Kulturministerium nach Salzburg, Sport nach Innsbruck, Verteidigung nach Klagenfurt und Wissenschaft nach Graz? Es klingt wie der Traum jedes Föderalisten - endlich wäre der Wasserkopf Wien geplatzt, die Vorherrschaft der Bundeshauptstadt gebrochen.

Aber wer hätte etwas davon - außer ein paar Landespolitiker, die sich selbst applaudieren könnten, sowie Baufirmen und Speditionen, die neue Aufträge erhaschen könnten? Eine Übersiedlung von Ministerien und auch nur von Behörden wäre nicht nur am Anfang teuer, sondern auch im laufenden Betrieb - und bei den meisten betroffenen Mitarbeitern äußerst unbeliebt. Jede interministerielle Besprechung wäre ein logistisches Unterfangen, jeder informelle Kontakt ein Problem. Videokonferenzen können Treffen im Kaffeehaus nicht ersetzen.

Und wozu? Das Beispiel Deutschland gilt nicht. Bis zur Wiedervereinigung 1991 hatte die Bundesrepublik keine richtige Hauptstadt, daraus resultierte die geografische Aufteilung vieler Behörden. Und auch heute hat Berlin nur doppelt so viele Einwohner wie die zweitgrößte Stadt Hamburg, Wien aber mehr als sechsmal so viele wie Graz.

So ungern die Bundesländer das auch hören: Österreich ist ein Land mit einer einzigen Großstadt, die sich als Regierungs-, Verwaltungs-, Wirtschafts- und Kulturzentrum gut bewährt hat. In Anbetracht ihrer Kleinheit kommen die Landeshauptstädte ohnehin nicht zu kurz. Dafür sorgen schon die aufgeblähten Landesverwaltungen. (Eric Frey, DER STANDARD, 17.10.2013)