Seit der zivile Präsident Thein Sein im Februar 2011 die Militärjunta ablöste, stehen die Zeichen in Burma (Myanmar) auf Demokratisierung. Politische Gefangene wurden freigelassen, Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi durfte wieder am politischen Prozess teilnehmen, Pressefreiheit hielt ansatzweise Einzug. Die Belohnung folgte prompt, indem die USA und die EU die Sanktionen gegen das südostasiatische Land lockerten.

Trotz erster Reformschritte sind die Missstände in Burma aber immer noch eklatant. Die Verfassung sichert dem Militär ein Viertel der Parlamentssitze zu, die Pressefreiheit bezieht sich nur auf Zeitungen, und in den Gefängnissen warten viele Dissidenten auf ihre Entlassung. Zudem bleibt Burmas gravierendstes Problem bisher weitgehend unangetastet. Der Vielvölkerstaat hat seit Erlangung der Unabhängigkeit 1948 mit Aufständen von ethnischen Minderheiten zu kämpfen, die mit Waffengewalt die Unabhängigkeit fordern.

Thein Sein ist es gelungen, die blutigsten Konflikte zumindest vorerst zu beenden. Die größere Hürde auf dem Weg zur Befriedung des Landes besteht allerdings darin, die Ressentiments zwischen der Mehrheit der Birmanen und den zahlreichen Minderheiten auszuräumen. Dass diese weiterhin tief verankert sind, beweist eine Anschlagsserie in den letzten Tagen. Trotz Mangel an konkreten Beweisen wurde in einer ersten Reaktion in Richtung Randregionen gezeigt. Dort wo die Minderheiten zuhause sind. (Kim Son Hoang, DER STANDARD, 18.10.2013)