Werner Herzog inteviewte Häftlinge in der Todeszelle.

Foto: 3sat

Werner Herzog über das Thema Todesstrafe, das könnte moralinsauer triefen. Doch seine am Sonntag auf 3sat ausgestrahlte Doku "Tod in Texas" widmet sich dem Thema ohne erhobenen Zeigefinger, ohne moralische Überheblichkeit. Zwar macht der deutsche Regisseur gleich zu Beginn klar, dass er gegen die Todesstrafe ist, seine Haltung kommt der zu erzählenden Geschichte aber nicht in die Quere. 

 Zwei Jugendliche ermorden wegen eines Autos drei Menschen. Das ist die Ausgangslage. Einer davon tritt acht Tage vor seiner Hinrichtung vor die Kamera. Herzog spricht mit den Tätern, mit deren Bekannten und Angehörigen, mit Hinterbliebenen der Opfer, mit Polizisten und einem Hinrichtungsbeamten. 

 Es geht immer um den Tod. Um die Morde und die Hinrichtung eines Täters. Handlungsorte sind das Gefängnis und die Gemeinde Conroe, Texas. Dort ist alles passiert. Ein Nachbarort heißt Cut and Shoot. Bis zum Arsch der Welt ist es nicht weit. Die Schicksale ereilen die Handelnden zwischen Trailerparks, Drogensucht, Gewalt, Krankheit und Gefängnis, den Rest besorgen Gewalt und Gottesfurcht. Klischees und Alltag zugleich.

 Doch die Tat wird im Verlauf der Doku fast zur Nebensache. Zwar ist sie der Anlass, warum alle ihre Geschichte erzählen, aber Herzog hebt das Thema eine Stufe höher. Wie geht man mit dem Tod um? Mit dem Verlust einerseits und mit der Zeit, in der man auf ihn wartet, andererseits. Das führt zu einer subtilen Gleichmacherei im besten Sinne. Die Erzählungen der Beteiligten weisen sie alle als Opfer aus. Darin liegt wenig Trost, es macht aber auch deutlich, dass die Todesstrafe daran nichts ändert. (Karl Fluch, DER STANDARD, 15.10.2013)