Wir waren also letztens beim Kinderfilmkonsum und der Frage, wie man als Elternteil ein Auge darauf haben kann. Das bedeutet mitunter auch "mitschauen", um besser Bescheid zu wissen. Das ist lange Jahre langweilig und selten vergnüglich, manchmal ärgerlich. Wenn Kinder älter werden, erspart man sich das gerne, besonders dann, wenn sich Freundesrunden sofort einig sind, wenn es darum geht: "Dürfen die Kinder einen Film schauen?" Na klar. Sehr gern. Eineinhalb Stunden Ruhe. Perfekt.

Bei dieser Art elektronischer Lärmdämmung laufen dann Hollywood-Waren auf DVD, aber auch gerne deutsche Komödien. An sich schon eine heikle Sache. Scheinbar besonders beliebt bei den Kindern: Familienkomödien vom Darsteller/Regisseur und Publikumsliebling Til Schweiger, der mit "Kokowääh I und II" das Genre Patchwork-Komödie nicht nur erfunden, sondern auch zum Kinokassenschlager gemacht hat. Wer da niemals zufällig oder auch absichtlich "mitgeschaut" hat, weiß nicht, was sich die lieben Kleinen oder Mittelgroßen da mitunter so reinziehen. Schön, möchte man sagen, dass sich endlich einer breitenwirksam dieses Themas angenommen hat. Schweiger hätte nämlich das, was man Patchwork-Erfahrung nennt.

Seine Drehbücher sind aber Lichtjahre vom echten Leben entfernt. Nicht nur wegen der schmierigen Witze und der abgeschmackten Klischees, die seine Filme durchziehen, sondern auch wegen des Frauenbildes, das er en passant mit vollkommen unlogischen Handlungssträngen vermittelt. So wird aus einem kinderfeindlichen Macho-Egoisten (das ist dann der Part des Hauptdarstellers Schweiger in "Kokowääh I") im Handumdrehen ein liebevoller Vater, weil eine Mutter dringend ins Ausland muss und ihr für die achtjährige Tochter nichts Besseres einfällt, als sie heimlich (mit einem erklärenden Brief in der Tasche) beim leiblichen Vater abzusetzen, den das Kind nie zuvor gesehen hat und von dem es auch nie wusste, um im zweiten Teil der "erfolgreichsten deutschen Filmkomödie des Jahres 2011" dann überhaupt wegen eines Jobs ins Ausland abzuhauen. Ohne Tochter, versteht sich.

Nichts gegen Frauen, die sich für tolle Jobs entscheiden, aber bitte nicht verpackt in mütterfeindliche Drehbücher, auch wenn es sich hier um eine "Komödie" handelt. Lustig ist das nicht. (Mia Eidlhuber, derStandard.at, 13.10.2013)