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Trucks bei einer LNG-Abgabestelle in San Pedro, Kalifornien. In den USA ist verflüssigtes Erdgas im Schwerverkehr sehr populär.

Foto: Reuters

Wien - Der Schwerverkehr steht massiv in der Kritik. Trotz verbesserter Technologie scheint kein wirksames Kraut gegen die Schadstoffemissionen der Dieselmotoren gewachsen. Insbesondere die Feinstaubproblematik in Ballungsräumen wird man kaum in den Griff bekommen -- außer man drängt den Diesel zurück. Genau hier setzen die Proponenten von verflüssigtem Erdgas (Liquified Natural Gas; LNG) an.

"Dieser Treibstoff hat nur Vorteile: kein Feinstaub bei der Verbrennung, null Schwefel, 85 Prozent weniger Stickoxid-Emissionen im Vergleich zu Diesel. Dazu noch geruchsfrei und völlig ungefährlich", sagte Rudolf Huber im Gespräch mit dem Standard.

Huber, der etliche Jahre für die Großhandelsgesellschaft Econgas tätig war und nun als Berater arbeitet, hat Anfang des Jahres mit Gleichgesinnten die Plattform Energy Austria 2020 geschaffen. "Damit in der Diskussion etwas weiter geht", wie er sagt. Mitinitiator ist Ernst Wohlfahrt, ein Mann mit langjähriger Erfahrung im Tankstellengeschäft.

Was in Österreich noch fehlt, sind eine Erdgasverflüssigungsanlage und Abgabestellen. Huber ortet "von verschiedener Seite massives Interesse, in so eine Sache zu investieren". Der Haken: "Ohne ein gewisses Maß an Investitionssicherheit wird nichts passieren."

Allein für Vorarbeiten wie Machbarkeitsstudien, Fixierung des Standorts und Ausloten des regulatorischen Umfelds sei rasch eine Million Euro fällig. Für das eigentliche Projekt - Verflüssigungsanlage plus drei, vier Betankungsvorrichtungen, die für den Anfang genügen sollten, sowie Verteil-Lkws - veranschlagt Huber rund 30 Mio. Euro. Erst beim Ausrollen des Projekts sei mit Geld aus Brüssel zu rechnen.

Politische Signale

Umso wichtiger sei es, dass man Investoren von politischer Seite signalisiert, dass das Produkt gewollt ist. Damit Erdgas flüssig wird, muss es auf Minus 161 Grad gekühlt werden. Dann hat es nur das 1,8-Fache Volumen von Diesel. In den USA und China sind schon zigtausende Lkws mit LNG-Antrieb unterwegs. In Europa zählen Länder wie Spanien und die Niederlande zu den Vorreitern.

Damit sich LNG durchsetzt, brache es in der Startphase finanzielle Anreize. Die Streichung der Energieabgabe für ein paar Jahre sowie ein Sondertarif für LNG-Lkws bei der Maut könnten die Entwicklung beschleunigen.

Mit Interesse verfolgt man die Sache in der Wirtschaftskammer. "Es gibt Vorteile von LNG gegenüber Diesel, wenn man sich die Umweltbilanz ansieht. Bei den künftigen noch strengeren Abgasvorschriften fällt das schon ins Gewicht," sagte Erik Wolf, Geschäftsführer des Fachverbands der Spediteure. "Gibt es Steueranreize, geht der Wechsel schneller."

Positiv auch die Reaktion in dem von Doris Bures (SP) geleiteten Infrastrukturministerium. "Im Sinne der Umwelt ist das eine denkbare Alternative. Allerdings sind noch einige Fragen zu klären, die außerhalb unserer Zuständigkeit liegen", heißt es im BMVIT.

"Neutral" ist man im Finanzministerium. "Die zuständigen Experten beobachten die Entwicklung", heißt es im Büro von Finanzministerin Maria Fekter (VP).

LNG-Proponent Huber hofft, dass die Sache Eingang ins Regierungsprogramm findet. Als Standort einer Verflüssigungsanlage wäre seiner Meinung nach der Hafen Wien ideal. Man sollte auch "ein Auge auf den Export haben". Österreich könne ein "Hub der LNG-Produktion" werden - "mit vielen neuen, interessanten Jobs". (Günther Strobl, DER STANDARD, 15.10.2013)