Pascale Ehrenfreund, FWF-Präsidentin.

Foto: FWF/Schubert

Am Rande des zehnten "Austrian Science Talk" in Los Angeles forderte Pascale Ehrenfreund, Präsidentin des Wissenschaftsfonds FWF, mehr Möglichkeiten für "Blue Sky Research" in Österreich. Mit diesem Schlagwort bezeichnen Vertreter US-amerikanischer Spitzenunis wie Stanford Grundlagenforschung, die nur von Neugier getrieben ist und kein bestimmtes Ziel verfolgt. Eine Basis für solide Grundlagenforschung wäre etwa die Verdoppelung des im Wettbewerb an Wissenschafter vergebenen Budgets des FWF bis 2020. Derzeit verfügt der Fonds über 210 Millionen Euro. Zu wenig, um den immer besser werdenden Anträgen gerecht zu werden.

Ehrenfreund wiederholte damit eine in einem offenen Brief des FWF-Kuratoriums an Bundeskanzler, Vizekanzler und Wissenschaftsminister formulierte Forderung. Dem Kuratorium gehören Mitglieder des FWF-Präsidiums, also auch Ehrenfreund, und etwa 50 Fachreferenten an. "Ich verstehe Wissenschafter, die sauer sind, wenn sie trotz eines prinzipiell hervorragenden Antrags abgelehnt werden müssen.".

Die FWF-Präsidentin wünscht sich auch einen Kulturwandel in Zusammenhang mit dem Umgang mit Wissenschaft. In Österreich herrsche zu viel Sicherheitsdenken, Innovation brauche aber eben "Blue Sky Research" und "Translational Research", die Grundlagenforschung mit angewandter Forschung verbindet.

Auch eine Ausweitung der Wissenschaftsberichterstattung in den Medien würde sich die FWF-Präsidentin wünschen. Dass Boulevardmedien Wissenschaft aufgrund von angeblich mangelndem Publikumsinteresse nicht zum Thema machen, sei unverständlich. "Man sollte wissen, dass sich die Leute dafür interessieren. Es kommt doch darauf an, wie man es ihnen erklärt."

Einfach nur mehr Geld zu verlangen sei nicht genug, sagte Ehrenfreund. Man müsse auch Konzepte und neue Programme vorlegen, die es den Politikern leichter machen, die zusätzlichen Mittel zu akquirieren.

Diese Inhalte sollen demnächst vom FWF ausgearbeitet werden. "Wenn ich zu einem Politiker gehe, um mehr Geld zu fordern, kann ich annehmen, dass vor mir und nach mir fünf mit dem gleichen Anliegen bei ihm waren. Da muss ich ihm einen Anreiz bieten, warum er gerade auf mich hören sollte."

Der Regierungsbildung sieht Pascale Ehrenfreund gelassen entgegen. "Wir können es ohnehin nicht beeinflussen." Auch mit einer dem Vernehmen nach angedachten Zusammenlegung von Bildungs- und Wissenschaftsressorts "müssten wir leben können. Es kommt ja auch immer darauf an, wer an der Spitze des Ressorts steht."

Der FWF erhält sein Budget über das Wissenschaftsministerium. Pascale Ehrenfreund war Gast des Austrian Science Talk, der jährlich stattfindenden Konferenz für in Nordamerika tätige österreichische Wissenschafter. Sie wurde bisher vom Infrastrukturministerium in Kooperation mit dem in Washington angesiedelten Office of Science & Technology (OST) veranstaltet. Das Wissenschaftsministerium wird in Zukunft als Kooperationspartner dazustoßen.

Im Rahmen der Veranstaltung äußerte sich schließlich auch Hubert Zajicek, Präsident des Vereins Austrian Scientists in North America (Ascina), kritisch über das knappe FWF-Budget - und solidarisierte sich mit den Forderungen des FWF-Kuratoriums. (Peter Illetschko aus Los Angeles, DER STANDARD, 16.10.2013)