20.000 Jahre alte Hand in der Höhle Pech Merle.

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Washington - Diese Kunstwerke beeindrucken auch noch mehr als 20.000 Jahre nach ihrer Entstehung: Die in südfranzösischen und spanischen Höhlen hinterlassenen Malereien und Ritzzeichnungen, die vor allem Jagdszenen rund um Wildpferde, Mammuts und andere eiszeitliche Tiere darstellen, verblüffen bis heute durch ihre Lebendigkeit und ihren Realismus.

Anthropologen gingen wohl auch aufgrund der dominierenden Jagdmotive davon aus, dass die urzeitliche Höhlenkunst von Männern geschaffen wurde. Doch nun meldet ein US-Forscher begründeten Zweifel an dieser These an. Er hat buchstäblich handfeste Belege dafür gefunden, dass Frauen an vielen der Malereien beteiligt gewesen sein müssen.


Video: Professor Dean Snow von der Penn State University beschreibt, wie er zu seiner bemerkenswerten These kam.

Am Beginn der Recherchen des emeritierten Anthropologie-Professors Dean Snow von der Pennsylvania State University stand ein Katalog mit Abbildungen steinzeitlicher Höhlenkunst. Einige der abgebildeten Hände kamen ihm weiblich vor: Vier von sechs mussten aufgrund ihrer Proportionen (etwa wegen des längeren Zeigefingers im Vergleich zum Ringfinger) von Frauen stammen.

Handelte es sich um einen Zufall, oder steckte da System dahinter? Snow wollte die Frage klären, reiste nach Europa und besuchte mehrere der Höhlen. Von anderen Höhlenmalereien, die nicht zugänglich waren, besorgte er sich hochaufgelöste Fotos. Schließlich fotografierte er auch noch die Hände der heute in der Region lebenden Menschen.

Drei Viertel der Handabdrücke stammt von Frauen

Bis jetzt hat Snow 36 steinzeitliche Handabdrücke auf Höhlenwänden ausgewertet. Und diese Analysen, die nun im Fachblatt "American Antiquity" erschienen, bestätigen den ursprünglichen Verdacht: Drei Viertel der Handabdrücke auf den Höhlenwänden stammten von Frauen. Nur zehn Prozent der Hände stammten laut Snow von erwachsenen Männern, 15 Prozent von Jugendlichen. Snow ist sich dabei ziemlich sicher: Seine Vermessungen ergaben nämlich, dass die geschlechtsspezifischen Handdifferenzen vor gut 30.000 Jahren noch deutlicher waren als heute.

Die neuen Erkenntnisse werfen freilich, wie so oft, auch einige neue Fragen auf: Warum waren die Menschen der Steinzeit so auf Frauenhände fixiert? Und haben die Frauen womöglich auch die anderen Bilder gemalt? (tasch, DER STANDARD, 17.10.2013)