Moskau/Den Haag - Ein ranghoher niederländischer Diplomat ist in der russischen Hauptstadt Moskau von zwei Unbekannten in seiner Wohnung angegriffen worden. Das Außenministerium in Den Haag bestätigte am Mittwoch russische Medienberichte, wonach es sich bei dem Opfer um Onno Elderenbosch handelt, den Stellvertreter des niederländischen Botschafters in Moskau.

Den Berichten zufolge lauerten die als Elektriker verkleideten Täter Elderenbosch auf dem Gang auf, stießen ihn in seine Wohnung und schmierten dort mit rosafarbenem Lippenstift das Kürzel "LGBT" auf einen Spiegel, das im Englischen für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender steht.

! Victim of Moscow beating is Onno Elderenbosch. Perpetrators left 'LGBT'-sign on mirror. #Netherlands #Russia pic.twitter.com/IU36SBzsKm

— Hans de Vreij (@hdevreij) October 15, 2013

In einem Medienbericht hieß es, Elderenboschs Wohnung sei "auf den Kopf gestellt" worden. Gestohlen worden sei jedoch nichts.

Der 60-jährige Elderenbosch sei nicht schwer verletzt worden, hieß es weiter. Auch der niederländische Außenminister Frans Timmermans schrieb im Onlinenetzwerk Facebook nach einem Telefonat mit dem Diplomaten, dass es diesem "gut geht". Laut der niederländischen Nachrichtenagentur ANP wollte Timmermans im Lauf des Mittwochs den russischen Botschafter einbestellen.

Außenministerium bedauert

Die russischen Ermittlungsbehörden bestätigten, dass am Dienstagabend ein Niederländer angegriffen und gefesselt worden sei. Die Täter seien flüchtig, und es seien Ermittlungen aufgenommen worden. Das russische Außenministerium bedauerte in einer Erklärung den "traurigen Vorfall". Es solle alles unternommen werden, um die Täter zufassen. Die Behörden seien zu einer "engen Zusammenarbeit" mit den Niederlanden bereit, hieß es.

 Die Beziehungen zwischen Russland und den Niederlanden sind derzeit angespannt. Mehrere Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace, die am 19. September auf einem unter niederländischer Flagge fahrenden Schiff in der Arktis festgenommen wurden, sitzen in russischer Haft.

Diplomat in Den Haag festgenommen

Außerdem wurde der russische Diplomat Dmitri Borodin in Den Haag kürzlich von der Polizei vorübergehend festgenommen, weil er Nachbarn zufolge seine Kinder misshandelt haben soll. Timmermans entschuldigte sich später bei Russland dafür, dass die Festnahme gegen das Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen verstoßen habe.

Für November ist bisher ein Besuch des niederländischen Königspaars in Russland geplant.(red, APA, 16.10.2013)