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Foto: AP/Magana

Der US-Senat war einst ein Platz, wo Neuankömmlinge Jahre warten mussten, bis sie etwas politischen Einfluss und Prominenz vorweisen konnten. Ted Cruz brauchte dafür nur einige Monate – genau gesagt 21 Stunden. So lange stand der frischgebackene republikanische Senator am 24. September am Rednerpult, erzählte aus seinem Leben und zitierte aus Kinderbüchern – all das, um seinen Widerstand gegen Barack Obamas Gesundheitsreform Ausdruck zu verleihen. In den parlamentarischen Abläufen war die Marathonrede sinn- und zwecklos, aber sie machte den 42-Jährigen mit einem Schlag zum Helden der Tea Party und all jener Republikaner, die Obamacare unbedingt stoppen wollten. Angesichts des Jubels über seinen Kreuzzug entschied sich die republikanische Führung zur totalen Konfrontation mit Obama. Die Folge war der Stillstand der Verwaltung und die am Donnerstag drohende Zahlungsunfähigkeit der USA.

So sehr manche Republikaner über Cruz jetzt lästern, so sehr bewundern sie seine Fähigkeit, sich in der rechtskonservativen Medienwelt in Szene zu setzen. Und einfältig, das weiß man in Washington, ist der Vater zweier Töchter nicht. Der Topabsolvent der Eliteuniversitäten Princeton und Harvard hatte eine steile Karriere als Regierungsbeamter in der Bush-Regierung, als Generalstaatsanwalt in Texas und Rechtsanwalt hinter sich, bevor er bei den Vorwahlen für einen Senatssitz 2012 gegen einen viel prominenteren Rivalen siegte. Cruz gilt als Spitzenjurist und brillanter Debattierer, auch Gegner nimmt er mit bübischem Charme für sich ein.

Eigentlich könnte er zu jener Parteifraktion gehören, die nach zwei verlorenen Präsidentenwahlen nach der Mitte strebt. Sein Vater ist Exilkubaner, der einst für Fidel Castro kämpfte, dies aber später bereute; nach der Flucht in die USA verdiente er sich seine Studiengebühren als Tellerwäscher. Geboren wurde Cruz im kanadischen Calgary, wo seine Eltern eine Firma betrieben, die seismische Daten für die Ölindustrie auswertet. Als er vier war, gingen sie zurück nach Texas.

Aber anders als sein Senatskollege Marco Rubio, ebenfalls kubanischer Abstammung, lehnt Cruz eine Einwanderungsreform vehement ab. Und selbst wenn die Konfrontation mit dem Weißen Haus scheitert und die Republikaner bei den nächsten Wahlen dafür bezahlen, wird es Cruz nicht schaden. Er gilt schon jetzt als der Favorit der Tea Party für die Präsidentschaftswahl 2016.  (Eric Frey /DER STANDARD, 15.10.2013)