebten Lebemanns ausrechnen. Etwas übers Ziel hinaus schoss dagegen jene Menschenrechtsorganisation, die sich dem Kampf gegen die Todesstrafe verschrieben hat. An diesen doch recht tristen Themenkreis möchte der lebenslustige Bonvivant verständlicherweise nur ungern anstreifen.

Apropos Anstreifen. Interesse an der Arbeitskraft des behänden Italo-Seniors bekundet auch eine Auffangstation, die auch Prostituierte und Spielsüchtige beherbergt. Man könnte Berlusconi für die Wahl dieser Einrichtung verstehen. Anders als im Hausarrest würde er dort vielleicht auf ein paar Bekannte treffen. (Lisa Mayr, derStandard.at, 13.10.2013)