Wien - Festgefahren, wie die Lohn- und Gehaltsverhandlungen für 120.000 Beschäftigte der Maschinen- und Metallwarenindustrie sind, waren die Nicht-Eisen-Metaller vergleichsweise erfrischend. Dabei sind die Aussichten für Aluverarbeiter wie die Amag in Ranshofen alles andere denn günstig: Enormer Preisverfall aufgrund von Überkapazitäten.

Zwar feilschten Metall- und Privatangestelltengewerkschafter auch hier um die Wirtschaftsdaten, drei Verhandlungstermine mit insgesamt 25 Stunden brauchten sie dafür aber nicht. Bei den Maschinenbauern ist, wie berichtet, selbst die Inflationsrate strittig. Die Arbeitgeber wollen von der Benya-Formel abgehen, die auf der Inflationsrate der zwölf Monate vor Beginn der Herbstlohnrunde basiert und mit der von den Volkswirten prognostizierten Produktivitätsfortschritt kombiniert wird.

Die Arbeitgeber bieten ein Plus von zwei Prozent, weil die Teuerung für nächstes Jahr sinkend prognostiziert wird. Gemäß Benya-Formel kommt bei Lohnverhandlungen aber traditionell die Teuerungsrate von September bis September zur Anwendung, was 2,4 Prozent ausmacht.

Durchschnitt

"Man kann nicht in die Zukunft schauen", sagt Wirtschaftsforscher Ulrich Schuh vom industrienahe Institut EcoAustria, "deshalb nimmt man den Durchschnitt der vergangenen zwölf Monate." Die Zukunft werde quasi ohnehin über die Einrechnung der prognostizierten Produktivitätssteigerung abgebildet. Schuh sieht nicht die Inflation, sondern die labile Wirtschaftssituation als Problem - und Triebfeder für die Industrie, die Lohnzuwächse flach zu halten.

Im September ist die Inflationsrate auf 1,7 Prozent gesunken - den niedrigsten Wert seit August 2010 und ein Minirückgang gegenüber August. Preisdrücker waren Treibstoffe. Preistreiber waren Wohnung, Wasser, Energie und Nahrung. Womit klar ist: Je länger die Lohnrunde dauert, desto schwieriger wird es die 3,4 Prozent (mindestens aber 100 Euro) der Gewerkschaft durchzubringen.

Heute, Donnerstag, kommt der Metallerreigen richtig mit dem Fachverband Bergbau/Stahl richtig in die Gänge. Am Freitag folgen Gas-/Wärmeversorger und am Montag Fahrzeugindustrie und Gießereien. Ehe die Maschinenbauer am Dienstag weiter verhandeln, bei Metallverarbeitern flächendeckend Betriebsversammlungen abgehalten. Vor den Betrieben der Arbeitgeberchefverhandler, Veit Schmidt-Schmidtsfelden und Johannes Collini, sowie Fachverbandsobmann Christian Knill wird am Montag sogar demonstriert. (ung, DER STANDARD, 17.10.2013)