Nicht nur der Linzer Bürgermeister Franz Dobusch (SPÖ), auch sein ÖVP-Vize Erich Watzl will sich aus seinem Amt zurückziehen. Beide Politiker wollen voraussichtlich mit 7. November den Hut zu nehmen. Dobusch sprach von einem seit Jahren geplanten Rückzug ohne Zusammenhang mit der Swap-Affäre, bei Watzl liegen unter anderem persönliche Gründe vor. Neuer Stadtchef soll - die Wahl in den innerparteilichen Gremien und im Gemeinderat vorausgesetzt - der bisherige SPÖ-Vize Klaus Luger werden.

"Ich habe keinen Tag bereut", bilanzierte der 62-jährige Dobusch nach 25 Jahren im Amt am Mittwoch in einer Pressekonferenz. Als seine Erfolge sieht er, dass sich Linz zu einer Kulturmetropole, zu einem sozialen Musterbeispiel und zur "saubersten Industriestadt" gemausert habe. Einen Zusammenhang seines Rücktritts mit dem verlustreichen Swap-Deal bestreitet er: Er habe bereits 2009 gewusst, dass er 2015 nicht mehr kandidieren werde, Druck aus der Landespartei habe es nicht gegeben. Von der Rücktrittsankündigung seines schwarzen Gegenübers Watzl nur eine Stunde nach seiner sei er aber schon überrascht gewesen, räumte Dobusch ein. Er geht in Pension.

Imageschaden

Dobusch hatte der Politik den Rücken gekehrt, nachdem sein Image stark unter der SWAP-Affäre gelitten hatte. Zwar sieht die Staatsanwaltschaft, die gegen Ex-Stadtrat Johann Mayr (SPÖ) und den ehemaligen Finanzdirektor Anklage erhoben hat, bei ihm keinerlei Anhaltspunkte für ein strafbares Verhalten, aber sein Krisenmanagement war unglücklich - etwa als er nach der Anklageerhebung tagelang auf Tauchstation ging, weil er beim Fischen in Skandinavien weilte.

Sein Nachfolger Luger (52) formulierte als wichtigste Themen der nächsten Zeit die urbane Verkehrsentwicklung, einige noch ausstehende Stadtentwicklungsprojekte wie die Tabakfabrik sowie ein bei aller Sparnotwendigkeit soziales Budget. Und: "Wir haben uns der Riesen-Herausforderung Swap zu stellen", so der künftige Bürgermeister, der sich bisher weitgehend aus der Diskussion herausgehalten hatte.

Der 55-jährige Watzl arbeitet künftig wieder im Landesdienst - vermutlich im Präsidium der Landesregierung, wo seine Laufbahn begonnen hatte. Dass er Eduard Pesendorfer als Landesamtsdirektor nachfolge, "wird nicht der Fall sein", betonte der 55-Jährige, der eine Rückkehr in die Politik ausschließt. Routine solle nicht zur Beliebigkeit werden, erläuterte er seinen Schritt. Weder Dobuschs Abgang noch die Einbußen der ÖVP bei der Nationalratswahl hätten etwas damit zu tun. Er denke in Lebenszyklen, diese würden bei ihm stets sieben bis zehn Jahre dauern, sagte der scheidende Vizebürgermeister.

Neue Gesichter

In der Stadtregierung wird es somit künftig etliche neue Gesichter geben: In der SPÖ-Riege hatten erst kürzlich Karin Hörzing (50) und Christian Forsterleitner (36) Finanzstadtrat Johann Mayr, der in der Swap-Affäre angeklagt wurde, und Christiana Dolezal, die in Pension ging, abgelöst. Hörzing steigt nun zur Vizebürgermeisterin auf, neues Stadtrat wird der bisherige Gemeinderat Stefan Giegler (53). Auf der Seite der Volkspartei wird vermutlich Klubobmann Bernhard Baier Watzl nachfolgen.

Lehrer im Stadtsenat

Mit Stefan Giegler rückt ein Lehrer in den Linzer Stadtsenat auf. Der 53-Jährige ist Direktor der oft als Vorzeigeeinrichtung gelobten Europaschule. Unter diesem Dach sind die Praxisvolks- und Neue Mittelschule der Pädagogischen Hochschule in Linz vereint. Der breiten Öffentlichkeit war Giegler bisher aber weniger bekannt, obwohl er seit 2003 für die SPÖ im Gemeinderat sitzt.

Der künftige Stadtrat gilt als engagierter Pädagoge, der auch gerne neue Wege beschreitet - etwa als er einen Graffiti-Künstler suchte, um die beschmierte Schulmauer neu zu gestalten. Mit seinem Einsatz für Ganztags- und Gesamtschule ist er exakt auf Parteilinie. Gieglers Vision von Linz ist eine "weltoffene Stadt, in der Bildung und Kultur einen hohen Stellenwert haben". Nebenbei ist er Vizeobmann beim ASKÖ. (APA, 16.10.2013)