Seewiesen/Wien - Auf Englisch heißt der Gesangsstar der Amazonasregion "Musician Wren". Die deutsche Bezeichnung Flageolettzaunkönig trifft das Können des kleinen Piepmatzes aber auch nicht schlecht. Das bestätigt nun eine zoomusikologische Untersuchung, die der Biologe Henrik Brumm gemeinsam mit der Komponistin Emily Doolittle durchführte, die außerdem Musikwissenschafterin ist.
Da die Flageolettzaunkönige perfekte konsonante Intervalle wie Oktaven, Quinten und Quarten bevorzugen, zeigt ihr Gesang eine sehr erstaunliche formale Ähnlichkeit mit der Abendländischen Musik. Tatsächlich fand das Forscherduo vom Max-Planck-Institut in Seewiesen im Gesang der Flageolettzaunkönige Passagen, die geradezu verblüffende Ähnlichkeiten mit Motiven haben, die unter anderem Bach und Haydn in ihren Kompositionen verwendet haben. Die Vögel singen allerdings nicht in einer bestimmten Tonart, so wie es ein Mensch tun würde, erklärt Doolittle. Es sei bloß die Vorliebe der Vögel für perfekte Intervalle, "die den Eindruck erwecken, als ob sie einer Tonleiter folgen".
Tonbeispiel: Der Gesang des Flageolettzaunkönigs (Cyphorhinus arada) geht besonders gut ins Ohr.
Die im "Journal of Interdisciplinary Music Studies" veröffentlichte Forschungsarbeit geht auch darauf ein, dass der Gesang des "Uirapuru", so der portugiesische Name für den Flageolettzaunkönig, immer wieder in der brasilianischen Musik vorkommt. Der Komponist Heitor Villa-Lobos etwa hat 1917 sogar ein Ballettstück namens Uirapuru geschrieben. Ihm nah verwandten Vogelarten wurden solche Ehrungen nicht zuteil: Sie haben simplere Gesänge, vor allem fehlen die musikalisch klingenden Intervalle. (tasch, DER STANDARD, 16.10.2013)