Schluck- und Verdauungsprobleme können unbehandelt bis hin zum Tod führen. Daher sind vorsorgliche Untersuchungen das Um und Auf - auch bei betagten Patienten.

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Berlin – Bis zu 60 Prozent aller Altenheimbewohner leiden unter Schluckstörungen. Auch andere Funktionen des Verdauungstraktes sind im Alter beeinträchtigt. Die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) rät Ärzten daher, bei Senioren sorgfältig zu prüfen, ob Speiseröhre, Magen und Darm richtig funktionieren. Unbehandelt könnten Schluckstörungen und andere Probleme beim Essen und der Verdauung zu Mangelernährung, Untergewicht und letztlich sogar zu einem vorzeitigen Tod führen, so die Fachgesellschaft.

Anfälliges Verdauungssystem

"Durch verschiedene Funktionsuntersuchungen sollten Ärzte gerade bei alten Menschen konsequent nach Ursachen für Beschwerden suchen, um Mangelernährung und somit eine Verschlechterung des Allgemeinzustands zu verhindern", sagt DGVS-Experte Thomas Frieling. Vor allem das feine Netz aus Nervenzellen, die die Beweglichkeit von Speiseröhre, Magen und Darm steuern, sei anfällig für Altersveränderungen. Hinzu komme, dass viele Erkrankungen im Alter den Darm angreifen.

Zu den häufigsten Altersbeschwerden gehören Schluckstörungen. "Neben der eigentlichen Alterung der Speiseröhre können auch eine verminderte Speichelbildung, schlechte Zähne oder Schleimhautentzündungen den Schluckakt für ältere Menschen zur Qual machen", so Frieling. Schluckstörungen treten auch bei neurologischen Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder infolge eines Schlaganfalls auf. Zur Gefahr werden sie, wenn Betroffene sich verschlucken und der Speisebrei versehentlich in die Luftröhre gelangt: Dies kann eine lebensbedrohliche Lungenentzündung verursachen. 

Auch Magen und Dünndarm arbeiten oftmals nicht mehr so gut wie in jungen Jahren. "Der Magen kann weniger Nahrung aufnehmen und die Entleerung ist verzögert", sagt Frieling. Ältere Menschen sind deshalb schneller satt, und sie leiden häufig unter Sodbrennen. Dies schädigt die Schleimhaut in der Speiseröhre. Zudem haben viele Senioren nach langjähriger Besiedlung mit dem Magenkeim Helicobacter pylori eine chronische Schleimhautentzündung und leiden häufig unter Übelkeit und Erbrechen. 

Medikamentöse Nebenwirkungen

Auch Medikamente, wie zum Beispiel Magensäureblocker, beeinträchtigen mitunter die Verdauungsfunktionen. "Die Magensäure fördert die Verdauung und tötet Keime ab", erklärt der Experte. Wird die Magensäure durch Medikamente reduziert, kann es zu einer Fehlbesiedlung des Dünndarms mit Blähungen, Bauchkrämpfen und Durchfall kommen – was die Aufnahme von Nährstoffen über den Darm behindert.

Für die Funktionsuntersuchung stehen den Ärzten verschiedene diagnostische Methoden zur Verfügung. Auch bei hochbetagten Patienten seien Magenspiegelungen, Ultraschalluntersuchungen und Atemtests problemlos durchführbar, so die DGVS. (red, derStandard.at, 17.10.2013)