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Wenn gar kein Hustenmittel hilft, kann man es immer noch mit Schneckensirup probieren.

Foto: apa, Partick Pleul

Kaum kühlt kühle Kaltluft katarrhalisch kratzende Hälse, greifen Gärtnerinnen und Gartler tief in ihre Beete. Sie rupfen heilende Kräuter mit wohltuender Wirkung, um sich diese entsprechend zubereitet zuzuführen. Greift der Gartler daneben, braucht er eventuell eine Gartlerin, die ihm aus der Apotheke rasch etwas, wie sagt man, Stopfendes holt.

Die Wirkungen mancher Pflanzen sind bekannt, andere erhofft, viele gefürchtet. Die Bandbreite erstreckt sich vom Instantanttod über ein Delir hin zur Heilung. Die völlige Wirkungslosigkeit ist aus Gründen der Einbildung auszuschließen.

Heilmittel Spitzwegerich

Husten Gartler und Gärtnerin häufig, hilft ihnen das heilkräftige Mittel Spitzwegerichsirup. Der Spitzwegerich ist, wie wir alle wissen, eine Klassencharakterart der Molinio-Arrhenatheretea - soll heißen: sehr typisch fürs Eurosibirische Kulturgrasland; und daher bei jedem Spaziergang mit über fünf Prozent Grünanteil zu finden. Seine Blätter stehen lanzettartig in der Rosette und schmecken nach kurzem Kauen wie Champignons. Daran sollst du ihn erkennen!

Begehrt ist der Spitzwegerich aber in erster Linie wegen seiner Schleim- und Gerbstoffe. Die Schleimstoffe wirken einhüllend, die Gerbstoffe zusammenziehend und die Iridoide - besser bekannt als Abwehrstoffe der Pflanzen gegen ihre Fressfeinde - antibakteriell.

Handwarm mit Honig

Für einen Sirup kocht man nun 25 Gramm Blätter in 500 Milliliter Wasser auf, lässt alles eine halbe Stunde lang ziehen, seiht ab und reduziert den Sirup auf die Hälfte. Diesen lässt man dann auf Handwarm herunterkühlen und rührt noch 175 ml Honig ein. Abfüllen, kühlstellen, bei den ersten herbstlichen Reizhustenanfällen täglich drei Teelöfferln voll einnehmen. Und weg ist der Spitzwegerichsirup.

Alternativbehandlung

Bei besonders hartnäckigen Fällen hilft aber nur das mit Abstand Grauslichste, das man sich aus dem Garten selbst zubereiten kann: Schneckensirup. Dazu sammelt man Nacktschnecken ein und beginnt, ein großes Gurkenglas schichtweise mit Nacktschnecken und einer dicken Schicht Zucker zu füllen. Kein Scherz. Deckel drauf und über Nacht stehen lassen.

Zucker entzieht Schnecken ihren wertvollen, hustenlindernden Schleim. Den so entstandenen Sirup muss man nur noch abgießen, und schon kann er eingenommen werden. Wer sich jetzt fragt, wie viel und wie oft, soll es einfach ausprobieren. Der Sirup schmeckt angeblich nach nichts außer Zucker.

Und wem allein das Lesen über Schneckensirup Magengeschwüre beschert - kein Grund zur Sorge: Auch dagegen soll dieses Wundermittelchen aus fast jedem Garten helfen. Da sage noch einer, wir Gartler wären schrullig ... (Gregor Fauma, Rondo, DER STANDARD, 18.10.2013)