Die Verlagerung zentraler Bundesinstitutionen aus der Hauptstadt Wien in die Länder wäre ein ehrgeiziges und mutiges Reformprojekt einer neuen rot-schwarzen Bundesregierung - falls sie diesmal tatsächlich vorhat, an den Rädern der Republik zu drehen.

Die Absiedelung zum Beispiel eines der Höchstgerichte, des Bundesrechnungshofs, des Bundeskriminalamts oder auch einzelner Ministerien in die Landeshauptstädte könnte die föderale Struktur Österreich nachhaltig aufwerten und die Sogwirkung Wiens entschärfen.

Jetzt gilt: Wer in der staatlichen Hoheitsverwaltung Karriere machen will, muss nach Wien gehen. Die Spitzenjobs in den Ministerien oder Gerichten gäbe es in Hinkunft dann eben auch in den Landeshauptstädten. Als angenehmer Kolateralnutzen würde sich zwangsläufig auch die Verkehrsinfrastruktur verbessern. Denn die neuen Bundesstellen müssten auch für Wiener Pendler gut erreichbar sein. Kommunikationstechnisch können die Verlagerungen in Zeiten eng vernetzter Medientechnologien kein Argument sein.

Dass Wien mit solchen Spintisierereien aus der Provinz, die das gewachsene Machtzentrum der Metropole schwächen könnten, keine Freude hat, ist naheliegend. Als gelernter Österreicher weiß man ja ohnehin, dass das alles nicht so kommen wird. Wien bleibt Wien. Aber es sollte, wenn schon radikale Staatsreformen eingefordert werden, zumindest intensiv auch darüber nachgedacht werden. (Walter Müller, DER STANDARD, 17.10.2013)