Mit dem Greyhound durch Australien. Die Bloggerin zieht ein erstes Resümee zur Halbzeit ihrer Reise.

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Foto: Angelika Mandler-Saul

40 Tage bin ich nun bereits durch Australien unterwegs. Länger als jede Reise, die ich je unternommen habe. Zeit für einen ganz persönlichen ersten Rückblick. Über Städte, Transportmittel und was mir sonst noch aufgefallen ist.

Ich bin mit Austrian Airlines, Emirates und Qantas geflogen, hatte drei Wochen lang einen Campervan und habe in den Städten jeweils den stets vorhandenen CBD Free-Bus benutzt. In Adelaide war ich mit dem Fahrrad unterwegs und habe mir für einen Tag einen Mietwagen gemietet. Mit einer Backpacker Tour habe ich eine geführte Bustour ins südaustralische Outback unternommen. Den australischen Greyhound Busservice habe ich erstmals für die Strecke Adelaide nach Canberra genutzt und zwar gleich über Nacht. Und aus reinen "Testzwecken" habe ich auch noch den Premium Service von Greyhound ausprobiert, auf der bislang letzten Distanz von Canberra nach Sydney.

Wo man sich bettet

Übernachtet habe ich Hotels, Hostels, allein im Campervan, in einer ehemaligen Tuberkulosestation, im Swag unter dem Sternenhimmel, unterirdisch in einem "Bunker" und im Greyhound Bus.

Nach der westaustralischen Einsamkeit, den vielen Kilometern auf den Highways, den Wüstenfahrten und den kalten und stürmischen Nächten im Campervan, war ich eigenlich ganz froh, wieder in einer "richtigen" Stadt, in Adelaide, anzukommen. Qantas bot - für mich überraschend - auf einem nur dreieinhalb Stunden langen Flug sowohl ein warmes Essen (inkl. "Choice") als auch alkoholische Getränke gratis an, noch dazu um einiges freundlicher als die so hochgelobte Emirates bei meinem Flug von Dubai nach Perth.

Perth liegt innerhalb Australiens wirklich vollkommen isoliert und abseits. Die Preise sind hier deutlich höher, die Distanzen länger und sobald man aus der Stadt oder dem Ort raus ist: Nichts. Kein Telefon, kein Radio, natürlich kein Internet, keine Supermärkte.

Adelaide präsentierte sich mir hingegen als aufgeschlossen und sehr bemüht, sich als moderne und vor allem umweltbewusste Universitätsstadt zu präsentieren. Plastiksackerln sind als absolutes No-Go verschrien. Wer dennoch sein Take Away Food derart verpackt haben will, zahlt ordentlich drauf und wird noch dazu mehr als deutlich auf seinen persönlichen Beitrag zur Umweltverschmutzung hingewiesen. Radstrecken waren vorbildlich ausgewiesen, teilweise sogar baulich getrennt – meist sogar farblich abgehoben (In Australien hat man sich für grün entschieden. In Wien  ging eine mögliche Farbwahl ja nicht ohne entwürdigende Diskussionen ab).

Gratis-Citybikes für den gesamten Tag werden an zahlreichen Stellen angeboten und sehr unkompliziert inklusive Helm (ist hier Vorschrift) verliehen. Manche Strecken (wie etwa in den Küstenvorort Glenelg oder nach Port Adelaide) sind gar als durchgehender "Bikeway" ausgeschildert. In der City wird meist die Links-Abbiegespur gleichzeitig auch als Radspur geführt - mit dem Unterschied, dass die Radfahrer Vorrang vor den abbiegenden Autos haben.

Der Wein in den Adelaide Hills

Da Adelaide quasi die Wiege des australischen Weinanbaus ist, war ich mir auch hier eine Weinverkostung schuldig. Der Sinn stand mir diesmal aber so gar nicht nach der Gesellschaft wohlsituierter australischer Paaren als Mitreisende bei einer geführten Tour, deshalb mietete ich für einen Tag ein Auto und fuhr aus Adelaide raus. Zwar ist das Barrossa Valley hier das international bekannteste Gebiet, aber ich war auf einen Winemaker mit "Grunem Veltliner" gestoßen und deshalb ging die Fahrt in die Adelaide Hills. Hahndorf Hill Wines bauen ihr Marketing doch tatsächlich auf den österreichischen Weinen "Gruner Veltliner" und Zweigelt auf. Leider erwähnen sie das Weinviertel als größte Anbaufläche des Grünen Veltliners in Österreich nicht (dafür aber die Wachau), darüber musste ich eben großzügig hinwegsehen. Vermarktet wird der "Grune Veltliner" (sprich: "grooner velt leaner", Zitat Ende) hier mit den Slogans "Every kitchen needs a Gruner" und auch "Gruner goes global". Australische Weingurus prognostizierem dem "Grunen" eine große australische Zukunft und sogar der Falstaff zeichnetet diesen "GV" als besten Grünen Veltliner außerhalbs Österreichs aus. Solcherart motiviert, konnte das McLaren Weingebiet dann bei mir nicht mehr punkten. Zumal eine der sonst immer so penetrant allwissenden Angestellten beim dortigen Visitor Center von "Grünem Veltliner" ihr Lebtag noch nicht gehört hatte.

