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Seit 26. August ist der 29-jährige Lazar Krstic Finanzminister in Serbien.

Foto: Reuters/Djurica

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Lazar Krstic zusammen mit Vizepremier Aleksandar Vucic und dem ehemaligen Chef des IWF, Dominique Strauss-Kahn.

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Ungewöhnlich ist es schon: Bis zu seiner Ernennung zum serbischen Finanzminister hatte Lazar Krstic mit dem politischen Betrieb nichts zu tun. Stattdessen beriet Krstic in Europa und den Vereinigten Staaten Unternehmen aus dem Rohstoff- und Finanzsektor. Seit seinem 23. Lebensjahr auch für die berüchtigte Unternehmensberatungsfirma McKinsey. Jetzt gilt Krstic mit seinen 29 Jahren als größte Hoffnung der serbischen Politiklandschaft. Seit 26. August ist er nun serbischer Finanzminister - der jüngste aller Zeiten. Von den serbischen Medien wird er nach nicht einmal zwei Monaten im Amt als Heilsbringer gefeiert, prangt auf den Titelseiten aller großer serbischer Zeitungen.

In der Tat kann der Neu-Minister trotz seines jungen Alters bereits auf eine beeindruckende Vita verweisen. Nach der Schulzeit besucht er als Stipendiat für Mathematik die berühmte US-amerikanische Yale University, auch weil viele Universitäten in Serbien gar nicht erst auf seine Bewerbung antworten. Neben seinem Hauptfach belegt er auch Politik und Ökonomie in einem Begabtenprogramm. Vor allem in seiner Kerndisziplin wird Krstic vielfach ausgezeichnet, in seinem Bekanntenkreis als Genie beschrieben. Unter 5000 Yale-Studenten wird der 29-Jährige als jener Student mit den strahlendsten Zukunftsaussichten ausgewählt.

Seine Studienjahre in den USA betrachtet Krstic noch heute als wichtigen Wendepunkt in seinem Leben. "In Yale habe ich gelernt, mich zu öffnen, denn in den USA war ich fremd. Für so jemanden wie mich war das eine ziemliche Herausforderung", sagte Krstic der "Zeit".

"Hier trage ich die volle Verantwortung"

Großen Wert legt Krstic darauf, dass seine frühere Tätigkeit als Unternehmensberater nicht mit seiner aktuellen Aufgabe vermischt wird. "Der Unterschied zur Beratung ist: Hier trage ich die volle Verantwortung für meine Entscheidungen und muss sie danach vertreten können." An Aufgaben dürfte es ihm in seiner Amtszeit nicht mangeln. Die Arbeitslosenquote liegt landesweit bei mehr als 25 Prozent, bei den 14- bis 30-Jährigen hat jeder Zweite keine Arbeit.

Auf den ersten Blick drängen sich aus österreichischer Sicht Parallelen zu Karl-Heinz Grasser auf. Auch Grasser war für ein nationales politisches Amt außergewöhnlich jung, als er mit 31 Jahren österreichischer Finanzminister wurde, und auch Grasser war vormalig in der Privatwirtschaft tätig. Allerdings: Grasser hatte sich bereits vor seiner Ernennung politisch engagiert, Krstic ist in der praktischen Politik ein absoluter Neuling. Und genau diese Distanz dürfte sein größter Vorteil sein. Skandale um Korruption und Vetternschaft bestimmten in den vergangenen Jahren parteienübergreifend das Bild in Serbien. Krstic hingegen ist auf der politischen Bühne unbescholten.

Radikaler Sanierungskurs steht bevor

Dem Yale-Absolventen stehen aber gleich zu Beginn seiner Amtszeit unangenehme Aufgaben bevor. Nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird das Budgetdefizit Serbiens in diesem Jahr bei etwa acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen. Ohne radikalen Sanierungskurs droht der finanzielle Kollaps.

Die ersten Maßnahmen hat Krstic bereits in der vergangenen Woche bekanntgegeben: Ab 2014 sollen die Einkommen im öffentlichen Bereich ab umgerechnet 520 beziehungsweise 870 Euro mit jeweils 20 bzw. 25 Prozent besteuert werden. Zwei Drittel der Arbeitnehmer in Serbien beziehen ihr Einkommen vom Staat. Die niedrigere Mehrwertsteuer wird von acht auf zehn Prozent angehoben. Lazar Krstic ist sich allerdings bewusst, dass das nur erste Schritte einer langen Reise sein werden. Noch vor seinem Amtsantritt verglich er die Situation des Landes mit jener einer Person, die seit 20 Jahren nicht mehr beim Zahnarzt gewesen war. (Josef Saller, derStandard.at, 15.10.2013)