Touristenpflichten

Canberra als Hauptstadt stand nur aus "touristischem Pflichtgefühl" auf dem Programm - und weil ich die lange Busfahrt mit dem Greyhound unterbrechen wollte. Am Busbahnhof in Adelaide war ein richtiger "Check-In" gefragt mit Luggage Tag und Sitzzuweisung. Schließlich gab's auch Aufrufe wie am Airport und am Bus wurde man persönlich von seinem Driver begrüßt. In meinem Fall war dies für die erste Fahrtetappe von etwa sechs Stunden Craig – trotz der empfindlichen Kälte mit Shorts und erschreckend hohen weißen Stutzen bekleidet.

Der Großteil der Strecke wurde nachts gefahren und zwar auf gänzlich unbeleuchteten Highways, abgesehen vom eigenen Scheinwerferlicht und entgegen donnernden Roadtrains. Die regelmäßigen Aufprallgeräusche, die uns durch die rabenschwarze Fahrt begleiteten, rührten wohl von den nachtaktiven Känguruhs her.

Zu den für mich unmöglichsten Zeiten stiegen irgendwo auf der Strecke in wohlklingenden Orten wie etwa "Wagga Wagga" übernächtigte Gestalten schweigend zu oder aus. Craig wurde alsbald von einem etwas lebendiger agierenden Mick abgelöst, der kurz vor zwei Uhr nachts alle Passagiere mit einem lautstarken und - unverständlicher Weise - überaus fröhlichen "good morning, folks" aus dem Schlaf riss, um unmissverständlich sämtliche Sicherheitsregeln an Bord noch mal durchzugehen. Und er hat nichts ausgelassen!

Ein Tag Canberra ist genug

Canberra. Nun ja, nachdem sich Sydney und Melbourne als ewige Konkurrenten nicht einigen konnten, wurde Canberra die Hauptstadt. Nicht mehr und nicht weniger. Das Hostel war gut besucht, die Straßen sind übersichtlich am Reißbrett geplant, der Free City Bus erfüllte auch hier seinen Zweck und die in Australien allgegenwärtigen Kriegsmemorials haben hier sogar den Status von Touristenattraktionen. Damit reichte mir ein Tag vollkommen. Allerdings war hier das National Museum deutlich weniger "verstaubt" als anderswo und außerdem fand gerade die "Floriade" statt, eine nette Blumenausstellung im Park mit Jahrmarktcharakter und ein paar farbenfrohen Skulpturen. Die Besucher strömten in Scharen und vor allem die japanischen Touristen konnten sich vor Begeisterung kaum halten.

Was mir während meiner Reise "als Tourist" sonst noch angenehm aufgefallen ist: Die Museen sind meist gratis (aber nicht immer spannend), die botanischen Gärten stets besuchenswert und eine Oase der Ruhe nach dem Sightseeing, Trinkbrunnen gibt's an jeder Ecke und die meisten Städte bieten einen gratis Pendel-Bus in der Innenstadt an. Dass sich untereinander alle mit  "See you later" verabschieden, auch wenn sich der vorherige persönliche Kontakt auf den Kauf eines Capp´s beschränkt hat, ist für mich bereits selbstverständlich. Und auch, bei den Supermärkten den viel flotteren "Self-Checkout" an Selbstbedienungskassen zu nehmen. Auch nach Wochen ist es mir übrigens meist immer noch unmöglich, dem breiten Aussie-Slang vollkommen zu folgen.

Das Premium Service von Greyhound ergatterte ich um einen unschlagbar günstigen Onlinepreis von 20 AUD. Damit fuhr ich, nach persönlichem Handschlag vom Driver und von ihm mit Snacks versehen, inklusive W-Lan an Bord und eigener Steckdose beim Ledersitz von Canberra nach Sydney.  Und nach drei Tagen in Sydney kann ich nun sagen: Hier weht ein vollkommen anderer Wind. (Angelika Mandler-Saul, derStandard.at, 17.10.2013)